Uzonit
Uzonit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Sulfide und Sulfosalze“ mit der chemischen Zusammensetzung As4S5[4] und damit chemisch gesehen ein Arsensulfid.
Uzonit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen | |
Chemische Formel | As4S5[4][1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Sulfide und Sulfosalze |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
2.FA.25 02.08.22.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[5] |
Raumgruppe | P21/m (Nr. 11)[4] |
Gitterparameter | a = 7,98 Å; b = 8,10 Å; c = 7,09 Å β = 100,1°[4] |
Formeleinheiten | Z = 2[4] |
Häufige Kristallflächen | {110}, {001}, {101} |
Zwillingsbildung | Kreuzzwillinge mit Zwillingsachse [100] und Wachstumsebene nahe {011} |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | ≈ 1,5 (VHN8 = 66–71)[6] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,385; berechnet: 3,37[6] |
Spaltbarkeit | {001}[6] |
Farbe | gelb; im Auflicht grauweiß mit gelben Innenreflexen[6] |
Strichfarbe | gelb[7] |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Perlglanz bis schwacher Fettglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 2,380[8] nγ = 2,680[8] |
Doppelbrechung | δ = 0,300[8] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Uzonit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt winzige, prismatische Kristalle bis etwa 0,5 mm Größe, die nach der c-Achse [001] gestreckt und parallel der Oktaeder-Flächen eine feine Streifung aufweisen. Bekannt sind auch kreuzförmige Kristallzwillinge. Meist findet sich Uzonit jedoch in Form faseriger Mineral-Aggregate oder krustiger Überzüge und Ausblühungen. Die Kristalle selbst sind durchsichtig und von kräftig gelber, im Auflicht auch grauweißer Farbe mit hellgelben Innenreflexen. Aggregatformen wirken dagegen eher undurchsichtig und weisen einen perl- bis schwach fettähnlichen Glanz auf. Als idiochromes Mineral hinterlässt Uzonit auch auf der Strichtafel einen gelben Strich.
Etymologie und Geschichte
Die synthetische Verbindung Tetraarsenpentasulfid (englisch: tetra-arsenic pentasulphide; As4S5) konnte bereits 1973 durch Harold J. Whitfield dargestellt und deren Kristallstruktur entschlüsselt werden.[2]
Als natürliche Mineralbildung wurde Uzonit erstmals im zentralen Thermalfeld in der Uson-Caldera (englisch: Uzon; russisch: Узон) auf der zum russischen Föderationskreis Ferner Osten gehörenden Halbinsel Kamtschatka entdeckt. Die Analyse und Erstbeschreibung erfolgte durch V. I. Popowa und V. O. Poljakow (englisch: V. I. Popova, V. O. Polyakov; russisch: В. И. Попова, В. О. Поляков), die das Mineral nach dessen Typlokalität benannten.
Popowa und Poljakow reichten ihre Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1984 zur Prüfung bei der International Mineralogical Association ein (interne Eingangs-Nr. der IMA: 1984-027[1]), die den Uzonit als eigenständige Mineralart anerkannte. Die Publikation der Erstbeschreibung folgte im Jahr darauf im russischen Fachmagazin Записки Всесоюзного Минералогического Общества [Sapiski Wsessojusnogo Mineralogitscheskogo Obschtschestwa] und wurde 1985 mit der Publikation New Mineral Names im englischsprachigen Fachmagazin American Mineralogist bestätigt.
Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung des Naturwissenschaftlichen Museums des Naturschutzgebiets Ilmen in Miass unter der Sammlungs-Nr. 3911 und im Mineralogischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Moskau unter der Katalog-Nr. 87574 aufbewahrt.[6][9]
Klassifikation
Da der Uzonit erst 1984 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. II/F.02-60. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort der Abteilung „Sulfide mit nichtmetallischem Charakter“, wobei in den Gruppen II/F.02 bis II/F.03 die Arsensulfide eingeordnet sind. Uzonit bildet hier zusammen mit Alacránit, Anauripigment, Auripigment, Bonazziit, Dimorphin, Duranusit, Laphamit, Pararealgar und Realgar eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe (Stand 2018).[7]
Die seit 2001 gültige und von IMA zuletzt 2009 aktualisierte[10] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Uzonit in die neu definierte Abteilung der „Sulfide von Arsen, Alkalien; Sulfide mit Halogeniden, Oxiden, Hydroxiden, H2O“ ein. Diese ist weiter unterteilt nach den in der Verbindung vorherrschenden Elemente, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „mit As, (Sb), S“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 2.FA.25 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Uzonit in die Klasse der „Sulfide und Sulfosalze“ und dort in die Abteilung der „Sulfidminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Alacránit, Pararealgar und Realgar in der „Realgargruppe“ mit der System-Nr. 02.08.22 innerhalb der Unterabteilung „Sulfide – einschließlich Seleniden und Telluriden – mit der Zusammensetzung AmBnXp, mit (m+n) : p = 1 : 1“ zu finden.
