Michel Pittet
Michel Pittet (* 10. Juli 1941 in Sâles, Greyerzbezirk) ist ein Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben
Michel Pittet, katholisch, stammt aus La Joux (seit 2012 Vuisternens-devant-Romont) und seine Eltern sind Henri Pittet, Landwirt, und Cécile geb. Gremaud, Hausfrau, aus dem Greyerzbezirk. Er ist das älteste von vier Kindern. 1964 heiratete er Marie-Thérèse Borcard, die aus dem Glanebezirk stammt. Das Paar hat drei Kinder.
Nach der Primarschule in La Joux besuchte Michel Pittet die (landwirtschaftliche) regionale Schule in Bulle. Bis zum Alter von 18 Jahren half er seinem Vater und Bruder auf dem Hof, damit Letzterer diesen später übernehmen konnte. Da er sich weiterbilden wollte, besuchte er 1961/62 die École Bénédict für eine kaufmännische Ausbildung und bereitete sich dann autodidaktisch auf die Handelsmatura des Kollegiums St. Michael vor, die er 1967 bestand.
Anschliessend besuchte er die Universität, zunächst als Hörer, dann als Student. Mangels Stipendien finanzierte er seine Studien selber. Er arbeitete bei der Post (nachts), in einem Privatbetrieb und vor allem als Lehrer an der École Bénédict. 1976 legte er sein Doktorat in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften ab. Einen weiteren Zusatzverdienst verschaffte ihm die Arbeit, die er 20 Jahre lang, unterstützt von seiner Frau, als Gemeindesekretär seines Wohnorts La Joux leistete.
Im Jahr 1973 fand er eine Beschäftigung im Amt für Wirtschaftsförderung des Kantons Freiburg, das er von 1985 bis 1991 leitete. Zu seinen Hauptaufgaben gehörten die regionale Entwicklungspolitik, die Gewährung von Krediten an Bergregionen und die Wirtschaftsförderung, die den Aufschwung der bestehenden Firmen und die Ansiedlung neuer in- und ausländischer Unternehmen im Kanton gewährleisten sollte.
1991 kandidierte er auf der christlichdemokratischen Liste, die fünf Namen umfasste, für den Staatsrat mit dem Ziel, den Süden des Kantons in der Regierung zu vertreten. Im ersten Wahlgang vom 17. November, in dem niemand die absolute Mehrheit erreichte, landete er auf dem zweiten Platz von 21 Bewerbern. Im zweiten Wahlgang vom 8. Dezember belegt er mit 45 % der Stimmen den ersten Platz. Michel Pittet übernahm die Volkswirtschafts-, Verkehrs- und Energiedirektion, die er während drei Amtszeiten bis 2006 leitete. In diesen Jahren war er dreimal (1995, 1999, 2004) Staatsratspräsident.
Die Beschäftigungspolitik stand bei Pittet im Mittelpunkt. Dies zeigt sich unter anderem in der französischen Bezeichnung der Direktion, die 2002 zur Direction de l’économie et de l’emploi umbenannt wurde. In den ersten beiden Amtszeiten hat er sich vor allem für die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen eingesetzt und in seiner dritten trug er maßgeblich zur Erhöhung der Einkommen bei. Er versuchte das Erreichte zu konsolidieren, indem er Wirtschaftszweige mit hoher Wertschöpfung förderte, ein Bereich, den er als «die neue Wirtschaft» bezeichnete[1]. Zu ihr gehörten fünf Tätigkeitsgruppen: Maschinen, Chemie, Kommunikation, Förderung der internationalen Finanzoperationen und Unternehmensdienstleistungen.
In den anderen Sektoren seiner Tätigkeit legte Michel Pittet dem Grossen Rat folgende Gesetze vor: Verkehr (1994), Energie und Rechtsform der Freiburgischen Elektrizitätswerke FEW (2000), Stromversorgung (2003) und Wirtschaftsförderung (2006). Hinzu kamen das Gesetz über die Beschäftigung und die Arbeitslosenhilfe (1993), ergänzt durch die Einrichtung eines kantonalen Beschäftigungsfonds – eine absolute Neuheit –, der durch den von den Steuern abgezogenen «Solidaritätsrappen» gespeist wurde.
Was die interkantonale Zusammenarbeit betrifft, leitete er von 1994 bis 1997 den Regierungsausschuss des Espace Mittelland, dem die Kantone Bern, Freiburg, Jura, Neuenburg und Solothurn angehören. Seit 1992 leitete er zudem den Verwaltungsrat der FEW, der späteren Groupe E[2]. Eines der Hauptdossiers in diesem Zusammenhang war die Fusion von FEW und ENSA (Energie neuchâteloise S.A.), zu der die Erarbeitung der Strategie im Zusammenhang mit der Öffnung des expandierenden Strommarkts hinzukam. 2011 trat er als Präsident der Groupe E zurück.
Literatur
- Georges Andrey, Hubertus von Gemmingen (Übersetzung): Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011; Geschichte, Organisation, Mitglieder. Hrsg.: John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicholas Gex. Paulus, Freiburg 2012, ISBN 978-3-7228-0815-4.
Einzelnachweise
- Arthur Zurkinden: Freiburgs wirtschaftliche Aufholjagd (Memento des Originals vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 959 kB), in: Freiburger Nachrichten vom 31. Mai 2013
- Kurzprotokoll der Generalversammlung der Groupe-E (Memento des Originals vom 4. Oktober 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.