Svenner (G03)
Der norwegische Svenner (G03) war ein Zerstörer der britischen S-Klasse. Das Schiff gehörte zur im Januar 1941 erfolgten fünften Bestellung von Zerstörern für die Royal Navy aus dem War Emergency Program. Der Zerstörer lief als einer der letzten der S- und T-Klasse als HMS Shark vom Stapel. Als der Zerstörer auf der Werft von Scotts am 1. März 1944 fertiggestellt wurde, übernahm jedoch die norwegische Marine den Zerstörer als Svenner auf Leihbasis.
Die sehr kurze Einsatzzeit der Svenner endete schon am Morgen des 6. Juni 1944 vor dem Landungsabschnitt Sword Beach in der Normandie, als sie von einem Torpedo eines deutschen Torpedoboots der 5. Torpedobootsflottille mittschiffs getroffen wurde. Die Svenner zerbrach und sank. 34 norwegische und ein britisches Besatzungsmitglied verloren beim Untergang des Zerstörers ihr Leben. Der Zerstörer war das einzige Schiff der Alliierten, das am Landungstag durch die Kriegsmarine versenkt wurde.
Die Svenner vor Scapa Flow | ||||||||||||||||||||||||
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Baugeschichte
Die Svenner war ein Zerstörer der S-Klasse und verdrängte 1710 ts als Standard und vollbeladen 2530 ts. Wie die Schwesterschiffe hatte der Zerstörer eine Länge von 362 ft 9, eine Breite von 35 ft 8 in und einen Tiefgang von bis zu 14,5 ft. Der Antrieb erfolgte über zwei Parson-Getriebe-Turbinen-Sätze, die jeweils eine Schraubenwelle antrieben. Die Antriebsleistung von zusammen 40.000 PSw wurde mit dem Dampf von zwei Admiralitäts-Kesseln erzeugt und gaben dem Schiff einer Höchstgeschwindigkeit von über 36 kn. Bei Volllast konnte die Svenner bis zu 615 ts Treiböl mitführen, mit denen sie bei 20 kn Marschgeschwindigkeit bis zu 4675 sm zurücklegen konnte. Ihre Besatzung bestand im Normalfall aus 170 Mann.[2]
Bewaffnet war der Zerstörer mit vier 4.7-inch (120 mm)/L45-Mark XII Geschützen, die durch die neue Lafettierung mit großem Höhenrichtbereich echte Mehrzweckwaffen wurden. Zur Abwehr von Luftangriffen standen noch ein Bofors-40 mm-Zwillingsgeschütz in einer in den Niederlanden entwickelten Lafette des Typs Hazemeyer und vier automatische Zwillingskanonen vom Typ 20 mm-Oerlikon zur Verfügung. Dazu war der Zerstörer noch mit zwei 21 inch-Vierfachtorpedorohrsätzen bewaffnet und hatte in der Regel 70 Wasserbomben an Bord, die über zwei Ablaufschienen und vier Werfer eingesetzt wurden.[3]
Das Schiff wurde in der fünften, im Januar 1941 im Rahmen des War Emergency Programms erfolgten Bestellung von Zerstörern für die Royal Navy als zweiter Auftrag an die Scotts Shipbuilding and Engineering Company in Greenock vergeben. Der Bau des Schiffes wurde im November 1941 in Greenock drei Monate nach dem ebenfalls bei Scotts zu fertigenden Schwesterschiff Serapis begonnen. Am 1. Juni 1943 lief es für die Royal Navy als Shark vom Stapel. Als es am 11. März 1944 als letztes Schiff der Klasse in Dienst gestellt wurde, wurde es von der Norwegischen Exilmarine als Svenner übernommen und übernahm die britische Kennung G 03. Da waren die sieben Schwesterschiffe und die acht Schiffe der T-Klasse schon im Dienst, darunter seit November 1943 die als HMS Success bei White gebaute Stord der Norwegischen Marine. Vor der Norwegischen Marine hatten neben Commonwealth-Marinen auch die polnische und die niederländische Marine britische Zerstörerneubauten erhalten.
Einsatzgeschichte
Nach der Indienststellung wurde Svenner der 23. Zerstörerflottille der Royal Navy zugeteilt, die aus den Zerstörern der S-Klasse bestand und sich zum Jahreswechsel 1943/1944 bei der Versenkung der Scharnhorst im Nordmeer ausgezeichnet hatte. Zur Flottille gehörte auch der andere norwegische Zerstörer Stord. Die noch notwendigen Abnahmetests und das Einfahren der Besatzung der Svenner fanden bei der Home Fleet in Scapa Flow statt. Schon im April wurde der neue Zerstörer den Unterstützungskräften der geplanten Invasion in der Normandie zugewiesen. Die Svenner sollte den gelandeten Truppen Artillerieunterstützung in Landungsabschnitt Sword leisten und Küstenbefestigungen der Deutschen bei Cabourg bekämpfen. Anfang Mai verlegte das Schiff an den Ärmelkanal.
Anfang Juni geleitete die Svenner mit weiteren Zerstörern der 23. Flottille die für den Landungsabschnitt Sword vorgesehenen Einheiten vom Clyde zum Solent. Von dort überquerten die zur Artillerieunterstützung vorgesehenen Einheiten und die Landungsschiffe dann in der Nacht zum 6. Juni 1944 hinter Minensuchern den Ärmelkanal.
