Universelles Leben
Universelles Leben (UL) ist eine in Würzburg entstandene Neue religiöse Bewegung. Der ursprüngliche Name Heimholungswerk Jesu Christi wurde 1984 geändert. Die von der Bewegung verbreiteten Lehren beruhen auf sogenannten Neuoffenbarungen.
Geschichte
Die Geschichte des Universellen Lebens ist geprägt durch Gabriele Wittek. Sie ist die spirituelle Führungspersönlichkeit und wird intern als „Prophetin und Botschafterin Gottes“ bezeichnet.
Ein erster kleiner Kreis von Zuhörern entstand in Würzburg. 1977 folgte ein zweiter Kreis von Zuhörern in Nürnberg, und es kam zur Namensgebung Heimholungswerk Jesu Christi. Dieses verstand sich als Lehr- und Aufklärungswerk.
1979 trat das Heimholungswerk Jesu Christi erstmals mit Broschüren an die Öffentlichkeit. 1980 wurden die Vereine Gemeinschaft zur Förderung des Heimholungswerks Jesu Christi. Die Innere Geist-Christus-Kirche e. V. in Nürnberg sowie Heimholungswerk Jesu Christi. Die Innere Geist-Christus-Kirche e. V. in Stuttgart gegründet. Es folgte eine rasche Expansion in den deutschsprachigen Ländern, Italien und Spanien, die zehn bis fünfzehn Jahre anhielt. Durch zahlreiche Vorträge Witteks und rege Informations- und Werbeaktivitäten entstanden an etlichen Orten Gemeinden der sich „Urchristen“ nennenden Anhänger.
1984 wurde das Heimholungswerk Jesu Christi in Universelles Leben umbenannt. Anhänger gründeten die ersten Betriebe. 1990 ebbte die Expansionswelle in den ersten Verbreitungsgebieten Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien und Spanien ab, setzte sich jedoch weltweit in anderen Ländern fort.
Lehre
Witteks Verkündungen sind nach ihrer Ansicht „der zu erfüllende Auftrag Gottes eines Propheten“.[1] Die Lehren sind durch Gabriele Wittek vermittelt. Sie gelten gemäß den Grundsätzen des Universellen Lebens als Offenbarungen, die „Gabriele“ als Prophetin seit 1975 empfängt und weitergibt. Neben der Bergpredigt, auf deren 1982 im Rahmen der Nachrüstungsdebatte erschienene Interpretation[2] durch Franz Alt sich die Gemeinschaft, bevor sich die „erste urchristliche Gemeinde für das Friedensreich Jesu Christi“ das Werk des Engländers G. J. R. Ouseley (siehe unten) zu eigen machte, ausdrücklich bezogen hatte,[3] und den Zehn Geboten sind sie die Glaubensgrundlagen. Der Mensch könne durch Nächstenliebe, Reue, Vergebung und Wiedergutmachung von Gott akzeptiert bzw. angenommen werden. Der Gottesgeist sei in allen Lebensformen allgegenwärtig. Es gebe keine „ewige Hölle“, keinen strafenden Gott und keine „Geheimnisse Gottes“, dafür das „Gesetz von Saat und Ernte“ und die Möglichkeit der Reinkarnation. Auch Tiere seien voll leidensfähig und hätten eine unsterbliche Teilseele, weswegen eine vegetarische Ernährung angeraten werde. Gabriele Wittek gilt bei den Anhängern des Universellen Lebens als größter Prophet seit Jesus von Nazareth, lasse sich aber, laut Universellem Leben, in keiner Weise verehren, sondern verweise immer wieder auf „Christus“.
