Schloss Sibyllenort
Schloss Sibyllenort war eine große Schlossanlage in Szczodre (früher Sibyllenort). Es war ein Schloss der Herzöge von Oels und galt als das „schlesische Windsor“. Heute erinnert nur noch eine verwilderte Parkanlage an das Schloss.
Geschichte
Das Dorf gelangte 1592 an die von Gaffron, die es 1685 an Herzog Christian Ulrich von Württemberg-Oels verkaufte, der den Ort zu Ehren seiner Gattin Sibyllenort nannte. Bis 1692 entstand ein 13-achsiger, mit einem Wassergraben umgebener Schlossbau als Sommerresidenz. Von 1792 bis 1805 wurde das Schloss ausgebaut, indem das Gebäude aufgestockt und die Hauptfassade durch vorgesetzte Risalite erweitert wurde. Auf der Hofseite wurden zwei überkuppelte Rundtürme angebaut.
Joseph von Eichendorff besichtigte das Schloss 1803 und lobte, dass hier Kostbarkeit und Geschmack miteinander verbunden seien. Zwischen 1851 und 1867 ließ Herzog Wilhelm II. die Anlage im Stil der britischen Tudorstil umbauen und erheblich erweitern. Östlich des in den Neubau integrierten Corps de Logis wurde ein neuer Wirtschaftsflügel errichtet.
Im Jahr 1884 ging das Schloss als Erbe an den sächsischen König Albert I., der es als Sommersitz nutzte. – Im Jahr 1902 erkrankte König Albert schwer und wurde hier im Schloss Sibyllenort medizinisch umsorgt. Täglich gaben die behandelnden Ärzte einen Zustandsbericht an die Presse.[1] Schließlich starb er hier am 19. Juni 1902 gegen 20 Uhr.[2]
Nach Abdankung von Friedrich August III. wurde das Schloss dessen ständiger Wohnsitz. Nach seinem Tod wurde die gesamte Inneneinrichtung versteigert, wobei die Bibliothek an die Universität Breslau ging.
Am 26. Januar 1945 wurde das Schloss vor dem Anrücken der Roten Armee von der Wehrmacht in Brand gesetzt. Nunmehr innerhalb des westverschobenen Polens, wurden die Ruinen 1978 bis in die 1980er Jahre abgetragen. Nur ein Nebentrakt des Theaters und das Kavaliershaus sind erhalten.
Literatur
- Arne Franke (Hrsg.): Kleine Kulturgeschichte der schlesischen Schlösser. Band 1. Bergstadtverlag Wilhelm Gottlieb Korn, 2015, S. 285–287.
Weblinks
- Die außergewöhnliche Geschichte und das schreckliche Ende des schlesischen Windsors (ausführliche Geschichte und mit Bildern), in polenjournal.de.
Einzelnachweise
- Beispiel einer Meldung zum Gesundheitsstatus des Königs Albert (rechte Spalte), in: Vossische Zeitung, 16. Juni 1902.
- König Albert von Sachsen gestorben, umfangreicher Nachruf in Königlich privilegierte Berlinische Zeitung, 20. Juni 1902.