Am frühen Morgen hatten zwei Schlachtschiffe, ein Monitor, fünf Kreuzer, über zehn Zerstörer und Geleitfahrzeuge ihre Positionen erreicht[4] und begannen hinter einem von einer Douglas Boston der RAF ausgebrachten Rauchschleier mit der Beschießung der deutschen Küstenstellungen.[5]
Die Svenner wurde gegen 5:30 Uhr von zwei Torpedos der aus Le Havre zum Landungsbereich vorgedrungenen 5. Torpedoflottille unter Korvettenkapitän Heinrich Hoffmann getroffen.[6] Die Deutschen waren eine Stunde früher ausgelaufen. Sie konnten sich mit den drei Torpedobooten T 28, Jaguar und Möwe durch den von den Alliierten gelegten Rauchschleier, den sie erst für Seenebel hielten, dem britischen Angriffsverband unbemerkt bis auf Torpedoschussweite nähern. Die alliierten Einheiten waren auf die in Kürze beginnende Beschießung der Küste konzentriert, als die Deutschen mit hoher Geschwindigkeit angriffen. Die vom Umfang der Landungsflotte überraschten Deutschen schossen eine Salve fünfzehn Torpedos ab und zogen sich sofort wieder vor den weit überlegenen Briten zurück. Zumindest Arethusa beschoss die Torpedoboote. T 28 erlitt einen Treffer, der den Funk außer Betrieb setzte.
Die Svenner wurde mittschiffs getroffen und zerbrach nach einer Explosion. Die Bug- und Hecksektion ragten eine Weile weit aus dem Wasser. Das Heck sank dann schnell, die Bugsektion war noch einige Tage später zu sehen. 32 Norweger und ein britisches Besatzungsmitglied wurden getötet. 185 Mann, darunter 15 Verwundete, konnten gerettet werden.[7] Die Schiffbrüchigen wurden von einigen zur Hilfe eilenden Schiffen gerettet. Das Schwesterschiff Swift rettete 67 Mann, während die meisten Schiffe ihre Einsatzbefehle zur Unterstützung der landenden Truppen ausführten. Den anderen Torpedos konnten die alliierten Schiffe ausweichen oder sie verfehlten ihre Ziele, so dass der Verband keine weiteren Opfer zu beklagen hatte.
Die Svenner war das einzige Schiff der Alliierten, das am Landungstag durch die Kriegsmarine versenkt wurde. Das Wrack liegt heute in 31 Meter Tiefe auf 49° 28′ N, 0° 15′ W . Der Anker der Svenner wurde 2003 gehoben und als 'The Svenner Memorial' am Sword Beach bei Hermanville-sur-Mer aufgestellt.[8]
Erneute Namensverwendung
Ab 1967 hatte die Norwegische Marine mit einem U-Boot der Kobben-Klasse, das Svenner benannt wurde, einen Namensnachfolger. Die bei den Nordseewerken in Emden gebauten Boote der Klasse 207 waren die ersten U-Boot-Exporte der Bundesrepublik. Das U-Boot Svenner kam am 12. Juni 1967 als 15. und letztes Boot der Klasse in den Dienst der Norwegischen Marine.
Das in Norwegen außer Dienst gestellte Boot kam 2003 als ORP Bielik als zweites von vier Booten an Polen.
Einzelnachweise
- HMS Shark, dann HNoMS Svenner auf ClydeSite Clyde Ships Database
- Lenton, S. 174
- English, S. 62f.
- Rohwer: Seekrieg, 6. Juni 1944 Kanal: Alliierte Invasion (»Decision-Day«) in der Normandie.
- Zum Beschießungsverband gehörten die Schlachtschiffe Warspite, Ramillies, der Monitor Roberts, die Kreuzer Mauritius, Arethusa, Dragon, Danae und Frobisher und mehr als zehn Zerstörer und Geleitfahrzeuge
- Rohwer: Seekrieg, 6. – 13.6.1944 Kanal / Nordsee Angriffsversuche dt. Überwasserschiffe gegen die Invasionsflotte.
- „uboat.net:41 Norwegians and 2 British died, 187 of the crew survived.“
- Anchor Norwegian destoyer Svenner mit Bild
Weblinks
Literatur
- Roger Chesneau (Hrsg.): Conway’s All the World’s Fighting Ships 1922–1946, Conway Maritime Press (Greenwich, 1980), ISBN 0-85177-146-7
- John English: Obdurate to Daring: British Fleet Destroyers 1941–45, World Ship Society (Windsor, 2001), ISBN 978-0-9560769-0-8
- Henry Trevor Lenton: British & Empire Warships of the Second World War, Naval Institute Press (Annapolis, 1998), ISBN 1-55750-048-7
- Alan Raven/ John Roberts: War Built Destroyers O to Z, Bivouac Books (London, 1978), ISBN 0-85680-010-4
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Manfred Pawlak VerlagsGmbH (Herrsching 1968), ISBN 3-88199-009-7
- M.J. Whitley: Destroyers of World War 2, Naval Institute Press (Annapolis, 1988), ISBN 0-87021-326-1