Tomar
Tomar [tuˈmaɾ] ist eine portugiesische Stadt (Cidade) und ein Kreis (Concelho), etwa 100 km nordöstlich von Lissabon gelegen. Sie hat 40.677 Einwohner (Stand 30. Juni 2011). Tomar gehört zur Rede de Judiarias, einem Verbund von Orten historisch bedeutender jüdischer Gemeinden, die ein gemeinsames touristisches Marketing betreiben.
Tomar | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|
| ||||||
Basisdaten | ||||||
Region: | Centro | |||||
Unterregion: | Médio Tejo | |||||
Distrikt: | Santarém | |||||
Concelho: | Tomar | |||||
Koordinaten: | 39° 36′ N, 8° 24′ W | |||||
Einwohner: | 40.677 (Stand: 30. Juni 2011)[1] | |||||
Fläche: | 351,22 km² (Stand: 1. Januar 2010)[2] | |||||
Bevölkerungsdichte: | 116 Einwohner pro km² | |||||
Höhe: | 75 m | |||||
Postleitzahl: | 2300 | |||||
Kreis Tomar | ||||||
| ||||||
Einwohner: | 40.677 (Stand: 30. Juni 2011)[1] | |||||
Fläche: | 351,22 km² (Stand: 1. Januar 2010)[2] | |||||
Bevölkerungsdichte: | 116 Einwohner pro km² | |||||
Anzahl der Gemeinden: | 11 | |||||
Verwaltung | ||||||
Adresse der Verwaltung: | Câmara Municipal de Tomar Praça da República 2300-550 Tomar | |||||
Präsident der Câmara Municipal: | Corvêlo de Sousa (PSD) | |||||
Website: | www.cm-tomar.pt |
Geschichte
Im Zuge der Reconquista eroberte Portugals erster König D.Afonso Henriques Tomar im Jahr 1147 von den Mauren und übergab den Ort im Jahr 1159 dem Templerorden. Der heutige Ort entstand mit Baubeginn der Klosterburg durch die Templer am 1. März 1160. Seine ersten Stadtrechte erhielt es 1162 durch Gualdim Pais, der damit zugleich den eigenständigen Kreis (Concelho) von Tomar schuf und als Stadtgründer gilt. Mit der Auflösung des Templerordens gründete König D.Dinis 1312 den portugiesischen Christusorden, als Nachfolger der Templer. Unter dem Christusritter Prinz Heinrich, dem späteren Heinrich der Seefahrer, erlebte Tomar im 15. Jahrhundert einen Aufschwung, zu dem auch eine wachsende jüdische Gemeinde beitrug, deren Mitglieder nach ihrer Ausweisung aus Kastilien 1492 nach Portugal gekommen waren.
Im Jahr 1510 erneuerte König Manuel I. die Stadtrechte, und Tomar wurde ein bedeutender Künstlerort mit Architekten und Malern wie João de Castilho und Diogo de Arruda. 1844 wurde die bisherige Kleinstadt (Vila) anlässlich des Besuchs der Königin Maria II. zur Stadt erhoben.[3]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Aus der Gruta do Caldeirão (Höhle) bei Tomar stammen Bestattungen des Frühneolithikums. Die Keramik datiert zwischen 5300 und 5100 v. Chr. und gehört in das späte Cardial.
Die Stadt ist bekannt durch den zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Convento de Cristo (Christuskloster), der auch das Stadtbild beherrscht. Es handelt sich hierbei um einen Kombination von Burg und Kloster der Tempelritter auf einem Hügel westlich über der Stadt, der nach der Auflösung des Templerordens im Jahr 1312 an den Christusorden überging und dessen Zentrum war.
