Rémi Brodard
Rémi Brodard (* 25. April 1927 in La Roche; † 3. Januar 2015) war ein Schweizer Politiker (CVP) und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben und Wirken
Seine Eltern sind Albert Brodard, Landwirt, und Marie geb. Brodard. Er heiratete Michèle Dousse. Das Paar hat drei Kinder.
Nach der Primarschule in La Roche besuchte Rémi Brodard, jüngstes von 14 Kindern, als Interner das Kollegium St. Michael, in dem er 1949 die lateinisch-griechische Matura ablegte. Seine Rechtsstudien an der Universität Freiburg schloss er 1953 mit dem Lizentiat ab. Nach dem Praktikum erhielt er sein Anwaltspatent. Von 1957 bis 1960 war der Greyerzer in der Stadt Freiburg als Anwalt tätig.
In diesem Jahr, das einen Wendepunkt in seinem Leben bedeutete, entschied er sich für das Richteramt: Das Wahlkollegium (Staatsrat und Kantonsgericht) ernannte ihn zum Untersuchungsrichter und zum Präsidenten der Bezirksgerichte Glane und Vivisbach. Eine weitere Neuorientierung fand 1965 statt: Der Staatsrat ernannte ihn zum Oberamtmann des Glanebezirks.
Bei den heftig umkämpften Staatsratswahlen von 1971 kandidierte Rémi Brodard auf der christlichdemokratischen Liste und wurde im zweiten Wahlgang gewählt. Während zwei Legislaturen, bis zum 31. Dezember 1981, leitete er die Direktion der Justiz, des Gemeinde- und Pfarreiwesens, ab 1. Januar 1982 die Justiz-, Polizei- und Militärdirektion. 1977 und 1984 war er Staatsratspräsident und hatte in dieser Funktion die Ehre, Papst Johannes Paul II. während seines Schweizer Besuchs (1984) zu empfangen.
1986 kandidierte er zum vierten Mal: Er war zwar dienstältestes Regierungsmitglied, doch erst 59 Jahre alt und fühlte sich «physisch und psychisch in Form». Da er jedoch im ersten Wahlgang nur den vierten Platz auf der CVP-Liste erreichte, verzichtete er auf die zweite Runde. Seit 1981 wandte die «grosse alte Partei» das «faktische Proporzsystem» gemäss der Formel 3 CVP, 2 SP und 2 FDP an.
Von 1972 bis 1986 erarbeiteten die beiden Rémi Brodard unterstellten Direktionen 37 Gesetzesentwürfe von unterschiedlicher Bedeutung. Drei von ihnen wurden verworfen. So wurde am 24. Mai 1974 das wichtige Gesetz von 1973 über die obligatorischen Gemeindefusionen vom Volk abgelehnt, das dem Direktor indessen nichts nachtrug: 1976 wurde er als Einziger im ersten Wahlgang und 1981 als Erster im zweiten Wahlgang bestätigt. Von 1972 bis 1986 wurden im Übrigen elf Dekrete über Gemeindefusionen verabschiedet.
War die zweite Amtszeit (1976–1981) ein «Null-Fehler-Ritt», so brachte die dritte und letzte (1981–1986) eine doppelte Niederlage. Am 26. Februar 1984 lehnte das Volk das von der mächtigen Schützenlobby bekämpfte Gesetz über Waffen und Munition von 1983 ab, und am 28. September 1986 verwarf es das Gesetz von 1985 betreffend die Beziehungen zwischen Kirchen und Staat, das von verschiedenen kirchlichen wie weltlichen Kreisen angegriffen wurde.
Zu seinen Erfolgen gehörten dagegen ein Gesetz über die Datenbank der freiburgischen Gesetzgebung (1984) und des Weiteren in chronologischer Reihenfolge die Gesetze über die Jugendstrafrechtspflege (1973), den Anwaltsberuf (1977), die Gemeinden (1980), die Enteignung (1984), das Zivilstandswesen (1986), die Einwohnerkontrolle (1986) sowie die Haftung der Gemeinwesen und ihrer Amtsträger (1986); hinzu kam eine Verschlankung der freiburgischen Gesetzgebung: Rund 800 veraltete Gesetze wurden 1986 aufgehoben.
In Bellechasse konnten der Umbau des Gefängnisses und der grosse Bau der Werkstätten abgeschlossen werden. Nach seinen eigenen Worten wollte Rémi Brodard «das Vertrauen zwischen Polizei und Bevölkerung vertiefen».
Auf administrativer Ebene leitete er die Kommissionen der Sanktionen gegen die kantonale Milchwirtschaftszentrale, der Schlichtung bei Meliorationen und der Schlichtung bei städtischen Landumlegungen.
1987, nach dem Rückzug aus der Politik, eröffnete er im Alter von 60 Jahren erneut eine Anwaltskanzlei, diesmal mit Notariat, in der Stadt Freiburg. Mit seiner Ehefrau Michèle lebt er heute in Villars-sur-Glâne. Gemäss seinen religiösen und sozialen Überzeugungen übte er mehrere Mandate aus, wie das Präsidium der Vereinigung der Freunde der Abtei La Fille-Dieu, der die hohe finanzielle Unterstützung der Restaurierung der Abteikirche zu verdanken ist, und das Präsidium des Stiftungsrats des Altersheims Villa Beausite (2000–2010). Im Jahr 2015 starb er im Alter von 88 Jahren.
Literatur
- Georges Andrey, Hubertus von Gemmingen (Übersetzung): Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011; Geschichte, Organisation, Mitglieder. Hrsg.: John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicholas Gex. Paulus, Freiburg 2012, ISBN 978-3-7228-0815-4.