Szczodre
Szczodre [ˈʃʧɔdrɛ] (deutsch Sibyllenort, polnisch 1945–1948: Sybilin) ist eine Ortschaft der Gemeinde Długołęka (Langewiese), Powiat Wrocławski in der polnischen Woiwodschaft Niederschlesien. Sie liegt 12 Kilometer nordöstlich von Breslau.
Szczodre | |||
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Basisdaten | |||
Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Niederschlesien | ||
Powiat: | Breslau | ||
Gmina: | Długołęka | ||
Geographische Lage: | 51° 12′ N, 17° 11′ O | ||
Einwohner: | 1033 (31. Dez. 2010[1]) | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 71 | ||
Kfz-Kennzeichen: | DWR | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Nächster int. Flughafen: | Breslau | ||
Verwaltung | |||
Webpräsenz: | www.szczodre.pl |
Geschichte
Erstmals wurde 1245 der Ort Palici und 1305 als Paulowitzi erwähnt. Nach 1315 bekam das Dorf den Namen der neuen Besitzer, der Herren von Rastelwitz. 1516 wurde der Ortsteil Neudorf angelegt.
Im Dreißigjährigen Krieg wurden 1643 beide Dörfer zerstört. 1653 baute man Neudorf wieder auf, während Rastelwitz wüst liegen blieb.
Herzog Christian Ulrich I. von Württemberg-Oels kaufte 1685 Neudorf von Balthasar Wilhelm von Prittwitz und ließ hier zwischen 1685 und 1692 ein barockes Schloss erbauen, das seinen Namen nach seiner zweiten Gemahlin Sibylle Maria von Sachsen-Merseburg erhielt. Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts wurde das Schloss umgebaut und vergrößert. Unter dem letzten Herzog von Oels, Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, wurde es 1852 noch einmal im Stil der Neugotik (Nachahmung des Tudorstils) erweitert und umgebaut; es umfasste zuletzt 400 Zimmer. Der letzte Herzog von Oels starb am 18. Oktober 1884 in Sibyllenort, wo er lange gelebt hatte. Er war unverheiratet und hatte keine legitimen Erben. In seinem Testament vermachte er einen beträchtlichen Teil seiner schlesischen Besitzungen, also auch Schloss Sibyllenort, seinem Neffen, dem damaligen sächsischen König Albert.
Nach 1918 wurde Sibyllenort zum ständigen Wohnsitz des letzten Königs von Sachsen Friedrich August III., der hier 1932 verstarb.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs gehörte Sibyllenort zum Landkreis Oels. 1933 lebten in Sibyllenort 571 Einwohner, 1939 waren es 554.
1939 wurde das Schloss als Luftwaffenhauptdepot genutzt. Am 26. Januar 1945 wurden Teile des Schlosses von der Wehrmacht gesprengt, dabei brannte das gesamte Gebäude aus.
Das Schloss stand bis um 1978 als Ruine und wurde in den folgenden Jahren fast völlig abgebrochen, einer der Türme erst Ende der 1980er Jahre. Heute zeugen nur der leerstehende Rest eines Seitenflügels, das Pförtnerhaus und der riesige, verwilderte Park von der einstigen großen und repräsentativen Schlossanlage.
Die Dorfkirche, die Königin Carola restaurieren und mit einem italienischen Marmoraltar ausstatten ließ, besitzt noch eine Erinnerungstafel an König Albert von Sachsen, mit seinem Geburts- und Todestag und den Worten „Auf Wiedersehen – Carola“. 2010 lebten 1033 Menschen in Szczodre.[1]
Sehenswürdigkeiten
- Erhaltende Reste des Schlosses Sibyllenort
- Kavaliershaus
Persönlichkeiten
- Wilhelm, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, † 18. Oktober 1884 in Sibyllenort
- Albert I., König von Sachsen, † 19. Juni 1902 in Sibyllenort
- Friedrich August III., König von Sachsen, † 18. Februar 1932 in Sibyllenort
- Friedrich August von Oels, Prinz von Braunschweig-Wolfenbüttel, lebte in Sibyllenort
- Ilse-Margret Vogel (* 5. Juni 1914 in Sibyllenort; † 7. Oktober 2001 in Bangall, New York), deutsch-US-amerikanische Schriftstellerin
Die ehemalige Kronprinzessin von Sachsen Luise von Toskana erzählt über Sibyllenort folgendes in ihren Memoiren:
„In the summer of 1902 we were in the country, but our usually pleasant holiday was clouded by the serious condition of King Albert, who was on the point of death. The King and Queen were staying at the Castle of Sibyllenort near Breslau in Silesia, a beautiful residence given by the last Duke of Brunswick to the then King of Saxony. The castle contains four hundred rooms, and it was the scene of many scandalous orgies in the later forties. The Duke, who was a great admirer of the fair sex, had a private theatre there, and the ballet was composed of numerous pretty girls, whom he kept in harem-like seclusion. I remember seeing some rather startling pictures when I visited the castle as a girl of sixteen, but these were very properly banished by Queen Carola's orders, and Sibyllenort became a highly decorous royal residence.“
Literatur
- Luise von Österreich-Toskana: My Own Story. Nash, London 1911.
- Klaus Ullmann: Schlesien-Lexikon. Für alle, die Schlesien lieben. Kraft, Würzburg 1992, ISBN 3-8083-1168-1.
- Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Schlesien (= Kröners Taschenausgabe. Band 316). 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Kröner, Stuttgart 2003, ISBN 3-520-31602-1.
- Arne Franke (Hrsg.): Kleine Kulturgeschichte des schlesischen Schlösser. Band 1: Niederschlesien. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, Görlitz 2015, ISBN 978-3-87057-336-2, S. 285–287.
Weblinks
- Deutschsprachige Seite
- Bilder von Sibyllenort
- Alte und neue Bilder von Sibyllenort (Wratislaviae Amici) polnisch
- Material zum Schloss Sibyllenort in der Sammlung Duncker der Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Einzelnachweise
- Główny Urząd Statystyczny, Portret miejscowości statystycznych w gminie Długołęka (powiat wrocławski, województwo dolnośląskie) w 2010 r. Online (xls-Datei)