Das Universelle Leben versteht sich als die urchristliche Glaubensgemeinschaft, die an die Lehre Jesu Christi anknüpfe. Gemäß den durch Gabriele Wittek gegebenen Offenbarungen seien in der Bibel Fälschungen, Verdrehungen und Widersprüche vorhanden. Vorbehaltlos als wahr anerkannt und als Richtschnur für ethisches Handeln genommen wird das Buch Das ist mein Wort – Alpha und Omega (das Hauptwerk des Gabriele-Verlags Das Wort), eine nach seinem Selbstverständnis von Christus selbst durch Gabriele Wittek überarbeitete und ergänzte Fassung des angeblich von J.R. Ouseley (1835–1906) als Offenbarung 1881 empfangenen und 1901[4] von diesem herausgegebenen neuzeitlich-apokryphen „Evangeliums des vollkommenen Lebens“.[5] Schwerpunkte darin sind das Leben Jesu von Nazareth, der Glaube auch durch das „rechte Tun“, die 10 Gebote und die Bergpredigt aus der Bibel, ergänzt um die Auslegung für die Gegenwart, die weiteren Schwerpunkte Reinkarnation, Vegetarismus, Tierliebe und Alkoholabstinenz.
Weitere Offenbarungen besagen, die Kirche habe die christliche Lehre verfälscht, beispielsweise habe Jesus weder Dogmen und Priester noch Kirchengebäude gewollt.
Am 18. April 1987 habe Christus in einer großen Offenbarung u. a. über den „Inneren Weg“ gesprochen: ein mystischer Schulungsweg, bei dem man davon ausgeht, dass sich Gott im Menschen und in allen Lebensformen finden lässt, gemäß dem Wort Jesu: „Das Reich Gottes ist ‚in‘ euch“.
Gott gilt als unpersönliches Prinzip, als „Äther“, der alles Sein durchdringe und in sich alle positiven und negativen Kräfte berge. Diese „Urkraft“ habe Geistwesen wie „Gott-Vater“ und „Gott-Sohn“ geschaffen, aber auch das weibliche Prinzip „Satana“, das gegen Gott rebellierte. Es sei zu „Lucifer“ geworden und habe Anhänger um sich gesammelt, die als „Fallwesen“ bezeichnet werden. Diese „Fallwesen“ seien zu Menschen materialisiert. Das Geistwesen „Christus“ habe als menschliche Hülle Jesus einen Funken der „Urkraft“ in jeden Menschen gepflanzt. Somit sei es jeder Seele wieder ermöglicht worden, zu Gott zurückzukehren. Diese „Heimholung“ durch Jesus Christus bestehe also darin, den materiell belasteten Funken in das reine „universelle Leben“ zurückzuholen. Der Mensch müsse, je nach seiner seelischen Belastung, unter Umständen zahlreiche Wiedergeburten durchlaufen und so sein Karma, die Summe aller guten und bösen Taten aus allen Leben, aufarbeiten. Christus habe zwar das „Menschheitskarma“ getilgt, aber jeder einzelne müsse mit Christi Hilfe sein göttliches Erbe wieder erschließen.
Charakteristisch für die Lehre des Universellen Lebens ist auch der starke Glaube an eine nahe Umwälzungszeit, an die sich ein „tausendjähriges Reich des Friedens“ anschließen werde. Ob ein bestimmter Mensch in dieses Reich treten dürfe, bestimme sein Karma, das sich während seiner Zeiten als materialisiertes Wesen herausgebildet habe. Dieses drohende „Weltende“ erfordert intensive Aufklärungsarbeit. Besonderer Wert wird dabei auf den Frieden zwischen Mensch, Natur und Tieren gelegt, woraus sich in der Praxis u. a. Tier- und Naturschutz, vegetarische Ernährung und „friedfertiger“ Landbau (Dreifelderwirtschaft ohne Pestizide, ohne Genmanipulation, ohne Mist und Gülle und mit schonender Bodenbearbeitung) ergeben.