Überregional bekannt ist Tomar auch für das alle vier Jahre im Juni/Juli stattfindende Stadtfest Festa dos Tabuleiros. Die Stadt ist dann angefüllt mit vielen tausend Besuchern, die insbesondere die Umzüge sehen möchten, bei denen Mädchen und Frauen geschmückte Tabletts (tabuleiros) mit aufgesteckten Broten in Höhe ihrer Körpergröße auf dem Kopf durch die geschmückten Straßen tragen. Das seit Jahrhunderten stattfindende, dem heiligen Geist gewidmete, Fest geht auf eine Prozession zurück, bei der Brot an Bedürftige verteilt wurde.[4][5][6]
Die Stadt beherbergt u. a. ein kurioses Streichholzmuseum, mit 80.000 Zündhölzern und Schachteln aus 115 Ländern. Weitere Museen sind das städtische Museu Municipal João de Castilho, das einen Schwerpunkt auf Ausstellungen alter und neuer Kunst legt, das Museu Hebraico Abraão Zacuto, das in der mittelalterlichen Synagoge untergebracht ist und sich der jüdischen Geschichte Tomars und Portugals widmet, und das Fotomuseum Arquivo Fotográfico Silva Magalhães.[7]
Auf der innerstädtischen Flussinsel Parque do Mouchão befindet sich eine Grünanlage mit altem Baumbestand und einem alten Wasserrad, das im maurischen Stil mit Tongefäßen zum Schöpfen des Wassers errichtet wurde. Ein kleines Hotel ist dort eingerichtet.[8]
Am Nordrand der Altstadt steht die achteckige, im 16. Jahrhundert erbaute Kapelle São Gregorio mit einem Zeltdach und einem manuelinischen Portal.[9]
Einmal monatlich, gewöhnlich am vierten und gelegentlich am dritten Samstag im Monat, findet in der zentralen Fußgängerzone der Rua Serpa Pinto ein Markt für Biolebensmittel statt.[10]
In Tomar finden sich besonders viele Beispiele für die portugiesische Pflasterkunst, die Calçada Portuguesa, sowohl großflächige Anlagen wie der Platz vor dem Rathaus und der Kirche São João Baptista, als auch kleinteilige und kunstvolle Beispiele auf Gehwegen und kleinen Plätzen.
- Festumzug der Festa dos Tabuleiros (2003)
- Südansicht der Kreuzritterburg
- Gasse der Synagoge von Tomar
- S. João Baptista Kirche
- In der Fußgängerzone Rua Serpa Pinto (2007)
- In der Kreuzritterburg von Tomar (2002)
- Manuelinisches Fenster an der Kreuzritterkirche
- Kreuzritterkonvent – Claustro dos Felipes (2005)
- Aquädukt – Blick von der Kreuzritterburg Tomar (2005)
- Wasserrad in Tomar
Verwaltung
Kreis
Tomar ist auch Verwaltungssitz eines gleichnamigen Kreises. Die Nachbarkreise sind (im Uhrzeigersinn im Norden beginnend): Ferreira do Zêzere, Abrantes, Vila Nova da Barquinha, Torres Novas sowie Ourém.
Mit der Gebietsreform im September 2013 wurden mehrere Gemeinden zu neuen Gemeinden zusammengefasst, sodass sich die Zahl der Gemeinden von zuvor 16 auf elf verringerte.[11]
Die folgenden Gemeinden (Freguesias) liegen im Kreis Tomar:
Gemeinde | Einwohner (2011) |
Fläche km² |
Dichte Einw./km² |
LAU- Code |
---|---|---|---|---|
Além da Ribeira e Pedreira | 1.313 | 24,50 | 54 | 141817 |
Asseiceira | 2.945 | 29,07 | 101 | 141802 |
Carregueiros | 1.179 | 12,35 | 95 | 141804 |
Casais e Alviobeira | 2.965 | 35,96 | 82 | 141818 |
Madalena e Beselga | 3.990 | 44,44 | 90 | 141819 |
Olalhas | 1.415 | 34,72 | 41 | 141808 |
Paialvo | 2.599 | 22,31 | 117 | 141809 |
Sabacheira | 955 | 34,26 | 28 | 141814 |
São Pedro de Tomar | 3.027 | 36,66 | 83 | 141813 |
Serra e Junceira | 2.080 | 46,57 | 45 | 141820 |
Tomar e Santa Maria dos Olivais | 18.209 | 30,38 | 599 | 141821 |
Kreis Tomar | 40.677 | 351,22 | 116 | 1418 |
Bevölkerungsentwicklung
Einwohnerzahl im Kreis Tomar (1801–2004) | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1801 | 1849 | 1900 | 1930 | 1960 | 1981 | 1991 | 2001 | 2004 |
16.536 | 16.786 | 31.360 | 39.179 | 44.161 | 45.672 | 43.139 | 43.007 | 42.983 |
Städtepartnerschaften
- Vincennes (Frankreich)
Verkehr
Eisenbahn
Über die Strecke Ramal de Tomar ist die Stadt an das landesweite Schienennetz angeschlossen.