Chemismus
In der (theoretisch) idealen, das heißt stoffreinen Zusammensetzung besteht Uzonit (As4S5) aus Arsen (As) und Schwefel (S) im Stoffmengenverhältnis von 4 : 5, was einem Massenanteil von 65,15 Gew.-% As und 34,85 Gew.-% S entspricht.[11]
Die Auswertung von drei Mikrosondenanalysen am Typmaterial aus der Uson-Caldera ergab eine nur wenig abweichende Zusammensetzung von 64,65 Gew.-% As und 34,09 Gew.-% S, die mit der empirischen Formel As4,03S4,97, die zur oben genannten Reinformel idealisiert wurde.[3]
Kristallstruktur
Uzonit kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21/m (Raumgruppen-Nr. 11) mit den Gitterparametern a = 7,98 Å; b = 8,10 Å; c = 7,09 Å und β = 100,1° sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Bildung und Fundorte
An seiner Typlokalität an der Uson-Caldera auf Kamtschatka im Fernen Osten Russlands fand sich Uzonit verwachsen mit Realgar in den Porenräumen von Tuffstein-Sedimenten in einer Tiefe von etwa 10 bis 30 cm. Neben Realgar traten als weitere Begleitminerale noch Alacránit, Auripigment, Cinnabarit, Pyrit, gediegen Schwefel und Stibnit sowie noch unbenanntes kubisches α–Arsensulfid und amorphe Arsensulfide auf.
Außer an der genannten Typlokalität fand sich Uzonit bisher nur noch in einer niedrigthermalen Arsen-Lagerstätte etwa 5 km nördlich vom Ciomadu-Vulkangebiet bei Lăzăreşti im Kreis Harghita in Rumänien (Stand 2020).[12]
Siehe auch
Literatur
- В. И. Попова, В. О. Поляков: Узонит As4S5 – Новый Сульфид Мышьяка с Камчатки. In: Zapiski Vsesoyuznogo Mineralogicheskogo Obshchestva. Band 114, Nr. 3, 1985, S. 369–373 (russisch, rruff.info [PDF; 297 kB; abgerufen am 12. November 2020] englische Übersetzung: V. I. Popova, V. O. Polyakov: Uzonite As4S5 – a new arsenic sulfide from Kamchatka).
- Frank C. Hawthorne, Michael Fleischer, Edward S. Grew, Joel D. Grice, John Leslie Jambor, Jacek Puziewicz, Andrew C. Roberts, David A. Vanko, Janet A. Zilczer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 71, 1986, S. 1277–1282 (englisch, rruff.info [PDF; 641 kB; abgerufen am 12. November 2020]).
- Igor V. Pekov: Minerals first discovered on the territory of the former Soviet Union. 1. Auflage. Ocean Pictures, Moscow 1998, ISBN 5-900395-16-2, S. 225, 319.
Weblinks
- Uzonit. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 12. November 2020.
- search results. In: rruff.info. Database of Raman spectroscopy, X-ray diffraction and chemistry of minerals (RRUFF), abgerufen am 12. November 2020 (englisch).
- American-Mineralogist-Crystal-Structure-Database –. In: rruff.geo.arizona.edu. Abgerufen am 12. November 2020 (englisch).
Einzelnachweise
- Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: November 2020. (PDF; 3,4 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, November 2020, abgerufen am 12. November 2020 (englisch).
- Harold J. Whitfield: Crystal and molecular structure of tetra-arsenic pentasulphide. In: Journal of the Chemical Society, Dalton Transactions, Inorganic Chemistry. 1973, S. 1740–1742, doi:10.1039/DT9730001740 (englisch, online verfügbar bei vdocuments.mx [abgerufen am 12. November 2020]).
- Frank C. Hawthorne, Michael Fleischer, Edward S. Grew, Joel D. Grice, John Leslie Jambor, Jacek Puziewicz, Andrew C. Roberts, David A. Vanko, Janet A. Zilczer: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 71, 1986, S. 1277–1282 (englisch, rruff.info [PDF; 641 kB; abgerufen am 12. November 2020]).
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X (englisch).
- David Barthelmy: Uzonite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 12. November 2020 (englisch).
- Uzonite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 12. November 2020]).
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- Uzonite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 12. November 2020 (englisch).
- Catalogue of Type Mineral Specimens – U. (PDF 23 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 12. November 2020.
- Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,82 MB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 12. November 2020 (englisch).
- Uzonit. In: Mineralienatlas Lexikon. Stefan Schorn u. a., abgerufen am 12. November 2020.
- Fundortliste für Uzonit beim Mineralienatlas und bei Mindat, abgerufen am 12. November 2020.