Ein weiterer ideologischer Schwerpunkt des Reinkarnationsglaubens ergibt sich im Zusammenhang mit der Leugnung des Erlösungswerks Jesu nach dem allgemeinen theologischen Verständnis der christlichen Kirchen. Demnach seien im Zweiten Konzil von Konstantinopel (553 n. Chr.) der angeblich christliche Reinkarnationsglaube abgeschafft (vgl. die umstrittene Ansicht des frühchristlichen Kirchentheologen Origenes) und entsprechende Bibelstellen gestrichen worden.[6] Wittek schreibt darüber wörtlich: „Gleichzeitig wurde der Glaube verurteilt, dass eines Tages alle Seelen und Menschen zu Gott zurückkehren würden“, und lehrt einen sogenannten „Weg der Abtragung“, wonach der Mensch erleiden müsse, was er zuvor den „Naturreichen“ zugefügt habe, bis er schließlich nach wiederholten Wiedergeburten und dem Abtragen oder leichter dem Erkennen, Bereuen und Nichtmehrtun seiner Verfehlungen „leicht und beschwingt in das feinstoffliche, ewige Reich zurückzukehren“ könne.
In den Offenbarungen fordere Christus von den Menschen, die sich intensiv für sein Erlöserwerk einsetzen wollen, auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Aktivitäten, deren Erfolg sich als direkte Folge eines Lebens nach den göttlichen Gesetzen einstelle.
Praktiken
Die Veranstaltungen des Universellen Lebens werden im In- und Ausland, die sie „Orte der urchristlichen Begegnung“ nennen, übertragen.
Die Anhänger sind angehalten, sich täglich selbst zu erkennen und das, was sie von Gott trennt, zu bereuen, dafür um Vergebung zu bitten, anderen zu vergeben, Schlechtes wiedergutzumachen und das als ungut Erkannte nicht wieder zu tun (Innerer Weg, Kreislauf der Bereinigung).
Um den Zustand des „fortgeschrittenen Gott-Menschen“ schneller zu erreichen, wird von den Anhängern erwartet, dass sie „irdischen Dingen“ wie Drogen und bestimmten Lebensmitteln, wie Fleisch, mehr und mehr entsagen und beim Geschlechtsverkehr Zurückhaltung üben. Das Zusammenleben von Familien in Wohngemeinschaften wird als Ideal angesehen.
Angeworben werden neue Anhänger durch Plakate, Anzeigen, Handzettel und zunehmend auch über das Internet. Außerdem propagieren sie im Universellen Leben eine vegetarische Lebensweise und geben eine Geschäftsstelle der Gemeinschaft als Quelle für weitergehende Informationen an.
Nach eigener Darstellung der Organisation würde jeglicher „Fanatismus“ bezüglich all dieser Dinge abgelehnt. Vielmehr solle jeder Mensch nach bestem Wissen und Gewissen freiwillig und aus Überzeugung handeln.
Struktur
Die Anhänger treffen sich in dafür angemieteten Räumen. Solche „Orte urchristlicher Begegnung“ existierten in Deutschland bis 2010 in 26 Städten, ehe in jenem Jahr deren Anzahl halbiert wurde.[7]
Anhänger des Universellen Lebens unterhalten u. a. eine Privatschule (Lern mit mir), eine privat geführte „Naturklinik“, einen Verlag und führen landwirtschaftliche Betriebe nach den Kriterien kontrollierter ökologischer Landwirtschaft, sowie nach eigenen spirituellen Grundsätzen (keine Nutztierhaltung, keine Verwendung von Mist und Gülle). Diese Betriebe („Christusbetriebe“) sind nicht offiziell mit dem Universellen Leben verbunden.
