Todenhausen (Wetter)
Todenhausen ist ein Ortsteil von Wetter (Hessen) im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Der Ort liegt nördlich von Wetter am Rande des Burgwaldes im Wetschaftstal.
Todenhausen Stadt Wetter (Hessen) | |
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Höhe: | 231 (202–236) m ü. NHN |
Fläche: | 2,33 km²[1] |
Einwohner: | 249 (30. Jun. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 107 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 35083 |
Vorwahl: | 06423 |
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Todenhausen erfolgte unter dem Namen Dudinhusen im Jahr 1349.[2] Der Ort bestand damals aus einer Mühle und drei Höfen. Der Name Todenhausen hat nichts mit Tod oder Toten zu tun. Er stammt von dem ersten Bewohner oder Gründer namens Dudo.
Im Jahre 1720 kamen Glaubensflüchtlinge aus Frankreich (Hugenotten und Waldenser) nach Todenhausen. Es waren etwa 40 Familien, die ihre Höfe entlang der Landstraße erbauen durften. Von da an wurden die Begriffe „Colonie“ und „Deutsch-Todenhausen“ geprägt. Die Traditionen dieser Hugenotten und Waldenser sind heute noch im Ort zu finden. Im 20. Jahrhundert erfolgte ein Ausbau des Dorfes Richtung Norden. Der Bereich wird im Volksmund „Jackehausen“ genannt.
Im Jahr 1954 wurden durch Beschluss der Hessischen Landesregierung die beiden Gemeinden „Todenhausen-Colonie“ und „Deutsch-Todenhausen“ zu einer Gemeinde „Todenhausen“ zusammengeschlossen.[3]
Zum 31. Dezember 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Todenhausen im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Wetter (Hessen-Nassau) (damaliger Name der Stadt) eingegliedert.[4] Für den Ortsteil Todenhausen, wie für alle Ortsteile von Wetter, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Todenhausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][6]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Wetter[7]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Wetter[8]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg), Amt Wetter
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wetter
- ab 1806: Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Wetter
- 1807–1813: Königreich Westphalen, Departement der Werra, Distrikt Marburg, Kanton Wetter
- ab 1815: Kurfürstentum Hessen, Amt Wetter[9]
- ab 1821: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg[10]
- ab 1848: Kurfürstentum Hessen, Bezirk Marburg
- ab 1851: Kurfürstentum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Marburg
- ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis Marburg
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Landkreis Marburg
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Gerichte seit 1821
Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Justizamt Wetter war als Gericht in erster Instanz für Todenhausen zuständig.[11] Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Wetter.[12][13] Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes (GVG) 1877 blieb das Amtsgericht bestehen. 1943 wurde dass Amtsgericht Zweigstelle des Amtsgerichts Marburg und 1946 wurde auch die Zweigstelle geschlossen. Der Bezirk des Amtsgerichts Wetter ging im Bezirk des Amtsgerichts Marburg auf.
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Todenhausen 261 Einwohner. Darunter waren 9 (= 3,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 54 Einwohner unter 18 Jahren, 96 zwischen 18 und 49, 63 zwischen 51 und 64 und 60 Einwohner waren älter.[14]Die Einwohner lebten in 99 Haushalten. Davon waren 21 Singlehaushalte, 21 Paare ohne Kinder und 45 Paare mit Kindern, sowie 12 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 15 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 60 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[14]
Einwohnerzahlen
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Historische Religionszugehörigkeit
Quelle: | Historisches Ortslexikon[2] |
• 1861: | 156 Einwohner evangelisch-lutherische, 144 evangelisch-reformierte, ein römisch-katholische Einwohner |
• 1885: | 269 evangelische (= 100 %) Einwohner |
• 1961: | 292 evangelische (= 95,11 %), 15 römisch-katholische (= 4,59 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: | Historisches Ortslexikon[2] |
Deutsch-Todenhausen | |
• 1787: | ein Müller, ein Schmied, zwei Schneider, zwei Leineweber, zwei Tagelöhner, zwei Schäfer |
Kolonie Todenhausen | |
• 1758: | ein Gastwirt, ein Perückenmacher, zwei Leineweber, zwei Schmiede, ein Schuhflicker, ein Tagelöhner |
Gemeinde (Kolonie und Deutsch-Todenhausen) | |
• 1838 | Familien: 37 Ackerbau, 11 Gewerbe, 3 Tagelöhner |
• 1961: | Erwerbspersonen: 122 Land- und Forstwirtschaft, 34 Produzierendes Gewerbe, 15 Handel und Verkehr, 10 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Religion
Todenhausen gehört zum evangelischen Kirchspiel Wetter I.
Politik
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Personen, Ortsvorsteher ist Ralf Funk (Stand September 2009).
Verkehr
- Durch den Ort verläuft die Bundesstraße 252. Die Buslinie 61 des Regionalen Nahverkehrsverbandes Marburg-Biedenkopf von Wetter nach Marburg stellt den Öffentlichen Personennahverkehr sicher.
- Am westlichen Ortsrand verläuft die Burgwaldbahn. Eine Anbindung an das Schienenpersonennetz besteht über die Bahnhöfe Simtshausen und Wetter an die Burgwaldbahn.
Literatur
- Sigrid Althaus: Hugenottendörfer um Marburg und Frankenberg (= Landeskundliche Bildbände Hessen. 2). Hitzeroth, Marburg 1989, ISBN 3-925944-76-1, Kapitel Todenhausen, S. 101–119.
- Festausschuß und Ortsbeirat Todenhausen (Hrsg.): Colonie Todenhausen. 275 Jahre 1720–1995. Festschrift, herausgegeben anläßlich der 275-Jahrfeier der Colonie Todenhausen. Selbstverlag, Wetter-Todenhausen 1995.
- Literatur über Todenhausen nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Stadtteil Todenhausen In: Webauftritt der Stadt Wetter.
- Todenhausen. Ortsgeschichte, Ortsbeirat, Infos. In: www.wetter-todenhausen.com. Magistrat der Stadt Wetter
- Ortsgeschichte Todenhausen (Memento vom 19. Januar 2005 im Internet Archive)
- Todenhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Haushaltsplan 2021 (Statistische Angaben) der Stadt Wetter (PDF 7,3 MB). Abgerufen im Juni 2021.
- Todenhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Zusammenschluß der Gemeinden Todenhausen-Colonie und Deutsch-Todenhausen im Landkreis Marburg a. d. L., Regierungsbezirk Kassel, zu einer Gemeinde mit dem Namen „Todenhausen“ vom 1. Juli 1954. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1954 Nr. 29, S. 711, Punkt 654 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 2,8 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 402.
- Hauptsatzung. (PDF; 245 kB) § 7. In: Webauftritt. Stadt Wetter, abgerufen im Juni 2021.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 389 (online bei HathiTrust’s digital library).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Wetter anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 123 f. (online bei Google Books).
- Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
- Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
- Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
- Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224 )
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 32 und 72 .
- Ursula Braasch-Schwersmann (Hrsg.): Wetter, Textheft. Marburg 2005, ISBN 3-87707-642-4, S. 16 (Online bei Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen [PDF; 334 kB]).
- Einwohnerzahlen seit 2015. aus den Haushaltsplänen. Stadt Wetter, archiviert vom Original; abgerufen im Juni 2021.