Stubnitz (Schiff)
Die Stubnitz ist ein ehemaliges Kühlschiff der DDR-Hochsee-Fischfangflotte, das seit 1992 als soziokulturelles Veranstaltungsschiff genutzt wird.
Die Stubnitz im Jahr 2016 im Hamburger Hafen | ||||||||||||||||||||
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Das Schiff und seine Geschichte
Mit dem KTS Stubnitz (SAS 501) und dem KTS Granitz (SAS 502) konnte der VEB Fischfang Saßnitz 1965 die für dieses Jahrzehnt typische Betriebsform der Flottillenfischerei auf Hering eröffnen. Die beiden Schwesterschiffe waren modifizierte Versionen des von der Volkswerft Stralsund in Serie für den Export produzierten Typs Tropik. Beide Schiffe hatten 59 Besatzungsmitglieder, eine Frostkapazität von bis zu 60 t / Tag und ein Kühlladeraumvolumen von 1863 m³. Von 1984 bis 1992 waren die Schiffe als ROS 701 und ROS 702 für den VEB Fischfang Rostock im Einsatz.
Das Motorschiff Stubnitz stellt ein weitgehend original erhaltenes Fahrzeug der Hochseefischerei der DDR dar, obwohl für die heutige Nutzung entscheidende Bereiche des Schiffes baulich verändert werden mussten. Weitgehend original erhalten sind die elektromechanische Maschinenanlage und ihre Gleichstromtechnik, die Kommandobrücke mit Funk- und Kartenraum, die Wohn- und Sozialbereiche wie Kammern, Kombüse, O-Messe, sowie das Hospital. Aus dem ehemaligen Verarbeitungsdeck und den ehemaligen Kühlladeräumen wurden die Verarbeitungsanlagen demontiert. Das Äußere des Schiffes wurde nach dem letzten Fischereieinsatz nicht verändert.
2003 wurde das Schiff als Dokument der Hochseefischerei der ehemaligen DDR in die Denkmalliste der Hansestadt Rostock eingetragen.
Nutzungsänderung nach der Wende
Urs Blaser, einer der Mitinitiatoren berichtete, dass nach der Währungsreform 1990 u. a. auch die ehemalige DDR-Schifffahrt zusammenbrach und in Rostock 40 bis 50 Schiffe ungenutzt am Kai lagen.[1] Seit 1992 wurde das Schiff zu einer mobilen Plattform für Musik, kulturelle Veranstaltungen, Dokumentation und Kommunikation umgestaltet. Drei ehemalige Laderäume werden regelmäßig als Veranstaltungsräume für Live-Musik, Ausstellungen, Performances und Installationen genutzt. Künstler und Mitarbeiter können an Bord untergebracht und verpflegt werden. Das Schiff wird für Projekte in europäischen Hafenstädten eingesetzt. 1992 erwarb die Stubnitz Kunst-Raum-Schiff GmbH, eine Künstlerinitiative aus Deutschland, der Schweiz und Österreich, das Fischereifahrzeug von der Rostocker Fischfang-Reederei. Ab 1993 wurde das Vorhaben durch Arbeits- und Landesförderung unterstützt. 1994 scheiterte die Initiative nach ersten kulturellen Erfolgen in Sankt Petersburg, Malmö und Hamburg an finanziellen Lasten aus Umbau, Veränderung des Schiffsstatus und Schiffsbetrieb.
1995 wurde der gemeinnützige Verein Motorschiff Stubnitz e.V. gegründet, welcher das Schiff bis heute als Betreiber weiterentwickelt. Ab 1997 konnte mit dem Einbau von Fluchtwegen die Zulassung für die öffentlichen Veranstaltungen in Rostock schrittweise von 150 auf 450 Personen erhöht werden. 1998 wurde der Trägerverein Rostocker Kulturschiff Stubnitz e. V. als Schiffseigner eingetragen.
