Société Pont-à-Mousson
Die Société Pont-à-Mousson, mit vollem Namen Société Anonyme des Hauts-Fourneaux et Fonderies de Pont-à-Mousson (AG für Hochöfen und Gießereien Pont-à-Mousson), ist ein ehemaliges französisches Industrieunternehmen. 1970 fusionierte es mit der Compagnie de Saint-Gobain zur Saint Gobain PAM Gruppe.
Société Anonyme des Hauts-Fourneaux et Fonderies de Pont-à-Mousson (PAM) | |
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Rechtsform | Société anonyme |
Gründung | 1856 |
Auflösung | 1970 |
Auflösungsgrund | Fusion mit der Compagnie de Saint-Gobain |
Sitz | Pont-à-Mousson, Frankreich |
Leitung |
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Branche | Eisenverarbeitung |
Website | www.saint-gobain.com |
Unternehmensgeschichte
1854 wurde im lothringischen Marbache (Département Meurthe-et-Moselle) eher zufällig – beim Bau einer Eisenbahnlinie – Eisenerz entdeckt.[1]
Darauf entstanden 1856 in Marbache die Société des Mines de Marbache zur Gewinnung des Erzvorkommens und im nahen Pont-à-Mousson die Société Métallurgique zur Verhüttung, verbunden mit der im Bau befindlichen Bahn. Die damit eingeleitete Entwicklung erwies sich als positiv für die ganze Region.[1]
1859 wurde Xavier Rogé die Geschäftsleitung des Unternehmens gewählt.[2]
Die Produktion von gusseisernen Rohren für Kanalisationssysteme begann 1866. Es folgte eine lange Phase der Marktentwicklung auch im Ausland.
S.A. des Hauts-Fourneaux et Fonderies de Pont-à-Mousson
Mit der Einführung von Hochöfen 1886 ging die Reorganisation des Unternehmens zur Société Anonyme des Hauts-Fourneaux et Fonderies de Pont-à-Mousson einher. Gleichzeitig übernahm Rogé die alleinige Geschäftsleitung.[2]
Camille Cavallier
1901 wählte die Generalversammlung den Ingenieur Camille Cavallier (1854–1926) zum Nachfolger von Xavier Rogé als Präsident und alleiniger Geschäftsführer. In seiner langen Amtszeit, die bis kurz vor seinem Tod dauerte, entwickelte sich Pont-à-Mousson zu einem blühenden Industriekonzern mit zahlreichen Werken in Frankreich und später auch im Ausland. PAM exportierte 1913 in alle Kontinente und erzielte fast die Hälfte des Umsatzes im Ausland. Die Jahresproduktion lag bei 187.000 Tonnen, eingeschlossen jene des neuen Hochofens in Foug (Kanton Toul-Nord), der Eisenerz aus der Mine von Auboué (Kanton Homécourt) verarbeitete.[3]
Erster Weltkrieg
Mit dem nicht eingezogenen Personal und der Hilfe seines Bruders Henri (ebenfalls ein Ingenieur und Absolvent des CNAM) belieferte PAM während der ganzen Zeit des Konflikts das französische Heer mit Kriegsmaterial. Wegen der Nähe Lothringens zur Front wurde in Saint-Étienne-du-Rouvray im Département Seine-Maritime ein neues Werk errichtet, dessen Leitung Cavalliers Schwiegersohn Marcel Paul übertragen wurde. Bei Kriegsende wurden etwa ein Fünftel der 15-5-cm-Granaten bei PAM in Foug produziert.[3]
Halbergerhütte
1919 übernahm PAM die Mehrheit an der Halbergerhütte mit Standorten in Saarbrücken und Ludwigshafen am Rhein und schloss sich mit dieser zu einer Interessengemeinschaft zusammen.
Marcel Paul
Er war 1906 bei PAM eingetreten. 1928 begann in den französischen PAM-Werken und 1929–1931 in den deutschen Werken die Umstellung auf das Schleudergussverfahren mit horizontaler Drehachse.
