Urs Schwaller
Urs Victor Schwaller[1] (* 31. Oktober 1952 in Freiburg; heimatberechtigt in Luterbach und Tafers) ist ein Schweizer Politiker (CVP). Er war von 1992 bis 2004 Freiburger Staatsrat. Von 2003 bis 2015 war er Ständerat, von 2005 bis 2013 präsidierte er die CVP/EVP-Fraktion der Bundesversammlung. Von 2016 bis 2021 war er Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Post.
Leben
Nach der Primarschule in Tafers besuchte Urs Schwaller das Kollegium St. Michael, wo er die französische Sprache erlernte und die Matura bestand. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Freiburg und legte 1976 sein Lizentiat ab. Parallel zu einem Praktikum in einer Freiburger Anwaltskanzlei setzte er seine Studien fort, um sie 1981 mit dem Doktorat abzuschliessen. Im gleichen Jahr erhielt er sein Anwaltspatent. 1982 entschied sich Urs Schwaller für den öffentlichen Dienst. Er wurde Abteilungsleiter in der damals von Rémi Brodard geleiteten Justiz-, Polizei- und Militärdirektion.
1982 heiratete er Barbara Aebischer. Das Paar hat drei Kinder und lebt in Tafers.
Per Ende April 2016 übernahm er von Peter Hasler das Präsidium des Verwaltungsrats der Schweizerischen Post.[2][3] Im März 2021 gab er seinen Rücktritt per 1. Dezember 2021 bekannt.[4] An der Generalversammlung der Schweizerischen Post vom 27. April 2021 wurde Christian Levrat zu seinem Nachfolger gewählt.[5][6][7]
Schwaller hat weitere Mandate inne,[1] unter anderem ist er Mitglied im Verwaltungsrat von Groupe Mutuel, JPF Holding SA, Liebherr Machines Bulle, St-Paul Holding SA, UCB Farchim SA.[8] Er war Verwaltungsrat von Groupe E.
Politik
Urs Schwaller war Oberamtmann des Sensebezirks von 1986 bis 1991. 1991 kandidierte er für den Staatsrat. Im ersten Wahlgang vom 17. November 1991 erholte er 34 % der Stimmen und lag für den zweiten Wahlgang auf dem ersten Platz. Am 8. Dezember wurde er mit seinen Parteikollegen Michel Pittet und Augustin Macheret, die wie er zum ersten Mal kandidieren, in den Staatsrat gewählt. Das erste wichtige Dossier, für das er verantwortlich ist, betraf die Gemeindeautonomie. Es ging darum, den von Hans Bächler vorbereiteten Entwurf zum Abschluss zu bringen und dem Volk vorzulegen. Dieses nahm ihn am 16. Februar 1992 mit deutlicher Mehrheit (79 % der Stimmen) an. 1995 verabschiedet der Grosse Rat das Gesetz über die Agglomerationen, mit dem in der Schweiz Neuland betreten wurde. 1996 kandidierte Urs Schwaller mit glänzendem Erfolg für ein weiteres Regierungsmandat und wurde im ersten Wahlgang vom 17. November vor allen anderen Mitbewerbern mit 61 % der Stimmen gewählt. Von seinem Vorgänger Félicien Morel, wie er Hauptmann in der Armee, übernahm er die Finanzdirektion und führte dessen Sanierungspolitik der Kantonsfinanzen weiter. Er bekämpfte die Gesetzesinitiative für eine bessere Verteilung der Steuerlast, die das Volk am 28. September 1997 mit 77 % der Stimmen wuchtig ablehnte.
Von 1992 bis 2004 war Schwaller Freiburger Staatsrat, zuerst als Direktor des Innern und der Landwirtschaft, ab 1996 als Finanzdirektor. Bei den Wahlen 2003 wurde Schwaller in den Schweizer Ständerat als Vertreter des Kantons Freiburg gewählt. Im Rahmen seines Mandats war Schwaller Mitglied der Finanzkommission und der Staatspolitischen Kommission des Ständerates sowie Präsident der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit.[9] Darüber hinaus gehörte er der Finanzdelegation an.
2001 bewarb sich Urs Schwaller um ein drittes Mandat. Von den elf Kandidaten wurde einzig der Unabhängige Pascal Corminboeuf im ersten Wahlgang vom 11. November gewählt. Der Finanzdirektor stand an der Spitze der Kandidaten für den zweiten Wahlgang und wurde schliesslich am 20. November nach dem Rückzug verschiedener Bewerber mit den anderen fünf Verbliebenen in stiller Wahl gewählt.
Von 2011 bis 2015 war er ständiges Mitglied des Europarates in Strassburg.[2]
Bundesratswahlen
Bei den Bundesratswahlen 2007 stand Schwaller als möglicher Bundesratskandidat im nationalen Rampenlicht. Auch bei der Bundesratswahl 2009 ist sein Name wieder ins Spiel gebracht worden. Da er als Sensler aber deutschsprachiger Freiburger ist, wird vor allem von der FDP bestritten, dass er den für die lateinische Schweiz geforderten Sitz adäquat besetzen könnte.[10] Am 8. September 2009 wurde er von seiner Fraktion offiziell für den Bundesrat nominiert. Er unterlag im 4. Wahlgang Didier Burkhalter, nachdem er in den ersten drei Wahlgängen geführt hatte. Schwaller erhielt 106 von 239 gültigen Stimmen.[11]
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.
Weblinks
- Urs Schwaller auf der Website der Bundesversammlung
- Urs Schwaller auf der Website der Schweizerischen Post (Archiv 2020)
- Website von Urs Schwaller (Archiv 2016)
Einzelnachweise
- Urs Victor Schwaller. In: Moneyhouse, abgerufen am 2. Dezember 2021.
- Urs Schwaller zum neuen Präsidenten der Post gewählt. Schweizerische Post, 26. April 2016, abgerufen am 26. Januar 2017.
- Florence Vuichard: Urs Schwaller: Das Machtnetz des Neupöstlers. In: bilanz.ch vom 23. November 2011.
- «Zeitpunkt passt» – Urs Schwaller tritt als Post-Präsident zurück. Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), 11. März 2021, abgerufen am 11. März 2021.
- Die Schweizerische Post: Post Generalversammlung: Bund genehmigt sämtliche Anträge des Verwaltungsrates. Abgerufen am 13. Mai 2021.
- Generalsekretariat UVEK, Der Bundesrat: Christian Levrat wird neuer Verwaltungsratspräsident der Schweizerischen Post. In: admin.ch. 31. März 2021, abgerufen am 31. März 2021.
- Nachfolger von Urs Schwaller – Christian Levrat wird neuer Verwaltungsratspräsident der Post. In: Schweizer Radio und Fernsehen. 31. März 2021, abgerufen am 31. März 2021.
- Urs Schwaller auf der Website der Schweizerischen Post (Archiv vom 12. August 2020).
- SGK, Website des Schweizer Parlaments
- Couchepin meldet sich zu Wort: Schwaller sei kein Welscher. 17. Juni 2009, archiviert vom Original am 30. Juni 2009; abgerufen am 20. Juni 2009.
- CVP schickt Schwaller ins Rennen. 20 Minuten, 8. September 2009, abgerufen am 11. Mai 2016.