Félicien Morel
Félicien Morel (* 4. März 1935 in Freiburg) ist ein Schweizer Politiker, Nationalrat und Staatsrat des Kantons Freiburg.
Leben
Morel ist Katholik und stammt aus Lentigny (Gemeinde La Brillaz). Seine Eltern sind Henri, SBB-Angestellter, und Léa Antoinette geb. Rossier, Hausfrau. Er ist das jüngste von fünf Kindern. 1964 heiratete er die Deutsche Isolde Stiegelmaier. Das Paar hat vier Kinder.
Nach der Primarschule in Freiburg und dem Beginn einer Schlosserlehre bildete er sich zum kaufmännischen Angestellten aus. Um seine Kenntnisse zu vertiefen, lernte er im Selbststudium weiter, so dass er in der letzten Klasse des Kollegiums St. Michael die Handelsmatura ablegen konnte. 1957 begann Morel an der Universität Freiburg (Schweiz) ein Studium in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, das er mit dem Lizentiat abschloss. Dank eines Stipendiums erhielt er 1960 in Turin, wo er sein Italienisch verbesserte, ein Zertifikat für Europa-Studien. Daneben absolvierte er Praktika in Deutschland und England. 1963 kehrte Morel in die Schweiz zurück und unterrichtete am Kollegium St. Michael. 1969 wurde er Westschweizer Sekretär und Redaktor in der PTT-Union. In der Armee bekleidete er den Rang eines Hauptmanns.
Politische Karriere
Morel gehörte bis 1987 der Sozialdemokratischen Partei (SP) an. 1970 wurde er Gemeinderat in Belfaux, 1971 Grossrat und war von 1975 bis 1983 Nationalrat. Im Jahr 1976 kandidierte er für das Oberamt des Saanebezirks. Im Nationalrat wurde er 1981 Präsident der Parlamentsfraktion und im gleichen Jahr Vizepräsident der SP Schweiz. In Bern brachte er die Debatte über die Beteiligung der Arbeitnehmer an der Unternehmensführung wieder in Gang.
1981 wurde Morel in den Staatsrat (Kantonsregierung) des Kantons Freiburg gewählt. Er war Vorsteher der Finanzdirektion und wurde 1986 und 1991 im Amt bestätigt. Während seiner 15 Regierungsjahre nahm er 14 Revisionen des Gesetzes über die Kantonssteuern vor, häufig ging es um Steuersenkungen. Wegen seiner rigorosen Wirtschafts- und Finanzpolitik geriet er in Konflikt mit dem linken Flügel seiner Partei. Da es ihm gelang, zwischen 1982 und 1990 die hohe Staatsverschuldung erheblich zu reduzieren, konnten wichtige Investitionen, vor allem im Gesundheits- und Erziehungsbereich, getätigt und die Besoldung der Mitarbeitenden des Staats verbessert werden. Er regelte unter anderem die heikle Affäre der Immobilienspekulation im Zusammenhang mit dem Gelände der ehemaligen Brauerei Beauregard.
Als Antwort auf die Verschlechterung der Konjunktur in den frühen 1990er Jahren legte Félicien Morel dem Grossen Rat fünf Sparprogramme vor und ergriff Strukturmassnahmen: So unterbreitete er dem Parlament 1996 zwei Berichte über die neue öffentliche Verwaltung, in denen es insbesondere um eine Revision des Status der öffentlichen Hand und der Subventionspolitik ging. Seine umfangreiche gesetzgeberische Aktivität umfasste die Gesetze über die Kantonalbank (1988), die Pensionskasse des Staatspersonals (1993) und die Staatsfinanzen (1994). Darüber hinaus bemühte er sich um die Revision der gesamten Gesetzgebung, welche die Finanzdirektion betraf.
Morel wollte für den Bundesrat kandidieren. An einer tumultartigen kantonalen Versammlung in Freiburg konnte er 1987 nicht die breite Mehrheit erlangen, die er für erforderlich hielt. Das Misstrauen, das ihm mehrmals entgegenschlug, bewog ihn, aus der SP auszutreten und die Gründung der Demokratisch-sozialen Partei (DSP) zu unterstützen. Trotz dieser Abspaltung war seine Karriere als Finanzdirektors nicht gefährdet: 1991 wurde er mit einem guten Ergebnis wiedergewählt. Auf Bitten seiner neuen Partei kandidierte er im gleichen Jahr für den Ständerat, ohne jedoch gewählt zu werden.
Nach seinem Ausscheiden aus der Kantonsregierung im Jahr 1996 blieb Morel weiterhin aktiv. Bis Ende 1999 war er Mitglied des Bankenrats der Schweizerischen Nationalbank. Von 2000 bis 2004 sass er im Verfassungsrat des Kantons Freiburg, von 2001 bis 2006 im Generalrat von Belfaux. Dieser entsendete ihn in die Konstituierende Versammlung der Agglomeration. Von 1998 bis 2006 präsidierte er zudem die kantonale Kommission der Loterie Romande.
Weiteres Engagement
2003 nahm Morel im Stiftungsrat der Fondation Nicole Niquille für das Spital von Lukla in Nepal Einsitz und wurde deren Schatzmeister, da er die schlechte sanitäre Situation des Volks der Sherpa aus eigener Erfahrung kannte.
Literatur
- Georges Andrey, John Clerc, Jean-Pierre Dorand et Nicolas Gex: Der Freiburger Staatsrat: 1848–2011. Geschichte, Organisation, Mitglieder. Editions La Sarine, Freiburg 2012, ISBN 978-2-88355-153-4.