Stadtpfarrkirche Voitsberg
Die römisch-katholische Stadtpfarrkirche Voitsberg[1] steht in der Stadtgemeinde Voitsberg in der Weststeiermark. Ihre Geschichte reicht bis in das Ende des 13. Jahrhunderts zurück, wobei der heutige Kirchenbau aus dem Ende des 17. und dem Beginn des 18. Jahrhunderts stammt. Die auf den heiligen Josef von Nazaret geweihte Kirche gehört zum Dekanat Voitsberg in der Diözese Graz-Seckau. Der Kirchenbau steht unter Denkmalschutz.
Standort
Die Kirche steht westlich des Hauptplatzes, außerhalb der Altstadt der Stadtgemeinde Voitsberg, in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße 25.[2]
Geschichte
An der Stelle der heutigen Kirche befand sich ursprünglich eine der heiligen Elisabeth geweihte Kapelle des 1299 erstmals erwähnten Spitals. Für die Jahre 1395 und 1426 sind Kirchweihen belegt, welche einen Kirchenneubau erwähnen, wobei jedoch unklar bleibt, ob es sich dabei um diese oder die Kapelle des Bürgerspitals handelte. Im Jahr 1395 ging die Kapelle als Klosterkirche an das neu gegründete Karmeliterkloster. Für das 15. Jahrhundert ist eine der heiligen Maria geweihte Seitenkapelle mit den Gräbern der Klosterstifter belegt, welche 1690 durch den Neubau der Lorettokapelle ersetzt wurde. Die heute noch erhaltene Krypta diente ab 1680 für die Mönche und liegt heute unterhalb der Sakristei.[3]
Der heutige Kirchenbau wurde zwischen 1690 und 1708, wahrscheinlich unter dem Baumeister Bartholomäus Ebner errichtet und erst vor 1739 mit dem eigentlichen Kloster baulich verbunden. Im Jahr 1765 wurde der Grabstein der Klosterstifter in die Lorettokapelle verlegt. Das Kloster wurde 1812 aufgelassen und seit 1816 ist die ehemalige Klosterkirche die Stadtpfarrkirche von Voitsberg. In den Jahren 1856 und 1860 fanden erste Renovierungsarbeiten im Kircheninneren statt, wobei auch die Kirchenstühle erneuert wurden. Im Jahr 1869 wurde der Dachreiter saniert und 1888 wurde unter der Leitung des Architekten August Ortwein der gesamte Innenraum generalsaniert. In den Jahren 1908, 1958/1959 sowie 1984/85 fanden erneute Restaurierungsarbeiten am Innenraum sowie 2001 eine Sanierung der Krypta statt.[3]
Beschreibung
Außenbereich
Die Kirche verfügt über einen kreuzförmigen Grundriss und hat ein Walmdach. Auf dem Dach befindet sich ein Dachreiter mit einer Zwiebel und Laterne. Die Außenmauer ist durch Putzpilaster gegliedert. Über dem nördlichen Eingang befindet sich eine Bauinschrift aus dem Jahr 1701. An der Außenmauer findet man eine Darstellung von knienden Figuren vor einem Kreuz, den figürlichen Grabstein des 1557 gestorbenen Gall Freiherrn von Ragkniz, welcher ihn in Rüstung zeigt, sowie den Grabstein des 1679 verstorbenen Rudolf von Wagensperg.[2]
Innenraum
Der verhältnismäßig hohe und schmale Kirchenraum weist überall ein auf gestuften Wandpfeilern mit kräftigen Kapitellen ruhendes Kreuzgratgewölbe mit Gurten und umlaufenden Gesimsen auf. An das vierjochige Langhaus sind seitlich des östlichen Joches Kapellenräume mit Emporen angebaut. Der einjochige Chor hat einen geraden Abschluss. Nördlich an das Langhaus wurde die Lorettokapelle angebaut. Die gemauerte, dreiachsige Empore im westlichen Teil des Langhauses ruht auf Rechteckpfeilern und besitzt ein im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts im Stile des Rokoko geschnitztes Brüstungsgitter.[3][2]