Das Universelle Leben finanziert sich hauptsächlich durch seine zahlreichen „Christusbetriebe“[8] sowie über den (Online-)Lebensmittelhandel Lebe Gesund.[9] Zusätzlich bittet das Universelle Leben auf seinen Fernsehsendern, auf Plakaten und Handzetteln um Spenden und gibt offiziell an, sich nur durch diese zu finanzieren. Auch werden die Anhänger dazu aufgefordert, ihren eigenen Besitz, sei es das Haus oder das Vermögen, an das Universelle Leben zu vermachen.[10][11]
Organisationen und Betriebe
Seit dem 1. Mai 1992 wird auf dem Gut Greußenheim (ehemals Rümker-Hof[12]) zwischen Greußenheim und Hettstadt von Mitgliedern und Freunden der Glaubensgemeinschaft biologischer Landbau betrieben. Damals begannen acht Personen damit, dort unter anderem Weizen, Dinkel, Roggen und Hafer für die eigene Mühle in Altfeld bei Marktheidenfeld anzubauen. In der Flurlage Frauenbichel gegenüber dem Gut wurde Wald angepflanzt.[13]
Dem Universellen Leben nahestehende Unternehmen treten als Hersteller und Vermarkter von Bio-Lebensmitteln auf. Die im Wesentlichen von Anhängern des Universellen Lebens betriebenen Firmen Gut zum Leben und Lebe Gesund unterhalten in 41 Städten 58 Marktstände und Läden (Stand Anfang 2011).[14][15] Die verkauften Biolebensmittel werden teilweise in Betrieben von Organisationsanhängern angebaut oder produziert. Hauptgesellschafterin dieser Firmen ist die Gabriele-Stiftung.[16]
Publizistisch ist das Universelle Leben aktiv durch den Gabriele-Verlag Das Wort und Radio Santec. Außerdem übertragen mehrere Satelliten-TV-Kanäle (Erde & Mensch, Sender Neu Jerusalem, Die neue Zeit TV, Sophia TV (die letzten beiden, Sender von Radio Santec, über Satellit Astra)) Sendungen des Universellen Lebens und werben für die Bücher der Prophetin Gabriele. Der Verlag Das weisse Pferd GmbH verbreitet kirchenkritische Literatur, Themen und Meinungen aus dem Umfeld des UL.
Verbreitung
Beim Universellen Leben gibt es keine formelle Mitgliedschaft. Schätzungen des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes (REMID) gehen von 2000 bis 5000 Anhängern in Deutschland aus.[17] Goldner gibt als Anhängerzahl für den deutschsprachigen Raum „zwischen 10.000 und 40.000, weltweit vielleicht 100.000“ an.[18]
Der Verein Universelles Leben e. V. hat rund 500 Mitglieder. Der innere Kreis bezeichnet sich auch als „Bundgemeinde Neues Jerusalem“. Dieser lebt vor allem im Gebiet um Michelrieth in der Region Würzburg in Wohngemeinschaften und arbeitet vor allem in Betrieben, die Anhängern gehören. Nach Bayern sind das restliche südliche Deutschland, Österreich, Italien und die Schweiz Hauptverbreitungsgebiete. In der ganzen Welt gibt es nach Angaben der Bewegung Treffen von Anhängern.
