Weihergrund von Anspach
Der Weihergrund von Anspach ist ein Naturschutzgebiet in Neu-Anspach im Hochtaunuskreis.
Das Naturschutzgebiet
Das Naturschutzgebiet mit einer Größe von 3,68 Hektar wurde 1986 unter Schutz gestellt.[1]
Es befindet sich überwiegend in der Gemarkung von Anspach und teilweise der von Arnoldshain. Es handelt sich um eine Wiesenaue des Aubachs unterhalb des Klingenbergs (Lage).
Der Flurname
Der Flurname im weyer grundt (weyer = Wiese) ist erstmals 1744 überliefert.[2]
Das Opel-Jagdhaus
Unmittelbar südlich des Naturschutzgebietes stand das sogenannte Opel-Jagdhaus (Lage). Dieses Jagdhaus wurde ab 1909 vom Architekten Alfred Engelhard (1867–1941) für Fritz Opel erbaut.[3]
1909 ersteigerte Fritz Opel die Jagd im Anspacher Jagdrevier (1.800 Hektar) für 9.600 Mark (in heutiger Kaufkraft rund 59.000 €). 1912 wurde die neoklassizistische Burg-Villa erbaut. Bis zu seinem Tode 1938 war Fritz Opel Pächter der Jagd. Seine Witwe Martha erwarb das Grundstück samt Gebäude im Oktober 1939 für 75.000 Reichsmark (in heutiger Kaufkraft rund 338.000 €). Die Jagd erhielt ihr Neffe Georg von Opel, der spätere Gründer des Opel-Zoos. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Anwesen am 24. August 1946 durch die amerikanische Besatzungsmacht beschlagnahmt und als Außenstelle der in Oberursel (Camp King) stationierten US Military Intelligence Group genutzt. Diese quartierte ehemalige deutsche Offiziere der ehemaligen Abteilung „Fremde Heere Ost“ des Oberkommandos der Heeres ein.[4] Etwa zwei Dutzend Personen arbeiten im Jagdhaus, darunter Hermann Baun, der als Angehöriger der Abwehr während des gesamten Russlandfeldzuges der Wehrmacht die frontnahe Spionage koordinierte. So wurden ims Jagdhaus die ersten Schritte zur Formierung der Organisation Gehlen getätigt, aus der sich 1956 der Bundesnachrichtendienst (BND) formieren wird.[5] 1950 endet die Nutzung durch die Amerikaner. Das Haus stand seitdem leer und verfiel. Der Ort erfreute sich als "Lost Place" zunehmender Beliebtheit bei Urban Explorern. Bilder von 2016 zeigen Reste eines Außenpools, der Heizungsanlage und einiger Innenräume.[6] Im Januar 2022 wurde die Ruine als Folge einer Abrissverfügung der Hochtaunus-Kreisverwaltung komplett beseitigt.[7]
Zu Beginn der 1950er Jahre wurde neben der Villa eine Holzhütte für die deutsche Flugkapitänin Hanna Reitsch erbaut. Sie war zuvor im Oberurseler Camp King interniert und lebte nun zeitweise unter einem Decknamen im Anspacher Wald.[8]
- Opel-Jagdhaus 1916
- Opel-Jagdhaus 1916, innen
- Opel-Jagdhaus 2015
- Garagengebäude
Isabellengrube
Nördlich des Naturschutzgebietes an der Westseite des Weihergrundes (also auf Arnoldshainer Gebiet) befand sich ein Bergwerk zur Gewinnung von Eisenerz, die Isabellengrube (Lage). Erste Betreiber waren die Herren von Reifenberg, die 1686 im Mannesstamm erloschen.[9][10] Siehe hierzu auch die Liste von Bergwerken im Taunus.
Weblinks
Einzelnachweise
- Verordnung über das Naturschutzgebiet „Weihergrund von Anspach“ vom 24. November 1986. In: Höhere Naturschutzbehörde (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1986 Nr. 49, S. 2335, Punkt 1201 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 8,1 MB]).
- „WEIHERGRUND“. Hessische Flurnamen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Marc Zirlewagen: Bockenheimer Landstraße 102, 2004, ISBN 978-3-943407-37-2, S. 62 ff.
- Manfred Kopp: Lesen wie in einem offenen Buch; in: Jahrbuch des Hochtaunuskreises 2011, ISBN 978-3-7973-1231-0, S. 81
- Olaf Velte: Opel-Jagdhaus ist einer der Geburtsorte des Bundesnachrichtendienstes (BND). In: Frankfurter Neue Presse. 5. Januar 2021, abgerufen am 26. Januar 2021.
- Alte Jagdvilla der Familie Opel im Weihersgrund (Taunus). In: Travelfish. 23. April 2016, abgerufen am 18. August 2020 (deutsch).
- Opel-Jagdhaus ist Geschichte. In: Frankfurter Neue Presse. 28. Januar 2022, abgerufen am 13. Februar 2022 (deutsch).
- Olaf Velte: Weihersgrund bei Neu-Anspach – Ungarische Hirsche und Geheimagenten; in: Taunuszeitung vom 4. Januar 2011, online
- Region Frankfurt, S. 19f
- RegioMap mit Kulturlandschaftskataster des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain, abgerufen am 29. März 2015