Staatsschauspieler
Der Begriff Staatsschauspieler hatte im Laufe der Geschichte unterschiedliche Bedeutungen. Im nationalsozialistischen Deutschland war es der höchste Titel, der an Bühnenschauspieler verliehen werden konnte. Seit 1945 hat sich die Bedeutung gewandelt. In Baden-Württemberg z. B. handelt es sich nicht mehr um einen Ehrentitel, sondern um eine Dienstbezeichnung.
Ältere Bedeutung
Staatsschauspieler war ein dem Beamtentum ähnlicher Stand. Der Titel gewährte dem Träger Unkündbarkeit durch nicht begrenzte Dienstverträge, Pensionsansprüche und weitere Vorteile. Diese gab es für den deutschen Sprachraum nur an Staatstheatern.[1] Somit war die Bedeutung eher als Schauspieler am Staatstheater zu verstehen und hatte einen direkten Bezug zu diesen Einrichtungen, dies galt auch für das Wiener Burgtheater. Vorgänger war der Titel Hofschauspieler, ein Ehrentitel, der meist nach langjähriger Tätigkeit an Schauspieler an Hoftheatern verliehen wurde und mit einer Pension verbunden war.[2] Ähnliche war auch der Titel Kammerschauspieler, der von Fürsten an hervorragende Schauspieler verliehen wurde und noch immer in Österreich durch den Bundespräsidenten verliehen wird.[3]
Titelträger vor der Zeit des Nationalsozialismus
- Felix Baumbach (1925)[4]
- Melanie Ermarth (vor 1929)[4]
- Marie Frauendorfer (vor 1929)[4]
- Paul Gemmeke (vor 1929)[4][5]
- Marie Genter (vor 1929)[4]
- Fritz Herz (vor 1929)[4]
- Hugo Höcker (vor 1929)[4]
- Otto Johannes Kienscherf (vor 1929)[4]
- Paul Müller (vor 1929)[4]
- Egmont Richter (1926)
- Ulrich von der Trenck (1924)[4]
- Fritz Wisten (1928)
Zeit des Nationalsozialismus
Im nationalsozialistischen Deutschland wurde der Preis vom Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Joseph Goebbels, überreicht. Es war ein reiner Ehrentitel, der mit keinen Vermögensvorteilen verbunden war. Da bedeutende Bühnendarsteller unter dem Nationalsozialismus stets auch in Filmen eingesetzt wurden – das für die Propaganda wichtige Medium sollte auf diese Weise aufgewertet werden –, waren die Preisträger dem Publikum regelmäßig auch als Filmdarsteller bekannt. Reine Leinwandstars hatten hingegen keine Aussichten auf die Verleihung des Titels.
Träger des Titels im nationalsozialistischen Deutschland (Auswahl)
- Ehmi Bessel (1935)
- Willy Birgel (1937)
- Hans Brausewetter (1939)
- Lina Carstens (1939)
- Lil Dagover (1937)
- Paul Dahlke (1937)
- René Deltgen (1939)
- Karl Ludwig Diehl (1939)
- Käthe Dorsch (1936)
- Albert Florath (1938)
- Heinrich George (1937)
- Alexander Golling (1938?)
- Gustaf Gründgens (1934)
- Lucie Höflich (1937)
- Paul Hörbiger (1942)
- Marianne Hoppe[6]
- Emil Jannings (1936)
- Fritz Kampers (1939)
- Friedrich Kayssler
- Eugen Klöpfer (1934)
- Hermine Körner (1935)[7]
- Maria Koppenhöfer (1943)
- Werner Krauß (1934)
- Hans Leibelt (1934)
- Wolfgang Liebeneiner (1942)
- Theodor Loos (1937)
- Bernhard Minetti (1938)
- Paul Otto (1937)
- Erich Ponto (1938)
- Johannes Riemann (1939)
- Heinz Rühmann (1940)
- Josef Sieber (1938)
- Emmy Sonnemann (1934)
- Hermann Thimig (1938)
- Olga Tschechowa (1936)
- Hedwig Wangel (1939)
- Paul Wegener (1937)
- Mathias Wieman (1937)
- Fritz Reiff (vor 1944)[8]
Bundesrepublik Deutschland
Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird der Titel „Staatsschauspieler“ vom Berliner und vom Hamburger Senat sowie von den Ländern Bayern, Baden-Württemberg und dem Saarland[9] verliehen.