Kontroversen
Maqi
Seit dem Jahr 2000 berichtete die von Achim Stößer gegründete Tierrechtsinitiative Maqi über Versuche des Universellen Lebens, über Tierschutzthemen und insbesondere Anti-Jagd-Aktivismus Fuß in der Tierrechtsszene zu fassen. Im Juli 2002 wurden beispielsweise in einer Pressemitteilung Vorgänge um ein Symposium „Natur ohne Jagd“ in Berlin kommentiert, in der es unter anderem hieß: „Wer sich glaubwürdig für Tierrechte einsetzen will, muss sich von UL samt „Christusbetrieben“ sowie unterwanderten Organisationen und Gruppierungen distanzieren.“[19]
Maqi wurde daraufhin mit mehreren Klagen und anwaltlichen Unterlassungserklärungen angegangen, u. a. weil eine Adresse der „Prophetin“ genannt worden war und eine Domain existierte, die im Namen die Bezeichnung Universelles Leben enthielt und auf eine von Maqi angelegte Website über das Universelle Leben weiterleitete. Von solchen Formalien abgesehen, gab es jedoch offenbar keine inhaltlichen Einwände seitens der Glaubensgemeinschaft. Die Forderung, „zu unterlassen, … unter Hinweis auf einen Vortrag von Klaus Meurer oder dessen Zitierung, … unter Hinweis auf die Zeitschrift Christusstaat, Extrablatt Nr. 9, November 1991 oder deren Zitierung, zu behaupten oder den Eindruck zu vermitteln, die Glaubensgemeinschaft Universelles Leben sei antisemitisch, faschistoid oder rassistisch eingestellt“, blieb ohne Erfolg.[20]
Die im September 2002 erschienene Broschüre Universelles Leben – Eine Gefahr für die Tierrechtsbewegung,[21] berichtete u. a. über Personen und Organisationen im Umfeld des Universellen Lebens („Gut zum Leben“, „Lebe Gesund! Versand“, „Hin zur Natur“, Brennglas-Verlag, Initiative zur Abschaffung der Jagd, Radio Santec usw.). Außerdem wurde dort belegt, dass Christusbetriebe entgegen der behaupteten Tierfreundlichkeit mit Produkten handelten, für die Tiere ausgebeutet werden. Zitiert wurden unter anderem der oben genannte Klaus Meurer bzw. die Zeitschrift Christusstaat.
Voice Magazin
Das Tierrechts-Magazin Voice berichtete, dass führende Mitglieder des Universellen Lebens innerhalb der deutschen Tierrechtsszene zunehmend aktiv seien. Weiterhin wurden Strukturen innerhalb des Universellen Lebens und das Verbindungsgeflecht der Organisation näher beleuchtet. In der Folge erhielt das Magazin mehrere Aufforderungen zur Abgabe von Unterlassungserklärungen und schließlich Klagen vom Universellen Leben, u. a. wegen des Titelblattes, Abbildungen auf demselben und einzelnen Formulierungen. Insbesondere die Abbildung eines Hakenkreuzes in Zusammenhang mit dem Universellen Leben wurde moniert. Soweit es sich nicht um Meinungsäußerungen handelte, sondern um unwahre Tatsachenbehauptungen oder Schmähungen, ergingen gerichtliche Unterlassungsverfügungen. Das Magazin Voice wurde in Folge aus Kostengründen eingestellt.
Umgang mit den großen christlichen Kirchen
Das Universelle Leben stellt sich als von den katholischen und evangelischen Konfessionen verfolgte urchristliche Gemeinschaft dar, deren Behandlung durch die großen Kirchen an die Geschichte der Kreuzzüge, Ketzerverfolgungen, Judenverfolgungen oder Hexenverbrennungen anschließe.
Dem wird kirchlicherseits deutlich widersprochen. Aus Sicht der beiden großen Kirchen ist das Universelle Leben eine synkretistische Neuoffenbarerreligion mit einigen christlichen Elementen. Die Lehre setze sich aus Elementen zusammen, die von Theologen als „christlich, hinduistisch und gnostisch“ bezeichnet werden, wobei christliche und hinduistische Begriffe oft mit neuen Inhalten gefüllt worden seien.
Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen schreibt: „Die christlichen Versatzstücke im Glaubenssystem des UL sind durchweg in ihrem ursprünglichen Charakter entstellt und reine Fassade.“[22] Umgekehrt hält die Gemeinschaft Universelles Leben den beiden Kirchen vor, nicht christlich zu sein.[23]
Beurteilung durch staatliche Stellen
In Bayern kam es zu mehreren gerichtlichen Auseinandersetzungen, unter anderem aufgrund einer Publikation der Bayrischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit von 1988. Darin werden zum Beispiel Vergleiche mit Scientology gezogen.[24] Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat schließlich in einem Urteil 1995 die Verbreitung bestimmter Behauptungen untersagt, die in einer Neuauflage bereits 1994 geschwärzt wurden.[25]
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof erklärte:
„Die Ausgestaltung des Gemeindelebens, wie sie aus der „Gemeindeordnung“ des „Universellen Lebens“ hervorgeht, darf in scharfer und überspitzter Formulierung ohne Verfassungsverstoß als totalitäre Struktur bezeichnet werden.“
In die Urteilsbegründung des Gerichts fließt das Gutachten des Diplompsychologen Alfred Spall vom 12. Juli 1993 ein:
„Ziel sei erkennbar nicht der selbständig denkende und damit mündige Mensch, sondern der, der das Denken bereits überwunden habe, der sich der Ideologie des Werkes kritiklos unterwerfe.‘ […] Die Entindividualisierung wird nur als Läuterung, als bewusste Umwandlung des negativen […] deklariert. Der Mensch, der in Gott wurzele, halte sich von all den Diskussionen und Meinungen der Mitmenschen fern.“[26]
Zu den Vorwürfen des Landes Berlin aus dem Jahr 1997, das Universelle Leben schüre antisemitische Vorurteile, teilten die Vertreter des Landes später mit: „Bereits 1999 hatte sich die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport aufgrund neuer Erkenntnisse entschlossen, folgende … der Äußerungen aus dem Bericht des Jahres 1997 nicht aufrecht zu erhalten: – in Schriften des Universellen Lebens würden auch antisemitische Vorurteile geschürt …“[28] Mit der Zurückweisung der Berufung scheiterte der Kläger Universelles Leben allerdings mit der Forderung, „dass er und die gleichnamige Glaubensgemeinschaft in den Berichten überhaupt nicht mehr erwähnt werden dürften.“ Die 130-seitige Schrift Risiken und Nebenwirkungen mit Informationen u. a. zum Universellen Leben stand somit weiterhin auf der Website der Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport online zur Verfügung.[29]
Literatur
- Wolfgang Behnk: „Abschied vom Urchristentum?“ Gabriele Witteks „Universelles Leben“ zwischen Verfolgungswahn und Institutionalisierung. Münchner Texte, München 1994, ISBN 3-583-50210-8.
- Martin Elze: Weitere christliche Kirchen und andere religiöse Gemeinschaften. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN 978-3-8062-1478-9, S. 495–498, hier: S. 496 f.
- Michael Hitziger: Weltuntergang bei Würzburg: Ein Aussteiger berichtet von siebzehn Jahren in der Sekte Universelles Leben der Prophetin Gabriele Wittek. Verlag Hans Schiler, Berlin 2008, ISBN 978-3-89930-227-1.
- Christoph Minhoff, Holger Lösch: Neureligiöse Bewegungen, Bayrische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, 2. Auflage, München 1994
- Werner Thiede: Sektierertum – Unkraut unter dem Weizen? Neukirchen-Vluyn 1999 (bes. 119 ff. sowie 150 ff. zum Reinkarnationsglauben)
- Matthias Pöhlmann (Hrsg.): Universelles Leben. Beiträge zu einer umstrittenen Neureligion. EZW-Texte 213, Berlin 2011.
- Wolfram Mirbach: „Universelles Leben“: die einzig wahren Christen? Eine Neureligion zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Herder, 1996.
- Friedrich Wilhelm Haack: Gabriele Witteks „Universelles Leben“. Evangelischer Presseverband für Bayern, 1986.
Weblinks
- Webpräsenz des Universellen Lebens
- Universelles Leben bei relinfo.ch
- Erobert eine Sekte den Biomarkt? In: natur. 12, 1997.
- Aussteiger berichten – Erfahrungsberichte auf der Seite des bbs – bürger beobachten sekten e. V. Wertheim
- Seiten über Universelles Leben bei confessio.de, einer Website der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsen
Einzelnachweise
- Prophetin wider Willen. (Memento vom 28. Dezember 2009 im Internet Archive) auf: universelles-Leben.org
- Franz Alt: Frieden ist möglich. Die Politik der Bergpredigt. Piper, München 1983, ISBN 3-492-00584-5.
