Tarbuttit
Tarbuttit ist ein vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im triklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Zn2[OH|PO4],[1] ist also ein Zink-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.
Tarbuttit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | Zn2[OH|PO4][1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.BB.35 (8. Auflage: VII/B.06) 41.06.07.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | triklin |
Kristallklasse; Symbol | triklin-pinakoidal; 1[2] |
Raumgruppe (Nr.) | P1[1] (Nr. 2) |
Gitterparameter | a = 5,50 Å; b = 5,65 Å; c = 6,46 Å α = 102,9°; β = 102,8°; γ = 86,8°[1] |
Formeleinheiten | Z = 2[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3,5 bis 4[3] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,19; berechnet: 4,21[3] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {001}[3] |
Bruch; Tenazität | uneben |
Farbe | farblos, weiß, gelblich, rötlich, grünlich, bräunlich |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | Glasglanz, Perlglanz auf Spaltflächen |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,660 nβ = 1,705 nγ = 1,713[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,053[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 50°[4] |
Tarbuttit entwickelt meist flächenreiche, isometrische bis kurzprismatische oder pseudokubische Kristalle bis etwa zwei Zentimeter Größe, kommt aber auch in Form garbenförmiger Mineral-Aggregate und krustiger Überzüge vor. In reiner Form ist Tarbuttit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine gelbliche, rötliche, grünliche oder bräunliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Unverletzte Kristallflächen weisen einen glasähnlichen Glanz auf, Spaltflächen schimmern dagegen eher perlmuttartig.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Tarbuttit in der „Kabwe Mine“ (Broken Hill Mine) nahe der gleichnamigen Stadt Kabwe in der Zentralprovinz von Sambia und beschrieben 1907 durch Leonard James Spencer (1870–1959), der das Mineral nach Percy Coventry Tarbutt benannte. Tarbutt war zu dieser Zeit Direktor der „Broken Hill Exploration Company“ und entdeckte das Mineral in der Nähe einer Höhle mit eiszeitlichen Mammutknochen.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Tarbuttit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate, mit fremden Anionen F, Cl, O, OH“, wo er zusammen mit Adamin, Eveit, Libethenit, Olivenit, Paradamin, Zincolibethenit und Zinkolivenit die „Libethenit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/B.06 bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Tarbuttit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH etc.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 „kleinergleich“ 1:1“ zu finden ist, wo es als Namensgeber die „Tarbuttitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BB.35 und dem weiteren Mitglied Paradamin bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Tarbuttit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er zusammen mit Paradamit in der „Tarbuttitgruppe“ mit der System-Nr. 41.06.07 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (A)2(XO4)Zq“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Tarbuttit bildet sich sekundär in der Oxidationszone zinkhaltiger Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Cerussit, Descloizit, Hemimorphit, Hopeit und Parahopeit, Hydrozinkit, Pyromorphit, Scholzit, Smithsonit, Vanadinit sowie das Brauneisenerz Limonit auftreten.
Als sehr seltene Mineralbildung konnte Tarbuttit bisher (Stand 2013) nur in wenigen Proben aus weniger als 10 Fundorten nachgewiesen werden.[5] Seine Typlokalität „Kabwe Mine“ ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Sambia.
Weitere bisher bekannte Fundorte sind Broken Hill und Reaphook Hill (Flinderskette) in Australien, Albères im französischen Département Pyrénées-Orientales, die „Skorpion Mine“ bei Rosh Pinah in Namibia und Iowa Gulch nahe Leadville im US-Bundesstaat Colorado.[6]
Kristallstruktur
Tarbuttit kristallisiert triklin in der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2) mit den Gitterparametern a = 5,50 Å; b = 5,65 Å; c = 6,46 Å; α = 102,9°; β = 102,8° und γ = 86,8° sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Die Kristallstruktur besteht aus Ketten kantenverknüpfter Baugruppen von ZnO3(OH)2, die trigonale Dipyramiden parallel [010] bilden sowie Dimere von zwei kantenverknüpften ZnO3(OH) trigonalen Dipyramiden. Beide Baugruppen und das RO4-Tetraeder sind über die Ecken miteinander verbunden und bilden ein 3-dimensionales Gerüst.
Siehe auch
Literatur
- L. J. Spencer: Societies and Academies: Mineralogical Society. In: Nature. Band 76, 1907, S. 215–215 (rruff.info PDF; 144 kB).
- L. J. Spencer: On hopeite and other zinc phosphates and associated minerals from Broken Hill mines, North-Western Rhodesia. In: Mineralogical Magazine. Band 15, 1908, S. 1–38 (rruff.info PDF; 1,7 MB).
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 629 (Erstausgabe: 1891).
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 645.
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 444.
- Webmineral – Tarbuttite.
- Tarbuttite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org PDF; 65,2 kB).
- Mindat – Tarbuttite.
- Mindat – Anzahl der Fundorte für Tarbuttite.
- Fundortliste für Tarbuttit beim Mineralienatlas und bei Mindat.