Bus
Die Stadt ist in das landesweite Busnetz der Rede Expressos eingebunden. Zudem wird der Ort von einigen regionalen Buslinien des Lissabonner Großraum-Streckennetzes angefahren.
Straßen
Tomar liegt an der Nationalstraße N113 und ist etwa 20 km von der Anschlussstelle Atalaia der Autobahn A23 entfernt.
Innerstädtischer Nahverkehr
Die städtischen Verkehrsbetriebe TUTomar – Transportes Urbanos de Tomar befahren die 24 Haltestellen im historischen Zentrum und den Schul-, Gesundheits- und Einkaufszentren im Norden der Stadt mit roten Kleinbussen in einem 20-Minuten-Takt, in Spitzenzeiten im 10-Minuten-Takt (wochentags von 7 Uhr bis 20 Uhr, samstags von 8 Uhr bis 14 Uhr, sonntags von 14 Uhr bis 20 Uhr). Eine einfache Fahrt kostet 0,70 Euro, eine 10er-Karte 5,10 Euro, und ein Tagesticket 2 Euro. Zudem sind 3-Tagestickets, 5-Tagestickets und weitere Abonnements möglich (Stand: Januar 2013).[12]
Söhne und Töchter der Stadt
- João Anes († 1402), Erzbischof von Lissabon
- Manuel Joaquim Nogueira (1787–1862), Militär und Politiker
- José Ribeiro Faria e Silva (1855–1932), Arzt
- Tamagnini de Abreu (1856–1924), Militär, Kommandeur des Portugiesischen Expeditionskorps im Ersten Weltkrieg
- Fernando Lopes-Graça (1906–1994), Komponist und Dirigent
- Nuno Viriato Tavares de Melo Egídio (1922–2011), Militär, 1979–1981 Gouverneur von Macau
- Isabel Ruth (* 1940), Schauspielerin
- Paulo Frischknecht (* 1961), olympischer Schwimmer
- Margarida Cardoso (* 1963), Regisseurin
- Ana Laíns (* 1979), Fadosängerin
- Melânia Gomes (* 1984), Schauspielerin
- Patricia Sampaio (* 1999), Judoka
Literatur
- Thomas G. Schattner (Hrsg.): Archäologischer Wegweiser durch Portugal (= Kulturgeschichte der Antiken Welt. Bd. 74). Philipp von Zabern, Mainz 1998, ISBN 3-8053-2313-1, S. 116.
Weblinks
- Offizielle Website
- Templer in Tomar. In: philoSIENCE. 2006, abgerufen am 31. Juli 2001.
Nachweise
- www.ine.pt – Indikator Resident population by Place of residence and Sex; Decennial in der Datenbank des Instituto Nacional de Estatística
- Übersicht über Code-Zuordnungen von Freguesias auf epp.eurostat.ec.europa.eu
- www.verportugal.net, abgerufen am 27. Januar 2013
- www.tabuleiros.org, abgerufen am 27. Januar 2013
- www.portugal-libelle.com, abgerufen am 27. Januar 2013
- Artikel vom 3. Januar 2007 der Wochenzeitung Die Zeit, abgerufen am 27. Januar 2013
- www.cm-tomar.pt (Memento des Originals vom 26. Januar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 27. Januar 2013
- Lydia Hohenberger, Jürgen Strohmaier: Portugal. 2. Auflage, DuMont Reiseverlag, Ostfildern 2009, Seite 189f
- Hans Strelocke: Portugal, S. 267. Köln 1991
- www.cm-tomar.pt (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 27. Januar 2013
- Veröffentlichung der administrativen Neuordnung im Gesetzesblatt Diário da República vom 28. Januar 2013, abgerufen am 16. März 2014
- www.cm-tomar.pt (Memento des Originals vom 26. Mai 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Abgerufen am 27. Januar 2013.
← Vorhergehender Ort: Fátima | Jakobsweg „Camino Portugués“ | Nächster Ort: Leiria → |