Hochaltar
Der durch ein Chronogramm auf das Jahr 1711 datierbare Hochaltar füllt den gesamten Chorschluss aus und wird Marx Schokotnigg zugeschrieben. Insgesamt sechs Säulen tragen die Himmelsglorie mit ausgespartem Rundfenster, wobei die beiden neben dem Altarblatt gedreht sind. Vor dem mit Engelsfiguren flankierten Rundfenster ist eine Taubenfigur, welche den Heiligen Geist darstellen soll, angebracht. Das von einem Baldachin umgebene Altarblatt zeigt den Tod des heiligen Josef und wurde von Franz Carl Rempp gezeichnet. Beiderseits des Altarbildes stehen jeweils zwei Statuen, welche die Heiligen Teresa von Ávila, Elija, Elisäus sowie Maria Magdalena von Pazzi darstellen. Im Jahr 1888 wurde der Hochaltar durch Wilhelm Sirach neu vergoldet. Das freistehende Tabernakel wurde 1858 aufgestellt und zeigt an den Expositionstüren eine Szene mit den Emmausjüngern. Die Mensa des Hochaltares wurde 1908 von der Steinmetzfirma Grein aufgestellt.[4]
Seiten- und Nischenaltäre
Der Marienaltar in der nördlichen Seitenkapelle wurde 1708 der heiligen Maria vom Berg Karmel geweiht. Im Jahr 1888 wurde der Altaraufbau von August Ortwein überarbeitet. Aus demselben Jahr stammen das heutige Altarbild sowie das Bildnis im Altarauszug, welche Maria von der immerwährenden Hilfe sowie das Herz Mariä zeigen. Auf dem Altar steht eine im 18. Jahrhundert gefertigte Statue des Prager Jesuleins. Weiters befinden sich zwei Figuren der Heiligen Barbara und Walburga auf dem Altar, welche 1890 aus der Margarethenkirche hierher verbracht wurden. Der Kreuzaltar in der südlichen Seitenkapelle wurde 1709 aufgestellt und trägt ein aus dem dritten Viertel des 17. Jahrhunderts stammendes Kruzifix sowie zwei Statuen der Heiligen Maria und Johannes. Der Altarauszug sowie die Mensa wurden 1888 von August Ortwein überarbeitet und neu gestaltet. Das Bild des Herz Jesu im Altarauszug stammt aus jener Zeit. Weiters befindet sich eine im Jahr 1893 hierher verbrachte Reliquie des heiligen Pankratius am Altar. Beide Seitenaltäre sind durch ein im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts angefertigtes Kommuniongitter aus Holz mit dem Hochaltar verbunden.[5][2]
Der Kredenzaltar wurde 1708 der heiligen Elisabet geweiht, wurde aber ab 1812 nur mehr als Mariazeller Altar bezeichnet. Im Jahr 1958 wurde das aus der Margarethenkirche stammende Hochaltarbild der heiligen Margareta hierher verbracht. Im Altarauszug befindet sich ein Bildnis des sogenannten Klagenfurter Leidenshauptes. Auf dem Altar stehen zwei Figuren der Heiligen Rochus und Sebastian, welche aus dem Beginn des 18. Jahrhunderts stammen und 1893 aus der Michaelkirche hierher verbracht wurden. Vor 1945 wurde ein vermutlich 1669 gemaltes Bild des heiligen Anastasius auf der Mensa des Altares aufgestellt. Der Annenaltar an der Nordwand der Kirche wurde 1708 geweiht und trägt ein um 1760 gemaltes Bildnis der heiligen Anna. Weiters trägt er zwei Figuren, welche zwei unbenannte Heilige des Karmelitenordens darstellen. Der ebenfalls 1708 geweihte Familienaltar befindet sich gegenüber dem Annenaltar und ist der heiligen Maria Magdalena von Pazzi geweiht. Das um 1760 gemalte Altarbild