Sperberslohe (Wendelstein)
Sperberslohe (umgangssprachlich: Schbäaweaschlou[1]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Wendelstein im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).
Sperberslohe Markt Wendelstein | |
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Höhe: | 363 m ü. NHN |
Einwohner: | 277 (2014) |
Postleitzahl: | 90530 |
Vorwahl: | 09129 |
Der Südliche Ortseingang |
Lage
Das Dorf liegt 4,5 Kilometer südöstlich von Wendelstein, 16 Kilometer südlich von Nürnberg, 5 km südlich von Feucht und 9 km nördlich von Allersberg inmitten von dichten Forstgebieten. Der Hembach fließt hindurch. An den südlich gelegenen Altort hat sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Nordosten ein Siedlungsgebiet angeschlossen.
Die Staatsstraße St 2225 führt von Wendelstein durch den Ort nach Allersberg. 500 Meter nördlich zweigt die Kreisstraße NM 17 nach Osten in Richtung Oberpfalz ab. 700 Meter östlich von Sperberslohe verläuft die Bundesautobahn 9, die nächstgelegenen Auffahrten in Feucht und Allersberg sind jeweils über 10 km entfernt.[2]
Geschichte
Die Rodungssiedlung wurde 1169 als „Spawaresloch“ erstmals urkundlich erwähnt. Der Ortsname setzt sich zusammen aus „Spawari“ (ahd. für Sperber) und „Lohe“ (ahd. für niederes Holz, Wald) und bedeutet also Sperberswald.[3][4]
In den Jahren 1874 bis 1890 erwarb der Graf von Faber-Castell einige der Anwesen in Sperberslohe und ließ diese aufforsten.[5]
Im Gigantismus der 1930er Jahre war im Hembachgebiet zwischen Sperberslohe und Furth der riesige Betriebs- und Rangierbahnhof für eine sogenannte Breitspurbahn geplant. Dieses Projekt kam allerdings bis zum Kriegsende nicht über die Planungsphase und die erforderlichen geodätischen Trassenvermessungen hinaus.[6] Am 8. März 1943 schlugen im Wald bei Sperberslohe Brandbomben ein, die jedoch größtenteils nicht zündeten. Im Ort selber kam es zu keinen Zerstörungen. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wollte die Firma MAN im Wald zwischen Sperberslohe und Nerreth noch ein geheimes Panzerwerk errichten, was aber nicht umgesetzt werden konnte. Am 6. April 1945 wurde ein Tieffliegereinsatz über der Autobahn in der Nähe von Sperberslohe beobachtet.[7]
In den 1970er Jahren wurden die Rangierbahnhof–Neubaupläne in Normalspur nochmals aufgegriffen, um den in die Jahre gekommenen Güterbahnhof in der Nürnberger Südstadt zu ersetzen. Die Deutsche Bundesbahn plante im Forst Kessel und Forst Hebenbach zwischen Sperberslohe und Furth den Neubau. Der damit verbundene enorme Flächenverbrauch, das gestiegene Umweltbewusstsein und massive Proteste aus der Bevölkerung verhinderten dieses Vorhaben jedoch.[8] Seit 1985 sind zahlreiche Wasser- und Landschaftsschutzgebiete ausgewiesen. Bis zur Gebietsreform in Bayern gehörte Sperberslohe wie das benachbarte Dürrenhembach zu Raubersried. 1971 wurden alle drei Orte nach Wendelstein eingemeindet.[9]
Einwohnerentwicklung: 1987: 203, 2013: 279, 2014: 277 – Die Einwohnerzahl ist momentan leicht rückläufig. Die Bevölkerung Sperberslohes ist deutlich überaltert. Während im Bundesdurchschnitt die einwohnerstärkste Gruppe die der 37- bis 47-Jährigen ist, so sind es hier die über 65- bis 75-Jährigen.
Wirtschaft und Gewerbe
Neben Zeidlerei und Falknerei war die Köhlerei früher die Haupterwerbsquelle der Sperbersloher. Das Handwerk wird auch heute noch in Ortsnähe bei Furth museal betrieben, im Ort erinnern einige Straßennamen wie beispielsweise Am Meiler und Köhlerstraße an die Tradition.[10] Einige Bauernhöfe, Handwerksbetriebe und ein Transportunternehmen befinden sich im Ort. Ladengeschäfte gibt es keine.
Sehenswürdigkeiten
Im Ortskern befinden sich einige denkmalgeschützte Bauwerke.
In Sperberslohe befinden sich das Steinkreuz in Sperberslohe, nördlich das Kurzkreuz bei Sperberslohe und südlich das Steinkreuz südlich von Sperberslohe.
Personennahverkehr
Sperberslohe wird im öffentlichen Personennahverkehr regelmäßig mit einer Buslinie (untertags) und einem Linienbedarfstaxi bedient. Verbindungen bestehen nach Allersberg und dem Wendelsteiner Gemeindeteil Röthenbach bei Sankt Wolfgang. Zu der ebenfalls in unmittelbarer Ortsnähe vorbeiführenden Schnellfahrstrecke Nürnberg–Ingolstadt besteht die nächste Zustiegsmöglichkeit am Nürnberger Hauptbahnhof.
Veranstaltungen
Mitte Juli findet traditionell das Sommerfest der Freiwilligen Feuerwehr Sperberslohe statt. Alle zwei Jahre wird im Sommer das Hammer In, ein großes internationales Treffen der Schmiede und Metallgestalter veranstaltet.[11]
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Sperberslohe. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 380 (Digitalisat).
- Friedrich Eigler: Schwabach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 28). Michael Laßleben, Kallmünz 1990, ISBN 3-7696-9941-6, S. 423 f., 480.
- Georg Paul Hönn: Sperberslohe. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 373 (Digitalisat).
- Eberhard Wagner: Land- und Stadtkreis Schwabach (= Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken. Band 4). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1969, DNB 457000937, S. 75–76.
Weblinks
- Sperberslohe auf der Website von Wendelstein
- Sperberslohe in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 24. September 2019.
- Sperberslohe in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 24. September 2019.
- Sperberslohe im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 24. September 2019
Einzelnachweise
- E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 75. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: šbęɘwšɘlǫu.
- Sperberslohe im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
- E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 75f.
- FAU Erlangen: Geologie und Hydrogeologie des Hembach- und Höllenbachgebietes
- (Abgerufen am 17. Februar 2013)
- Rangierbahnhof im Reichswald
- Pfarrer Pleschs Kriegstagebuch, abgerufen am 9. Januar 2015
- Rangierbahnhof im Reichswald
- GenWiki Wendelstein
- Landratsamt Roth, Video Köhlerei (Abgerufen am 17. Februar 2013)
- Website des Hammer In