- Martin Elze (2007), S. 496 f.
- Martin Elze (2007), S. 496 f.
- Das Evangelium Jesu. Was war vor 2000 Jahren? Das Wort, Rottweil 1986, ISBN 978-3-8920-1000-5.
- Der folgenschwerste Eingriff in die Innere Religion: Die Herausnahme der Reinkarnation aus der Lehre der Weisen und Propheten. (Memento vom 20. Januar 2012 im Internet Archive) auf: universelles-leben.org
- Treffen aller Gottsucher. Orte Urchristlicher Begegnung. Christus, der Schlüssel zum Tor des Lebens. (Memento des Originals vom 12. Oktober 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Auf: universelles-leben.org
- Das Schloss als Christusbetrieb ?, Main-Post 20. März 2000, abgerufen am 22. Januar 2021
- Stadt prüft Verbot auf Nordbayern.de, 24. März 2004, abgerufen am 22. Januar 2021
- Angela Scheele: Das „Universelle Leben“ - Seelenfang per Biobrötchen. In: Reportage am Sonntag vom 1. Februar 2004, BR Bayerischer Rundfunk, München 2003.
- Vgl. auch Internet-Archiv: Das Seelenkartell – Geheime Machenschaften Einer Sekte.
- Vgl. Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 268 und 273 f.
- Christine Demel u. a.: Leinach. Geschichte – Sagen – Gegenwart. 1999, S. 174 (Gut Greußenheim GmbH u. Co., Betriebs KG).
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 10. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Claudia Peintner: Bio-Kost von Bibel-Bauern (Memento vom 5. September 2017 im Internet Archive), Wiener Zeitung vom 19. August 2011
- Religionen in Deutschland: Mitgliederzahlen. auf der Webseite des Religionswissenschaftlichen Medien- und Informationsdienstes e. V. – REMID.
- Colin Goldner: Tierrechte und Esoterik – Eine Kritik.. In: Das steinerne Herz der Unendlichkeit erweichen. Alibri Verlag, 31. Mai 2007, ISBN 978-3-86569-014-2.
- Universelles Leben – Sekte unterwandert die Tierrechtsbewegung. 30. Juni 2002 auf: maqi.de
- Achim Stößer: Universelles Leben klagt gegen Tierrechtler. auf: tierrechtsforen.de 20. Oktober 2007.
- Universelles Leben – Eine Gefahr für die Tierrechtsbewegung. Auf: maqi.de
- EZW Kompakt-Infos: Universelles Leben (Memento vom 31. März 2007 im Internet Archive) (PDF; 177 kB)
- Wer sitzt auf dem Stuhl Petri? (Memento vom 2. September 2011 im Internet Archive) Auf: universelles-leben.org, aufgerufen am 25. Juni 2011.
- Minhoff, Lösch: Neureligiöse Bewegungen, 1994, Seite 35
- Minhoff, Lösch: Neureligiöse Bewegungen, 1994, Hinweis im Buchdeckel
- Gescannte Ausgabe (Memento vom 2. März 2005 im Internet Archive) des Gerichtsurteils
- Constantin Magnis: Im Friedensreich der Öko-Sekte. In: Cicero. September 2008.
- Thomas John: „Sektenberichte“ des Senats rechtmäßig. Pressemitteilung der Senatsverwaltung Berlin, 16. Oktober 2003
- Anne Rühle, Ina Kunst: ??? „SEKTEN“ ??? – Risiken und Nebenwirkungen – INFORMATIONEN zu ausgewählten neuen religiösen und weltanschaulichen Bewegungen und Psychoangeboten. (Memento vom 16. Juli 2006 im Internet Archive) (PDF; 1,6 MB) Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport (Hrsg.), Dezember 1997, Online bis mindestens 15. Juli 2006