zeigt die Heilige Familie. Wie auch auf dem Annenaltar, so befinden sich auch auf dem Familienaltar zwei Figuren unbekannter Karmelitenheiliger. Der heutige Durchgang von der Sakristei zum Querschiff diente früher als Anastasiuskapelle. Der 1708 geweihte Altar befindet sich noch heute dort. Anstelle des Altarbildes trägt er die Gebeine des heiligen Markus, welche die Mönche 1399 für die Klostergründung nach Voitsberg gebracht haben sollen. Die Mensa des Altares soll noch aus der alten Elisabetkapelle stammen. Gegenüber befindet sich ein Bildnis des Ölberges.[5][2]
Weiters findet man in der Kirche die Reste eines spätgotischen Flügelaltares aus der Zeit um 1520, welcher aus der Heiligenblutkirche hierher verbracht und 1951/52 restauriert wurde. Seine fassungslosen Reliefs zeigen an den Flügeln Darstellungen der Apostel und im Schrein die Heilige Dreifaltigkeit.[2]
Kanzel
Die Kanzel wurde 1732 von Hans Michael Schmidt gefasst und zwischen 1760 und 1770 mit Ornamenten im Stil des Rokoko versehen. Am Kanzelkorb befinden sich Darstellungen der Kirchenväter Augustinus von Hippo, Ambrosius von Mailand, Gregor des Großen und Hieronymus. An der Stelle des einfachen Kreuzes befand sich bis 1908 eine Statue des heiligen Angelus.[6][2]
Das Oratoriumgitter sowie das Prospekt der 1902 von Konrad Hopferwieser senior aufgestellten Orgeln sind ebenfalls im Rokokostil gehalten. Das Nord- sowie das Südportal der Kirche weisen innen eine geschnitzte Umrahmung aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts auf. An den Wandpfeilern hängen insgesamt sieben Gemälde aus der Zeit um 1760 bis 1770, welche das Leben des heiligen Josef zeigen. Auf der Orgelempore hängen zwei gleichzeitige Bilder der Heiligen Albertus und Johannes Nepomuk. Die barocken Kirchenstühle stammen wie die einheitliche Ausstattung der Sakristei aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts. Der vermutlich in Salzburg aus Rotmarmor gefertigte Grabstein des 1413 gestorbenen Klostergründers Friedrich von Hanau und seiner 1424 verstorbenen Tochter Anna von Laun zeigt mehrere behelmte und Wappenschilde tragende wilde Männer mit einem Ritterbundzeichen zwischen der Zimier. Im Jahr 1765 wurde der Grabstein mit einem reich geschnitzten Vorhang sowie einer Statue von Chronos und einer trauernden Frau versehen und als Priorsitz ausgestattet. Weiters findet man die Grabmäler des 1723 gestorbenen Franz Anton Adolph von Wagensperg sowie des 1734 gestorbenen Rudolph von Wagensperg in der Kirche.[2]
Literatur
- Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 584–585.
- Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 76–94.
Weblinks
Einzelnachweise
- Pfarre Voitsberg. www.katholische-kirche-steiermark.at, abgerufen am 17. Juli 2016 (deutsch).
- Bundesdenkmalamt (Hrsg.): Dehio Steiermark (ohne Graz). 2. Auflage. Berger, Horn/Wien 2006, ISBN 3-85028-439-5, S. 584–585.
- Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 76–77.
- Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 79–80.
- Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 80–83.
- Gottfried Allmer: Voitsberg – Porträt einer Stadt und ihrer Umgebung-Kirchengeschichte. Hrsg.: Römisch-Katholisches Stadtpfarramt Voitsberg. Band 3. Voitsberg 2012, S. 83.