Pascal Corminboeuf
Biografie
Katholisch, von Domdidier. Seine Eltern sind Arthur, Landwirt, Ammann, Friedensrichter und konservativer Grossrat, und Marie-Thérèse geb. Chardonnens, Hausfrau. Er ist das älteste von fünf Kindern. 1973 heiratete er Anne-Michèle Lottaz. Das Paar hat zwei Kinder. Ein drittes Kind geht aus seiner Verbindung mit Marie-Laurence Tâche hervor.
Pascal Corminboeuf, dem sein Vater, Autodidakt und Patoisliebhaber, die Freude am Dialekt der Broye vermittelt, besuchte die Primarschule in Domdidier, die Sekundarschule in Estavayer-le-Lac (4 Jahre) und das Kollegium St. Michael (4 Jahre), das er mit der lateinisch-griechischen Matura abschloss. Als Stellvertreter unterrichtete er anschliessend ein Vollzeitjahr an der Sekundarschule in Estavayer-le-Lac. Von 1965 an studierte er drei Jahre lang Französisch, Philologie und Geschichte an der Universität Freiburg und war daneben weiterhin als Lehrer tätig, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
1968 wendete er sich der Landwirtschaft zu und übernahm das väterliche Gut in Domdidier, um seinem Vater zur Seite zu stehen. Als Antikonformist, der den etablierten Parteien fernstehte, betrat er 1969 die politische Bühne, als er mit anderen das Mouvement d’action communale (MAC) von Domdidier gründete. In den Gemeindewahlen von 1970 errang die Bewegung einen beachtlichen Erfolg, indem sie fünf Sitze von 30 im Generalrat und einen Sitz im Gemeinderat errang. Nachdem ihr Gründer 1970 in den Generalrat eingezogen war, wurde er 1978 Gemeinderat und wirkte von 1991 bis 1996 als Ammann.
Da er der Auffassung war, man könnte seinem Land anders als in Uniform dienen, weigerte er sich, seinen vierten Wiederholungskurs zu absolvieren. 1970 wurde er als Wehrdienstverweigerer zu sechs Monaten Gefängnis unbedingt verurteilt. Weiterhin als Parteiloser bewarb er sich 1991 um das Oberamt des Broyebezirks. 1996 kandidierte jener, den die Presse als « ländlichen Weisen » bezeichnet, für den Staatsrat und sorgte für eine Überraschung. Im ersten Wahlgang vom 17. November, in dem drei Kandidaten gewählt wurden, lag er auf dem achten von 13 Plätzen. Im zweiten Wahlgang, in dem es um die restlichen vier Sitze ging, gelangte er mit 50,3 % der Stimmen auf den zweiten Platz und war damit gewählt. Fünf Jahre später, 2001, war das Ergebnis schlicht spektakulär: Als Einziger wurde er im ersten Wahlgang gewählt. Für sein drittes Mandat 2006 wurde er wiederum, diesmal mit zwei Mitbewerbern, im ersten Wahlgang gewählt, wobei sich insgesamt 17 Kandidaten um einen Sitz beworben hatten.
Im Staatsrat übernahm Pascal Corminboeuf die Direktion des Innern und der Landwirtschaft, die 2002 zur Direktion der Institutionen und der Land- und Forstwirtschaft wurde. In seinen drei Amtszeiten erwies er sich als Urheber der Totalrevision der Kantonsverfassung von 1857. Am 13. Juni 1999 genehmigte das Volk den Grundsatz einer vollständigen Erneuerung und beschloss, diese nicht dem Grossen Rat, sondern einem Verfassungsrat mit 130 Mitgliedern anzuvertrauen. Am 12. März 2000 wählte das Volk den Verfassungsrat, der bald einmal aufgefordert wurde, sich für seine Arbeit von den « Ideenheften » der Direktion des Innern anregen zu lassen. Am 16. Mai 2004 wurde die Verfassung nach vierjährigen Beratungen dem Volk vorgelegt, das sie mit 58 % der Stimmen guthiesst. Vier Monate später, am 17. Juli, ernannte der Staatsrat ein Steuerungskomitee für die Umsetzung der Verfassung.
Pascal Corminboeuf war zudem der Impulsgeber für Gemeindefusionen. Von 1999, als der Grosse Rat das Dekret über die Förderung der Gemeindezusammenschlüsse verabschiedet, bis 2006 ging die Zahl der freiburgischen Gemeinden von 245 auf 168 zurück. Das erklärte Ziel war, diese Zahl bis 2016 auf unter 100 zu senken. Dafür war ein Kredit von ca. 50 Millionen Franken vorgesehen, den der Grosse Rat im Dezember 2010 verabschiedet und das Volk am 15. Mai 2011 mit 73 % der Stimmen genehmigt. Das Fusionsprojekt von Grossfreiburg (sechs Gemeinden sind betroffen) kam nur mühsam voran. Der Staatsrat verfolgte ebenfalls aufmerksam das Fortschreiten des Dossiers der Agglomeration, das für den gesamten Kanton von Bedeutung war. Drei wichtige Gesetze waren Pascal Corminboeuf zu verdanken, jene über den Wald und den Schutz vor Naturereignissen (1999), über die Jagd (2007) und über die Information und den Zugang zu Dokumenten (2009). 2011 gelang es ihm, den Bund davon zu überzeugen, die Aktivitäten der Forschungsstation Agroscope auf Posieux zu konzentrieren.
Auf nationaler Ebene übte Pascal Corminboeuf verschiedene Mandate aus. So präsidierte er den Verwaltungsrat der Schweizerischen Hochschule für Landwirtschaft in Zollikofen und die Schweizerische Vereinigung für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums. Seit 2010 war er Mitglied des Stiftungsrats der Stiftung für eidgenössische Zusammenarbeit, in dem er den Kanton Freiburg vertrat. Am 23. Dezember 2011 verliess Pascal Corminboeuf, dessen ganze politische Karriere fern aller Trampelpfade stattgefunden war, den Staatsrat. Ende seiner Amtszeit 2011 trat Corminboeuf von seinem Amt zurück.[1]
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.
Weblinks
- Pascal Corminboeuf auf der Website des Staatsrates des Kantons Freiburg