Vockenhausen
Vockenhausen ist ein Stadtteil von Eppstein im südhessischen Main-Taunus-Kreis. Das Rathaus in Vockenhausen ist Sitz des Bürgermeisters von Eppstein.
Vockenhausen Stadt Eppstein | |
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Höhe: | 200 m ü. NN |
Fläche: | 3,13 km² |
Einwohner: | 3700 (31. Dez. 2016)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 1.182 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1977 |
Postleitzahl: | 65817 |
Vorwahl: | 06198 |
Geschichte
Vockenhausen, östlich des Dattenbachs gelegen, wurde im 11./12. Jahrhundert durch die Herren von Eppstein gegründet und kam als Filiale an die Pfarrei Fischbach. Die älteste erhalten gebliebene urkundliche Erwähnung als Vockinhusin datiert aus den Jahren 1226–1233 und findet sich in einem Zehntregister der Pfarrei Schlossborn. Zu dieser Pfarrei gehörte der unbesiedelte Gemarkungsteil westlich des Baches. Nach dem Aussterben der Herren von Eppstein kam der Ort 1581 an Kurmainz und gehörte zur Zeit des Herzogtums Nassau zum Amt Idstein.
Ursprung der Siedlung waren einige Mühlen am Dattenbach. Landwirtschaft war hier wenig ertragreich. 1470 gab es eine Mühle, eine Pfannenschmiede und eine Schleifmühle. Im Jahre 1539 gab es neben vier Wohnhäusern zwei Schleifmühlen und eine Ölmühle. In Vockenhausen war wegen der nahen Eisenerzvorkommen die Eisenverhüttung und die Eisenverarbeitung von Bedeutung. Mitte des 18. Jahrhunderts ging das Eisengewerbe ein und wurde von der Lederherstellung in Walkmühlen und Lohmühlen abgelöst. 1822/32 kam eine Schwarzmühle zur Farbenherstellung dazu. Damit setzte auch in Vockenhausen die Industrialisierung ein. Ab 1885 begannen erste Betriebe mit der Möbelfabrikation.
Zu Vockenhausen gehört seit 1816 der Hof Häusel, der vordem eine eigene Hofgemarkung bildete. Die Herren von Eppstein erwarben ihn im 13. Jahrhundert und verkauften ihn 1492 an die Landgrafschaft Hessen. Hier befand sich das Landgericht Häusel. Zu dessen Amtsbezirk gehörten nach dem Weistum von 1491 neben dem Hof Häusel noch Eppstein, Bremthal, Niederjosbach, Oberjosbach, Schloßborn, Kröftel, Ehlhalten, Ruppertshain, Vockenhausen, Eppenhain, Fischbach, Retters, Hornau, Kelkheim, Gimbacher Hof, Oberliederbach, Unterliederbach, Hof Hausen vor der Sonne und Lorsbach. Seit 1688 wurde die Gerichtsbarkeit nicht mehr ausgeübt. Aufgehoben wurde das Gericht 1720.
Nach der Reformation wurde wie in der ganzen Herrschaft Eppstein die evangelische Konfession eingeführt. Mit Beginn der kurmainzischen Herrschaft wurde der Ort ab 1604 wieder katholisch. Nur Hof Häusel, der zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt gehörte, blieb evangelisch.
Geografisch ist der Ort durch die Hauptstraße geprägt. An ihr entlang entwickelte sich die Ortschaft als Straßendorf. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann eine ausgeprägte Bebauung an den beiden Hängen entlang der Hauptstraße.
Am 1. Januar 1977 ging die Gemeinde Vockenhausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen in der Stadt Eppstein auf.[2][3]
- Brunnen vor dem Rathaus
Religion
Die katholische Kirchengemeinde St. Jakobus gehört zum Pastoralen Raum Eppstein.[4] Die evangelischen Christen finden die Talkirche als nächstgelegene Gottesdienststätte in der Kernstadt Eppstein.[5]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Vockenhäuser Schmelz
Unterhalb des Ortes, Richtung Eppstein befand sich die Vockenhäuser Schmelz. Etwa 1581 errichteten an dieser Stelle der Eisengießer Wilhelm Wilken und der Ofengießer Heinrich Caspar aus Lüttich den ersten Hochofen im Taunus. Das Erz wurde in Bremthal gewonnen, die Holzkohle in den Wäldern des Taunus erzeugt und der nahe Bach trieb ein nahegelegenes Hammerwerk an, mit dem das Gusseisen zu Stabeisen ausgeschmiedet wurde.