Verformbares Gusseisen setzte sich ab 1948 auch bei PAM durch.
Facel-Véga
Wann PAM in die Produktion von Automobilkomponenten einstieg, ist unklar. Angeboten wurden unter anderem Handschaltgetriebe für Pkw.[4] Auf Einladung des Inhabers und Geschäftsführers der Facel S.A., Jean Daninos (1906–2001), beteiligte sich PAM 1959 an diesem 1939 gegründeten französischen Unternehmen der Metallverarbeitungsindustrie. Facel hatte 1953 die Produktion von Luxusautos der Marke Facel-Véga aufgenommen, für deren V8-Modelle PAM ebenfalls manuelle Getriebe und möglicherweise Trommelbremsen lieferte. Facel suchte Kapital, um das deutlich kleinere Volumenmodell Facellia produzieren zu können. Neben PAM investierten auch Hispano-Suiza und Mobil Oil France.[5]
PAM hatte seinerzeit einen Sechszylindermotor mit 2,8 Litern Hubraum und zwei obenliegenden Nockenwellen für Facel-Véga vorgeschlagen, das sich als nicht leistungsstark genug erwies und zu Gunsten eines US-amerikanischen Big-Block-V8 zurückgewiesen worden war. Konstrukteur war der Italiener Carlo Marchietti. Ausgehend von diesem Triebwerk, wurde eine kleinere Vierzylinder-Variante für die französische Steuerklasse mit 9 PS entwickelt. Der Motor hatte 1646 cm³ Hubraum (Bohrung × Hub: 82 × 78 mm). Ob auch er von Marchietti konstruiert worden war, ist unklar. Facel bezeichnete ihn stets als Eigenentwicklung.[6] PAM lieferte Komponenten, darunter Grauguss-Motorblöcke und Aluminium-Zylinderköpfe[7], an das Facel-Werk in Puteaux, wo die Montage erfolgte. Selbstverständlich wurden Pont-à-Mousson Schaltgetriebe verwendet.[6], die wie üblich einbaufertig verkauft wurden. Der Motor erwies sich als nicht standfest, eine verbesserte Version konnte den angeschlagenen Ruf des Modells und damit Facel nicht retten. Letztlich verlor PAM einen Kunden und viel Geld mit diesem Geschäft.
Fusion
1970 kam es zum Zusammenschluss der Société Pont-à-Mousson mit der Compagnie de Saint-Gobain.[1]
Literatur
- Jean Daninos: Facel-Véga. Edition E.P.A. Paris, Collection 'Grand Tourisme' No.2, ISBN 2-85120-143-3 (französisch).
Weblinks
- Roger Léon René Martin (1915–2008) Auf annales.org (französisch).
Einzelnachweise
- Historique (Memento vom 10. Dezember 2015 im Internet Archive) Auf pamline.com (französisch).
- Camille Cavallier (1854–1926) Auf annales.org, abgerufen am 18. Juli 2021 (französisch).
- Cavallier Camille - Châlons 1871 Auf patrimoine.gadz.org, abgerufen am 18. Juli 2021 (französisch).
- Jean Daninos: Facel-Véga. Edition E.P.A. Paris, Collection 'Grand Tourisme' No.2, ISBN 2-85120-143-3, S. 119 (französisch).
- Jean Daninos: Facel-Véga. Edition E.P.A. Paris, Collection 'Grand Tourisme' No.2, ISBN 2-85120-143-3, S. 102 (französisch).
- Jean Daninos: Facel-Véga. Edition E.P.A. Paris, Collection 'Grand Tourisme' No.2, ISBN 2-85120-143-3, S. 126–127 (französisch).
- Jean Daninos: Facel-Véga. Edition E.P.A. Paris, Collection 'Grand Tourisme' No.2, ISBN 2-85120-143-3, S. 120–121 (französisch).