St. Jacobi (Schwabstedt)
Die evangelisch-lutherische Kirche St. Jacobi in Schwabstedt im Kreis Nordfriesland (Schleswig-Holstein), ursprünglich dem Hl. Jakobus geweiht, ist ein mittelalterlicher Feldsteinbau mit ansehnlicher Ausstattung.
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Geschichte und Architektur
Über die frühe Geschichte des Kirchenbaus gibt es wenig verlässliche Nachrichten. Man nimmt an, dass der einschiffige Saal mit seinem Rechteckchor in den Jahrzehnten um 1200 errichtet wurde. Kirchenschiff und Chor waren ursprünglich flach gedeckt. Es folgten ein spätgotischer Anbau und daneben ein Portal aus Backstein auf der Nordseite, sowie ein kleinerer Anbau aus barocker Zeit.
Ab 1268 befand sich die Residenz der Bischöfe von Schleswig in Schwabstedt. Der Ort erhielt zu dieser Zeit vermutlich sogar Stadtrechte. In dieser Zeit erhielt die Kirche eine kostbare Ausstattung. Ein besonders wertvolles Stück, ein Alabasteraltar von etwa 1430, ging 1931 als Leihgabe ans Thaulow-Museum in Kiel.[1] Es befindet sich im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum auf Schloss Gottorf. Nach der Reformation war die Bischofsburg zunächst Sitz des Amtsmannes. Nach der Auflösung des Amtes Schwabstedt im 17. Jahrhundert versank der Ort in der Bedeutungslosigkeit. Das Schloss wurde abgetragen, und die Kirche verfiel. Aus den Jahren 1651, 1752 und 1862 (siehe den Maueranker im Giebel) sind Renovierungen überliefert.
1889 wurde die Kirche einschneidend umgestaltet: Der Westgiebel und Dachreiter kamen hinzu. Die bisherigen Süd- und Nordportale wurden durch das westliche Hauptportal ersetzt. Der Dachstuhl wurde umgestaltet, dabei wurde die Holzdecke in Schiff und Chor erhöht.
Ausstattung
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Der Schnitzaltar ist das bedeutendste in der Kirche verbliebene Kunstwerk. Das mit 2,81 m Höhe und einer Breite des Mittelschreins von 2,05 m große Retabel war für den 1510 fertiggestellten Chorneubau der Marienkirche in Husum hergestellt worden. Für den bewegten Stil und die ausdrucksvollen Figuren hat man süddeutsche Vorbilder, aber eine Entstehung in Norddeutschland, vielleicht Lüneburg, um 1515, vermutet. Ein figurenreicher Kalvarienberg im Mittelschrein wird von vier Szenen der Passionsgeschichte begleitet; in den Flügeln stehen 12 Relieffiguren der Apostel. Auf den (nicht immer zugänglichen) Flügelaußenseiten befinden sich Ganzfiguren des segnenden Christus und Johannes des Täufers, gemalt 1604 von Marten van Achten nach Kupferstichen von Hendrik Goltzius und Jan Sadeler. Nach dem Abriss der Husumer Kirche 1807 wurde das Retabel 1834 nach Schwabstedt verkauft. Theodor Storm beschreibt die ausdrucksvolle Kreuzigungsdarstellung in einer vorgeblich autobiographischen Passage seiner Novelle Aquis submersus.[2]
Die hölzerne Taufe mit reich geschnitztem, laternenförmigem Deckel, um 1605, stammt aus der Werkstatt des Hans Peper in Rendsburg. Die Kanzel von 1606, mit biblischen Szenen und zeittypischem Beschlagwerkornament aus der gleichen Werkstatt, ist ebenso eine Stiftung des dänischen Prinzen und Administrators des Bistums Schleswig Ulrich von Dänemark.
Außerdem befindet sich in der Kirche ein Triumphkreuz aus Holz von 1500. Von einem schreinartigen Epitaph, ebenfalls aus der Husumer Marienkirche, stammen 12 Gemälde aus der Zeit um 1617. Sie zeigen auf der Innenseite Szenen aus der Passionsgeschichte, nach Kupferstichen von Hendrik Goltzius (1598), außen die 12 Apostel. Der Messingkronleuchter wurde 1649 gestiftet.
- Retabel. Detail aus der Kreuzigung
- Kanzel von 1606
- Taufbecken, um 1605
- Triumphkreuz, um 1500
Orgel
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1615 schenkte Ulrich von Dänemark der Kirche eine neue Orgel. Sie wurde gebaut von Johann Lorenzen, Flensburg, verwendete aber auch Teile eines Vorgängerinstruments von etwa 1530–1550. Auf dieser Orgel spielte der aus Schwabstedt gebürtige Orgelvirtuose Nicolaus Bruhns,[3] dessen Vater Organist der Kirche war.
1888 wurde das Werk erneuert. 1980 folgte ein neues Instrument im historischen Gehäuse von Orgelbau Rudolf Neuthor, Kiel. Insbesondere Teile des Rückpositivs und seiner Schnitzereien gehen noch auf die Orgel aus der Zeit von Nicolaus Bruhns zurück. Die ausgesägten Seitenhänge lassen Spiegelmonogramme „JK“ und „MDK“ sowie „1736“ und „renov.“ als Hinweis auf eine Renovierung erkennen. Vier Felder der anschließenden Brüstung sind mit Personifikationen der Musik bemalt und zeigen die Musen Kalliope (Epik und Saitenspiel), Euterpe (Lyrik und Flötenspiel), Erato (Gesang und Tanz) und Polyhymnia (Hymnen).
2004 wurde die Orgel für 15.000 € sechs Wochen lang saniert; 2008 waren noch einmal sechs Wochen Arbeit und 13.000 € erforderlich, um die Orgel von Schimmelpilzbefall zu befreien.[4] Zu ihrem 30-jährigen Jubiläum 2010 wurde die Orgel mit einem Konzert des Virtuosen Matthias Eisenberg in „Nicolaus-Bruhns-Orgel“ umbenannt.[5] Die Disposition der Orgel lautet:[6]
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- Koppeln: II/I, I/P, II/P
- Traktur: Schleifladen, vollmechanisch
Außenbereich
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Man betritt den Kirchhof durch ein Mauerportal aus Backstein mit der Jahreszahl 1615.
Nördlich der Kirche erhebt sich auf einem vermuteten Hünengrabhügel ein gezimmerter Glockenturm. Er ist inschriftlich auf das Jahr 1777 datiert, hatte aber nachweislich ältere Vorgänger.
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hamburg, Schleswig-Holstein. München 1994, S. 618–619.
- Heinrich Brauer u. a.: Die Kunstdenkmäler des Kreises Husum. Berlin 1939, S. 236–245 (mit Abb.)
Weblinks
Einzelnachweise
- W. Johnsen: Die Verkündigungsgruppe des Schwabstedter Alabasteraltars. In: Die Heimat 45 (1935), S. 115–121
- Theodor Storm: Aquis submersus (1.Kapitel online).
- Kirchenführer (pdf, abgerufen am 5. August 2019)
- Husumer Nachrichten, 5. September 2008: Schwabstedter Orgel von Schimmelpilz befreit
- Jubiläum der Schwabstedter Orgel
- Orgel-information zu Schwabstedt