Augustin Macheret
Augustin Macheret (* 19. August 1938 in Vuippens, Greyerzbezirk) ist ein ehemaliger Schweizer Politiker und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben
Akademische Karriere
Nach der Primarschule in Treyvaux (Saanebezirk) wurde Macheret 1950 in das Internat des Kollegiums Saint-Charles in Romont aufgenommen und wechselte 1954 ans Kollegium St. Michael, wo er 1958 eine lateinisch-griechische Matura ablegte. Seine Rechtsstudien an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg schloss er 1962 mit dem Lizentiat ab. Anschliessend arbeitete er als Jurist im Bundesamt für Ausländerfragen in Bern und bereitete gleichzeitig sein Doktorat vor. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Centre d’études juridiques européennes der Universität Genf angestellt, schloss er dort seine Doktorarbeit ab, die unter dem Titel «L’immigration en Suisse à l’heure de l’intégration européenne» erschien. Die Universität Genf bot ihm als jungen Forscher die Möglichkeit, seine Kenntnisse an mehreren ausländischen Hochschulen zu vertiefen.
Seit 1968 Anwalt, verzichtete Macheret auf die Ausübung dieses Berufs und ergriff die akademische Karriere. 1972 wurde er Assistenzprofessor an der Universität Genf und gleichzeitig Lehrbeauftragter an der Universität Freiburg. Im folgenden Jahr wurde er in Freiburg zum ordentlichen Professor für Öffentliches und Internationales öffentliches Recht ernannt. Als assoziierter Professor lehrte er zudem in Genf. 1974 wurde er von den Bundesbehörden und dem jurassischen Verfassungsrat beauftragt, als Experte an der Gründung des Kantons Jura mitzuwirken.
Im Alter von 45 Jahren wurde Augustin Macheret 1983 zum Rektor der Universität Freiburg gewählt. Er war der erste, der dieses Amt während zwei Amtszeiten, das heisst bis 1991, ausübte. 1989 organisierte er die Hundertjahrfeier der Universität. Er war damals auch ein vehementer Verfechter des Projekts einer Università della Svizzera italiana.
Politik
Auf Einladung der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP) kandidierte Augustin Macheret in den kantonalen Wahlen von 1981 für den Grossen Rat und wurde als Saane-Land-Vertreter gewählt. Im Parlament reichte er Vorstösse in den Bereichen Bildung, Kultur, Gesundheit und Institutionen ein.
1991 kandidierte er auf der CVP-Liste für den Staatsrat. Im ersten Wahlgang vom 17. November, in dem kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichte, lag er an dritter Stelle von 21 Bewerbern. Am 8. Dezember wurde er im zweiten Wahlgang mit 42 % der Stimmen gewählt. 1996 wurde er dank einer breiten Unterstützung im ersten Wahlgang in seinem Amt bestätigt.
Wunschgemäss erhielt Augustin Macheret als Nachfolger von Marius Cottier die Direktion der Erziehung und der kulturellen Angelegenheiten. In der Regierung wie in der CVP nahm er eine Mitte-links-Stellung ein, gestand aber auch, «gelegentlich etwas Mühe zu haben, sich als Vertreter einer Partei zu verstehen».
Augustin Macheret leitete die Kantonsregierung in den Jahren 1994 und 1998. Zu den wichtigsten Realisierungen seiner Direktion gehörten das Gesetz über die Universität, das der Grosse Rat 1997 einstimmig verabschiedete, die Erweiterung der kantonalen Diplommittelschule (1998) und die Errichtung der Universitätsgebäude auf der Pérollesebene, die beide vom Volk genehmigt wurden. Macheret engagierte sich für die Schaffung eines interkantonalen Gymnasiums (eine Schweizer Premiere) in der Broye. Das umstrittene Pionierprojekt zur Erlernung der Partnersprache in der Primarschule wurde dagegen in der Volksabstimmung vom 24. September 2000 mit 50,4 % der Stimmen knapp abgelehnt.
Als Erziehungsdirektor präsidierte Augustin Macheret von 1994 bis 1996 den Conseil supérieur de l’évaluation der Universität Freiburg und von 1995 bis 2000 die Schweizerische Universitätskonferenz (SUK), deren vollständige Reorganisation er vorantrieb. Während zehn Jahren (1992–2001) vertrat der Freiburger die Schweizer Kantone bei den Frankophonie-Instanzen und nahm in dieser Eigenschaft an den Gipfelkonferenzen der Staatschefs teil. Er empfing den kubanischen Staatschef Fidel Castro, als dieser der Schweiz 1998 einen privaten Besuch abstattete. Als Kulturdirektor setzte er die Stiftung Espace Jean Tinguely – Niki de Saint Phalle ein und eröffnete den gleichnamigen Ausstellungsraum. Im Jahr 2000 weihte er das Archäologische Museum Vallon ein.
Nach seinem Rücktritt 2001 blieb Augustin Macheret in verschiedenen Bereichen tätig. So präsidierte er ab 2002 den Aus- und Umbau des Vitromusée Romont, des Schweizerischen Museums für Glasmalerei und Glaskunst. Von 2003 bis 2009 leitete er die Robert-A.-Naef-Stiftung, die mit dem Physikdepartement der Universität Freiburg verbunden ist. Seit 2005 leitete er den Stiftungsrat für die Erhaltung der Kathedrale St. Nikolaus in Freiburg. Von 2006 bis 2009 nahm er Einsitz im Verwaltungsrat der Société de la loterie romande.
Privates
Macherets Heimatort ist Rueyres-Saint-Laurent (heute Le Glèbe, Saanebezirk). Seine Eltern waren der Lehrer Henri Macheret und Marie-Madeleine geb. Menoud. 1964 heiratete er die Belgierin Elisabeth Van Daele. Das Paar hat zwei Kinder.
Literatur
- Georges Andrey, Hubertus von Gemmingen (Übersetzung): Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011; Geschichte, Organisation, Mitglieder. Hrsg.: John Clerc, Jean-Pierre Dorand, Nicholas Gex. Paulus, Freiburg 2012, ISBN 978-3-7228-0815-4.
Weblinks
- Arthur Zurkinden: Augustin Macheret will nicht mehr, in: Freiburger Nachrichten vom 10. Januar 2001
- Danksagung an Augustin Macheret mit Kurzvita, in: Freiburger Nachrichten vom 31. Mai 2001