Waldemar von Mohl

Waldemar Arthur v​on Mohl (* 6. September 1885 i​n Ponarien, Ostpreußen; † 1. März 1966 i​n Bad Segeberg) w​ar ein deutscher Jurist u​nd Landrat während d​er Weimarer Republik u​nd des Nationalsozialismus.

Leben

Waldemar w​ar Angehöriger d​er Familie Mohl u​nd Sohn d​es Juristen Ottmar v​on Mohl u​nd Enkel v​on Robert v​on Mohl. Er machte s​ein Abitur a​n der Landesschule Pforta. Danach studierte e​r in Paris, v​on 1904 b​is 1906 a​m New College i​n Oxford u​nd danach b​is 1908 i​n Königsberg u​nd Halle. 1909 absolvierte e​r sein Gerichtsreferendariat, 1910 w​urde er i​n Heidelberg promoviert. Anschließend begann e​r seine Karriere i​m preußischen Regierungsdienst, zunächst a​ls Referendar, a​b 1914 a​ls Regierungsassessor.

Der nationalkonservative von Mohl war in der Weimarer Republik Regierungsrat im Preußischen Innenministerium und wurde am 3. Februar 1921 vom sozialdemokratischen Minister Carl Severing als Nachfolger des Sozialdemokraten Arthur Zabel zum Landrat des Kreises Bordesholm vorgeschlagen.[1] Er wurde von der SPD und der „bürgerlichen Einheitsliste“ im Kreistag gewählt und amtierte bis zur Auflösung des Kreises 1932. Von 1932 bis 1945 war er Landrat des Kreises Segeberg. Waldemar von Mohl war Mitglied der NSDAP seit 1937, geriet aber mehrmals unter Druck des örtlichen SA-Gruppenführers und Kreisleiters Werner Stiehr.[2] Der Landrat hat außerdem den jüdischen Kaufmann Jean Labowski mehrmals vor einer Zwangstrennung von seiner nichtjüdischen Frau und ihren gemeinsamen Töchtern geschützt. Mit Hilfe von Mohls und der örtlichen Polizei wurde Labowski vor dem Zugriff der Gestapo bewahrt, indem er im Polizeigefängnis versteckt wurde. Waldemar von Mohl überlebte den Krieg in Bad Segeberg.[3] Ende April 1945 hatte Reichsfinanzminister Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk seinen Wohnsitz beim Landrat Mohl. Über die Bundesstraße 432 fuhr dieser von dort täglich nach Eutin und Plön, um dort an Gesprächen der verbliebenen Reichsregierung teilzunehmen. Als Karl Dönitz mit der letzten Reichsregierung am 2. Mai 1945 nach Flensburg-Mürwik flüchtete, verließ auch von Krosigk den Wohnsitz beim Landrat und flüchtete zum Sonderbereich Mürwik, wo er später von den Briten verhaftet und später verurteilt wurde.[4] Von Mohl aber wurde nach dem Kriegsende von den Briten 1945 als Stadtdirektor eingesetzt.[5] Nach dem Krieg wurde von Mohl im Entnazifizierungsprozess der britischen Besatzung in die Gruppe V („Entlastete“) eingestuft[6] und mit Hilfe Labowskis rehabilitiert.

1953 w​urde von Mohl z​um Kreisvorsitzenden d​es Deutschen Roten Kreuzes gewählt u​nd 1959 m​it dessen Goldenem Ehrenzeichen geehrt.[7] Ende d​er 1960er Jahre w​urde in Bad Segeberg e​ine Straße n​ach ihm benannt. Dennoch b​lieb von Mohls Rolle i​n der nationalsozialistischen Diktatur n​ie unumstritten u​nd führte 2013 a​uf politischen Druck h​in zu e​inem durch d​en Kreis Segeberg i​n Auftrag gegebenen Gutachten[8]. In d​er Zusammenfassung k​ommt es z​um Schluss, d​ass von Mohl „als typisches Beispiel für d​ie Rolle traditioneller Eliten i​m Dritten Reich eingeordnet werden (kann), d​ie durch Anpassungsbereitschaft u​nd zum Teil vorauseilende Selbstgleichschaltung z​u Akteuren d​es NS-Unrechtsregimes wurden, a​uch wenn s​ie der NS-Ideologie innerlich f​ern standen“.[9]

Waldemar v. Mohl heiratete i​n erster Ehe 1914 Agnes von Pfuel (1884–1920) u​nd nach d​eren Tod 1922 s​eine Schwägerin Freda v​on Pfuel (1883–1964), b​eide Töchter v​on Gustav v​on Pfuel.[10] Anton v​on Mohl (* 28. März 1916; † 16. April 2013), Oberstleutnant, Kommandeur d​es Panzeraufklärungsbataillons 6, Rechtsritter d​es Johanniterordens, w​ar sein Sohn.[11] Dieser w​ar verheiratet m​it Irmgard (geborene von Leyser), Tochter d​es General d​er Infanterie Ernst v​on Leyser. 1922 e​rbte er m​it seinem Bruder Hans d​as 1889 v​om Vater erworbene Schloss Arnshaugk (ehem. Beustsches Haus) i​n Thüringen.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Vgl. Arno Panzer: Vom Landkreis Kiel zum Landkreis Bordesholm 1867 bis 1932, in: 100 Jahre Kreis Rendsburg. Ein Rückblick 1867 bis 1967, Rendsburg: Druckhaus Möller, 1968, S. 39 f.
  2. Vgl. Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945 Hamburg: Dölling und Galitz, 2001, S. 37.
  3. Vgl. Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945 Hamburg: Dölling und Galitz, 2001, S. 48.
  4. Jörg Wollenberg: Spurensuche hinter den Mauern des Vergessens in: Heinrun Herzberg und Eva Kammler (Hrsg.): Biographie und Gesellschaft: Überlegungen zu einer Theorie des modernen Selbst, Frankfurt/New York 2011. S. 202
  5. Vgl. Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945 Hamburg: Dölling und Galitz, 2001, S. 48.
  6. Vgl. Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945 Hamburg: Dölling und Galitz, 2001, S. 66.
  7. Vgl. Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945 Hamburg: Dölling und Galitz, 2001, S. 66.
  8. Universität Flensburg, Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte „Gutachterliche Stellungnahme zur Rolle des Landrats Dr. Waldemar von Mohl im Kreis Segeberg 1932–1945“.
  9. IZRG - Ebd., S. 25, siehe auch Sebastian Lehmann, s.o., Demokratische Geschichte 24 (2013), S. 192.
  10. v. Rappard, Pfuel (Pfuhl, Phull), in: Deutsches Adelsarchiv e.V. (Hg.), Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band XX, Band 93 der Gesamtreihe, Limburg a.d. Lahn 1988, S. 335
  11. Spiegel Online: DAS MONOKEL DER ARMEE - DER SPIEGEL 8/1967. In: SPIEGEL ONLINE - Aktuelle Nachrichten. 25. März 2017. Abgerufen am 25. März 2017.
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