Victor von Podbielski (Politiker, 1892)
Victor Ulrich Theophil Friedrich von Podbielski (* 9. März 1892 in Dallmin, Kreis Westprignitz; † 20. Mai 1945 in Trebbin) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder).
Leben und Wirken
Victor von Podbielski entstammte dem alten Adelsgeschlecht Podbielski als Sohn von Victor von Podbielski (1844–1916), dem Leiter des Reichspostamts 1897–1901, und Enkel von Theophil von Podbielski (1814–1879), einem preußischen General der Kavallerie. Nach dem Schulbesuch, unter anderem auf dem Fürstlich Stolbergschen Gymnasium zu Wernigerode,[1] den er dann im März 1911 mit dem Abitur am humanistischen Gymnasium[2] in Plön in Holstein beendete, studierte er von April 1911 bis September 1913 Nationalökonomie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin. Von 1914 bis 1918 nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Anschließend arbeitete er als Landwirt auf dem elterlichen Gut Dallmin. Unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929[3] musste dieser das Gut und ein weiteres aus dem Familienbesitz, Gut Kahrwe, zwei Jahre später versteigern lassen.[4] Zeitweise gehörte ihm auch das 531 ha große Familienfideikommiss Bootz-Garlin.
1930 trat Podbielski in die NSDAP (Mitgliedsnummer 523.688) ein. Im Februar 1931 wurde er zum Kreisleiter des Kreises Dessau-Land im Gau Magdeburg-Anhalt ernannt. In Perleberg wurde er 1932 Ortsgruppenleiter. Zwischen 1934 und 1936 war Podbielski bei der Gauleitung Mark-Brandenburg beschäftigt. Anschließend wurde er dort Gaugeschäftsführer und Gaustabsamtsleiter. 1942 wurde er von Hermann Göring zum Preußischen Provinzialrat ernannt.[5]
Podbielski war Mitglied der SS (Mitgliedsnr. 293.718)[6] und gehörte ab dem 20. April 1939 dem Stab des Reichsführers SS Heinrich Himmler an. In der SS erreichte Podbielski mindestens den Rang[7] eines SS-Oberführers.
Am 5. August 1942 trat Podbielski im Nachrückverfahren für den verstorbenen Reichstagsabgeordneten Carl Röver in den nationalsozialistischen Reichstag ein, dem er bis zum Ende der NS-Herrschaft als Vertreter des Wahlkreises 14 (Weser-Ems) angehörte.
Zudem war Podbielski Preußischer Provinzialrat und vom 12. September 1943 bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Oberbürgermeister in Frankfurt (Oder).
Nachdem Frankfurt (Oder) am 26. Januar 1945 zur Festung erklärt worden war, übernahm der Festungskommandant Generalleutnant Hermann Meyer-Rabingen die Befehlsgewalt über die Stadt. Podbielski, der Frankfurt noch im April 1945 mit einer Volkssturmeinheit verlassen hatte, wurde bei Glau durch Granatbeschuss schwer verletzt. Er erlag seinen Verletzungen im Trebbiner Kriegsgefangenenlazarett.
Literatur
- Beatrix Herlemann, Helga Schatz: Biographisches Lexikon niedersächsischer Parlamentarier 1919–1945 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Band 222). Hahnsche Buchhandlung, Hannover 2004, ISBN 3-7752-6022-6, S. 277.
- Joachim Lilla: Die Stellvertretenden Gauleiter und die Vertretung der Gauleiter der NSDAP, Bremerhaven 2003, S. 68.
- Erich Stockhorst: 5000 Köpfe. Wer war was im 3. Reich. Arndt, Kiel 2000, ISBN 3-88741-116-1 (Unveränderter Nachdruck der ersten Auflage von 1967).
Einzelnachweise
- Fürstlich Stolbergsches Gymnasium zu Wernigerode. Jahresbericht 1907/1908. Erstattet von Dr. Albrecht Jordan. 1908. Progr. - Nr.:328. Druck von B. Angerstein, Wernigerode 1908, S. 11–12 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. August 2021]).
- Jahresbericht Kaiserin-Auguste-Victoria-Gymnasiums zu Plön Ostern 1911. Schulnachrichten vom Direktor. 1911. Progr. - Nr.: 389/390. O. Kavens Buchdruckerei (Herm. Sönksen), Plön 1911, S. 11 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 23. August 2021]).
- Ernst Seyfert, Hans Wehner, Alexander Haußknecht: Niekammer`Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, VII, Provinz Brandenburg. 1929. Verzeichnis der Rittergüter, Güter und Höfe über 20 ha, nach amtlichen Angaben. In: Letzte Ausgabe der Reihe Niekammer. 4. Auflage. Niekammer Adressbuch G.m.b.H., Leipzig 1929, S. 147 (martin-opitz-bibliothek.de [abgerufen am 23. August 2021]).
- Hans von Balluseck
- Amtsblatt der Regierung Potsdam, 1942, S. 97.
- Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP (SS). Stand vom 1. Dezember 1938, mit Berichtigungsh.: Stand vom 15. Juni 1939, Unveränd. Nachdr. der Ausg. Berlin 1938 und 1939. In: SS-Personalkanzlei/NSDAP/Brünn Meyer (Hrsg.): DAL der SS der NSDAP. Reprint der Original-Ausgabe von 1938 Auflage. S2-Hauptamt, Nr. 574. Biblio-Verlag, Osnabrück 1996, ISBN 978-3-7648-2487-7, S. 36–37 (d-nb.info [abgerufen am 23. August 2021]).
- Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP, SS-Oberst-Gruppenführer, SS-Standartenführer. In: SS Personalamt (Hrsg.): DAL SS NSDAP. Reprint Auflage. Oberführer, Nr. 546. Reichsdruckerei, Berlin 1944, S. 26 (d-nb.info [abgerufen am 23. August 2021]).