Die Arbeitsschwerpunkte der beiden Vereine richten sich neben dem Schiffserhalt und der Entwicklung des Zentrums kultureller Produktivität auch auf die Organisation kultureller Angebote mit zeitgemäßen Kunst- und Kulturprojekten in Rostock. Mit jährlich jeweils über 100 Veranstaltungen und 200 Projektpräsentationen werden 20.000 bis 30.000 Besucher erreicht. Seit 1998 rücken zunehmend auch Aktivitäten im Radio- und Medienbereich in den Vordergrund.
Der schiffserhaltende Aufwand sowie die kulturelle Arbeit werden weitgehend durch freiwillige, ehrenamtliche Arbeit geleistet, wobei eine tatkräftige Unterstützung von vielen Unternehmen und Privatpersonen unentbehrlich geworden ist. Die Aktivitäten werden auch mit Projektfördermitteln durch die Hansestadt Rostock, das Land Mecklenburg-Vorpommern und das Arbeitsamt Rostock unterstützt.
Seit Ende 2014 liegt das Schiff in der Hamburger HafenCity an der Baakenhöft und wird dort als Veranstaltungsort genutzt.[2][3]
Fahrten als Kulturschiff
1998 konnte das Schiff mit einer befristeten Fahrterlaubnis für ein Projekt in der Kulturhauptstadt Europas Stockholm wieder reaktiviert werden. Mit der absolvierten Klassenerneuerung im Jahr 2000 erhielt die Stubnitz ihre reguläre Fahrterlaubnis als Frachtschiff in der internationalen Fahrt. Durch die Klassenbestätigungen im Jahr 2009 wurde der Aktionsradius der Stubnitz erhalten.
Seit diesem Zeitpunkt ist die Stubnitz regelmäßig auf Außenstationen im Nord- und Ostseeraum unterwegs, wobei die Veranstaltungsprogramme jeweils mit regionalen Partnern gemeinsam entwickelt und durchgeführt werden: Hamburg (2000, 2001, 2003, 2005, 2006, 2007, 2008, 2010, 2011, 2012, 2013), Europäische Kulturhauptstadt Rotterdam (2001, 2005), Amsterdam (2002, 2005, 2006, 2007, 2008), Brügge (2002), Stettin (2003), Riga (2004), Kopenhagen (2005, 2006, 2008, 2009, 2010), Newcastle (2006), Dünkirchen (2006, 2013) sowie Nykøbing Falster (2008), Aalborg (2009), Aarhus (2010) und Bremen (2012), London (2012)
2002 wurden die Verdienste um die innovative Kultur- und Jugendarbeit auf der Stubnitz mit dem Kulturpreis der Hansestadt Rostock gewürdigt. 2013 erhielt das MS Stubnitz den deutschen Spielstättenpreis.[4] Für die Jahre 2016 und 2017 wurde die Stubnitz mit dem Musikpreis Applaus – Auszeichnung der Programmplanung unabhängiger Spielstätten der Initiative Musik – in der Kategorie I, für kulturell herausragendes Programm, ausgezeichnet.[5][6]
Weblinks
Einzelnachweise
- André Zuschlag: Gründer übers Kulturschiff „Stubnitz“: „Das Schiff als Gedankenmodell“. In: Die Tageszeitung: taz. 30. Juni 2021, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 30. Juli 2021]).
- MS Stubnitz bleibt im Hamburger Hafen. Pressemeldung der Kulturbehörde Hamburg, 17. Dezember 2014, abgerufen am 30. Dezember 2020.
- Standort gesichert – MS Stubnitz darf in HafenCity bleiben. In: Hamburger Abendblatt, 9. August 2016, abgerufen am 30. Dezember 2020.
- Spielstättenpreis 2013. Abgerufen am 19. Juli 2016.
- Initiative Musik gGmbH | mail [at] initiative-musik.de: APPLAUS 2017. Abgerufen am 28. November 2018 (englisch).
- Initiative Musik gGmbH | mail [at] initiative-musik.de: APPLAUS 2018. Abgerufen am 28. November 2018 (englisch).