Träger des württembergischen Titels (Auswahl)
Träger des baden-württembergischen Titels (Auswahl)
- Robert Bürkner
- Edwin Dorner (1985)
- Willkit Greuèl (1986)
- Wolfgang Höper (1976)
- Gerhard Just (1972)
- Sebastian Kreutz (2006)
- Elmar Roloff (2019)[10]
- Werner Schramm (1972)
- Timo Tank (2013)
Träger des bayerischen Titels (Auswahl)
- Ernst Barthels
- Gustl Bayrhammer
- Friedhelm Becker (1976)[11]
- Martin Benrath
- Toni Berger
- Manfred Boehm (1976)[11]
- Hans Clarin
- Hans Jürgen Diedrich (1983)
- Günther Epperlein (1976)[11]
- Peter Fricke
- Heini Göbel
- Max Grießer
- Thomas Holtzmann
- Elfriede Kuzmany
- Karl Lieffen
- Ursula Lingen
- Hans-Reinhard Müller (1959)
- Elisabeth Orth
- Christine Ostermayer
- Hans-Michael Rehberg
- Fritz Straßner (1982)
- Adolf Ziegler
Träger des Berliner Titels (Auswahl)
- Curt Bois (1963)
- Berta Drews (1963)
- Tilla Durieux (1963)[12]
- Heidemarie Hatheyer (1963)[13]
- Martin Held (1963)
- Rolf Henniger (1963)
- Klaus Kammer (1963)
- Carl Raddatz (1963)
- Erich Schellow (1963)
- Siegmar Schneider (1963)
- O. E. Hasse (1964)[14]
- Bernhard Minetti (1965)
- Hans Söhnker (1968)
- Dagmar von Thomas (1970)[15]
- Jürgen Thormann (1969)
- Friedrich W. Bauschulte (1970)
- Horst Bollmann (1970)
- Rolf Schult (1970)
- Dieter Ranspach (1971)
- Susanne Düllmann (1996)[16]
- Herbert Grünbaum
Träger des saarländischen Titels (Auswahl)
- Hans-Georg Körbel[17]
- Christiane Motter[18]
Literatur
- Dienstblatt des Senats von Berlin: Teil II Volksbildung. 6. Dezember 1962, Voraussetzung für die Verleihung der Titel „Berliner Staatsschauspieler(in)“ und „Berliner Kammersäger(in)“, urn:nbn:de:kobv:109-1-15433280 (zlb.de).
- Dirk Krampitz: Geehrt und vergessen. In: Die Welt Online. 20. Juni 2004 (welt.de).
Weblinks
- Porträts bekannter Schauspieler (darunter auch Staatsschauspieler)
Einzelnachweise
- Horst Schumacher: Engagement. In: Theaterlexikon : Begriffe und Epochen, Bühnen und Ensembles. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1986, ISBN 3-498-00508-1, S. 302 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
- Bernhard Poloni: Hofschauspieler. In: Theaterlexikon : Begriffe und Epochen, Bühnen und Ensembles. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1986, ISBN 3-498-00508-1, S. 403 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
- Bernhard Poloni: Kammerschauspieler. In: Theaterlexikon : Begriffe und Epochen, Bühnen und Ensembles. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1986, ISBN 3-498-00508-1, S. 466 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
- Badisches Hof- und Staatstheater Karlsruhe. Karlsruhe 1929, S. 86, 90–92, 110–113 (digital.blb-karlsruhe.de).
- Frithjof Trapp, Bärbel Schrader, Dieter Wenk, Ingrid Maaß: Gemmecke, Paul. In: Biographisches Lexikon der Theaterkünstler. K. G. Saur, München 2013, ISBN 978-3-11-095969-7, S. 297 (books.google.de – Hier wird er erst ab 1934 als Staatsschauspieler ernannt).
- Claudia Bihler: Wo Marianne Hoppe aufwuchs maz-online.de.
- Manfred Altner: Hermine Körner. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.
- Vielfalt der Seele – Staatsschauspieler Fritz Reiff in 13 Studien. In: Illustrierter Beobachter. 19. Jahrgang, Folge 3, 20. Januar 1944 (Textarchiv – Internet Archive).
- Ein Service von Saarland und juris. In: sl.juris.de. Abgerufen am 18. April 2016.
- Elmar Roloff zum Staatsschauspieler ernannt baden-wuerttemberg.de.
- deutsche-digitale-bibliothek.de
- Tilla Durieux 1880–1971 dhm.de.
- Heidemarie Hatheyer deutsches-filmhaus.de.
- Hasse, Otto Eduard kulturstiftung.org.
- Nachrufe zum Totensonntag 2020: Dagmar von Thomas baf-berlin.de.
- F.-B. Habel: Treffen bei „Tassow“. In: Das Blättchen. 16. Jahrgang, Nr. 18, 2. September 2013 (das-blaettchen.de – Als erste Ostdeutsche Schauspielerin).
- Saarland: Pressemitteilung | Saarland.de. (Nicht mehr online verfügbar.) In: justiz.saarland.de. Archiviert vom Original am 18. April 2016; abgerufen am 18. April 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Saarländischer Rundfunk: Christiane Motter ist Staatsschauspielerin. (Nicht mehr online verfügbar.) In: SR.de. Archiviert vom Original am 18. April 2016; abgerufen am 18. April 2016. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.