Werner Leich
Werner Leich (* 31. Januar 1927 in Mühlhausen/Thüringen) ist ein evangelischer Theologe. Er war von 1978 bis 1992 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen.
Leben und Beruf
Leich besuchte die Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NAPOLA) von Schulpforte bei Naumburg und anschließend das Gymnasium Ernestinum in Gotha. 1942 bis 1945 nahm er freiwillig als Luftwaffenhelfer und als Wehrmachtssoldat mit Dienstgrad Fahnenjunker am Krieg teil, denn er wollte „für die Rettung Deutschlands kämpfen“. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann er eine Schlosserlehre und holte das Abitur nach. Ab 1947 studierte er Evangelische Theologie in Marburg und Heidelberg. Um sein Studium zu finanzieren, arbeitete er untertage in Gelsenkirchen im Bergwerk. Er schloss sich der schlagenden Verbindung „Landsmannschaft Hasso Borussia Marburg“ im Coburger Convent (CC) an und engagierte sich gegen emanzipatorische Ansätze im AStA der Universität. Er ist seit 1952 verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter.
Nach Abschluss seines Studiums 1951 war er bis 1953 Vikar in Angelroda und ab 1954 Pfarrer in Wurzbach/Thüringen. 1969 wurde er zum Superintendenten in Lobenstein ernannt. Schon seit 1960 gehörte er auch der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen an, in welcher er 1967 zum Vizepräsidenten gewählt wurde. Dieses Amt konnte er bis 1978 ausüben, dann wurde er Landesbischof der thüringischen Landeskirche in Eisenach. Die Synode hatte ihn im Dezember 1977 als Nachfolger von Ingo Braecklein in dieses Amt gewählt.
Schon seit 1969 war Leich auch Mitglied in der Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) – Bereich Ost (VELK DDR), der er von 1983 bis 1986 als Leitender Bischof vorstand. Außerdem war er 1986 bis 1990 als Nachfolger von Johannes Hempel Vorsitzender der Konferenz der Kirchenleitungen des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK). Die VELK DDR löste sich bereits 1988, der BEK nach der Wende auf.
Zum 3. Oktober 1990, als erstem Tag der deutschen Einheit, empfahl Leich den Kirchgemeinden ein allgemeines Läuten der Kirchenglocken.[1] Wenige Monate zuvor hatte er sich dafür ausgesprochen, die Formel „Kirche im Sozialismus“ fallenzulassen zugunsten der Bezeichnung „Evangelische Kirche in der DDR“.
1992 trat Leich in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger als Landesbischof wählte die thüringische Synode Roland Hoffmann. 2011 trat er noch einmal an die Öffentlichkeit als Mitunterzeichner eines offenen Briefes mehrerer Altbischöfe der evangelischen Landeskirchen, der sich deutlich gegen die Ordination von Pfarrern ausspricht, die in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften leben.[2]
Ehrungen
- 1983: Ehrendoktorwürde der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Dr. h. c.)
- 1989: Ehrendoktorwürde des theologischen Instituts der Evangelischen Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Ungarn
- 1990: Ehrendoktorwürde der Wittenberg Universität Springfield/Ohio
- 1984: Four Freedoms Award in der Kategorie Religionsfreiheit
- 2004: Thüringer Verdienstorden
Werke
- Freu dich, Himmel – freu dich, Erde. Ein Weihnachtsbuch. SCM Brockhaus, Wuppertal 1993.
- DU aber bleibst – im Wechsel der Horizonte. Lebenserinnerungen. Wartburg-Verlag, Weimar 2002, ISBN 978-3-86160149-4. (überarbeitete und wesentlich erweiterte Neuauflage der Lebenserinnerungen von 1992.)
- Gesandt zum Dienst. Wartburg-Verlag, Weimar 2002, ISBN 978-3-86160142-5.
Literatur
- Ehrhart Neubert: Leich, Werner. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
- Literatur von und über Werner Leich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- „Ich war zu ängstlich“, Interview in Der Spiegel, 13. April 1992
- Stasi-Unterlagen-Archiv, Themenbeitrag: Das Treffen zwischen Honecker und Bischof Leich am 3. März 1988
Einzelnachweise
- Helmut Matthies: Als der Westen auf den Osten stolz war. In: Junge Freiheit. 7. Oktober 2005, abgerufen am 31. August 2020.
- Der offene Brief der Altbischöfe gegen homosexuelle Pfarrerspaare