Die Schmelz war Kernpunkt eines vorindustriellen Gewerbezentrums. Vom 16. bis 18. Jahrhundert befand sich oberhalb eine Pulvermühle. In der Schmelz selbst wurden Gefäße, Brunnenrohre, Ofenplatten, Kugeln und Bomben, daneben aber auch kunsthandwerkliche Produkte wie Treppengitter hergestellt. So befinden sich noch heute in Schloss Weißenstein Zierurnen und Dachbaluster aus der Produktion von 1718 bis 1720.
1721 musste die Schmelz wegen fehlender Rentabilität schließen. In den folgenden Jahrhunderten nutzten Betriebe der unterschiedlichsten Art das Gelände: Gaststätte, Lederwalk- und Getreidemühle, Wollfabrik, Stanniolkapselfabrik, Farbenwerk und von 1939 bis 1945 Waffenfabrik.
1956 erwarb der Künstler Robert Michel (1897–1983) das Anwesen, in dem er seit 1920 lebte und nutzte es als „Heimatmuseum of Modern Art“. Robert Michel und seine Frau Ella Bergmann-Michel (1895–1971) machten die Schmelz in der Weimarer Republik zu einem Treffpunkt avantgardistischer Künstler.
1999 wurde die Skulptur nach einem Entwurf von Walter Hertel aufgestellt. Auftraggeber war der Verschönerungsverein Eppstein e. V., der mit der Skulptur an die Geschichte dieses Ortes erinnern will.
- Skulptur Vockenhäuser Schmelz
- Skulptur Vockenhäuser Schmelz
- Skulptur Vockenhäuser Schmelz
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Landesstraße L 3011 führt im Tal des Dattenbachs von Heftrich im Norden über Ehlhalten nach Vockenhausen, wo sie am südlichen Ortsende in die Bundesstraße 455 einmündet. Etwa 100 Meter nach der Einmündung beginnt die Kernstadt Eppstein und hier liegt auch an der Strecke der Main-Lahn-Bahn der Bahnhof Eppstein mit einer S-Bahn-Haltestelle der Linie S2. Mit der S-Bahn erreicht man innerhalb von etwa einer halben Stunde den Frankfurter Hauptbahnhof.
Wirtschaftsstruktur
Die im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts entstandene und durch Lederfabriken und Schreinereien geprägte Industrie entwickelte sich bis Ende der 1970er Jahre zurück und machte Platz für Wohnbebauung, Supermärkte und Dienstleistungsbetriebe.
Bildung
Vockenhausen ist Standort der Freiherr-vom-Stein-Schule (Gesamtschule),[10] der Burg-Schule (Grundschule)[11] sowie der Sparkassenakademie Hessen-Thüringen.[12]
Persönlichkeiten
- Johann Adam Freiherr von Ickstatt (1702–1776), Direktor der Universität Ingolstadt, Gründer des bayerischen Realschulwesens, geboren in Vockenhausen.
- Hermann Schmitt-Vockenhausen (1923–1979), deutscher Politiker (SPD), MdB, Bundestagsvizepräsident, geboren in Vockenhausen.
- Andreas Paulus (* 1968), Völkerrechtler und Richter des Bundesverfassungsgerichts, wuchs in Vockenhausen auf.
- Mathias Münch (* 1970), Fernseh- und Hörfunkjournalist beim Hessischen Rundfunk, wuchs in Vockenhausen auf.
Weblinks
- Internetauftritt der Stadt Eppstein
- Vockenhausen, Main-Taunus-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Vockenhausen In: Hessische Bibliographie[13]
Einzelnachweise
- Eppstein wächst und wächst, Höchster Kreisblatt vom 7. Februar 2017.
- Gesetz zur Neugliederung des Main-Taunus-Kreises und der Stadt Wiesbaden (GVBl. II 330–30) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 309, § 6 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 371.
- Pastoraler Raum Eppstein, Katholisches Eppstein.
- Talkirche, Evangelische Talkirchengemeinde.
- TSV Vockenhausen
- Sportfreunde Vockenhausen In: www.eppstein.de, abgerufen im Mai 2019.
- Sängerbund 1851 Vockenhausen, abgerufen im Main 2019
- Feuerwehr Vockenhausen
- FVS Schule
- Burgschule (Memento vom 4. Februar 2011 im Internet Archive)
- Sparkassenakademie Hessen-Thüringen
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!