Simeonstraße (Trier)
Die Simeonstraße ist eine Innerortsstraße in der rheinland-pfälzischen kreisfreien Stadt Trier. Sie führt von der Porta Nigra zum Hauptmarkt. Sie ist die Hauptgeschäftsstraße und seit November 1971 Fußgängerzone (bis 1984 noch mit Busverkehr). Ein kurzes Stück an der Porta Nigra ist nicht Teil der Fußgängerzone und wird vor allem von Linienbussen befahren.
Simeonstraße | |
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Basisdaten | |
Ort | Trier |
Ortsteil | Mitte |
Querstraßen | Christophstraße, Margaretengäßchen, Moselstraße, Glockenstraße, Stockstraße, Judengasse |
Plätze | Porta-Nigra-Platz, Hauptmarkt |
Bauwerke | Karl-Marx-Wohnhaus, Dreikönigenhaus, Haus Zum Christophel |
Nach einer Untersuchung von Jones Lang LaSalle gehört die Simeonstraße zu den meistfrequentierten Geschäftsstraßen in Deutschland. 2015 lag sie auf Platz 24 und in der Kategorie der Städte von 100.000 bis 250.000 Einwohner auf Platz 1.[1]
Geschichte
Die Straße ist nach Simeon von Trier benannt, der sich seinerzeit in der Porta Nigra versteckte, woraufhin diese in eine Kirche umgewidmet wurde.[2] Dieser historischen Tatsache ist zu verdanken, dass die Porta Nigra im Gegensatz zu den anderen Stadttoren die Jahrhunderte überdauert hat.
Im Mittelalter schloss sich auf der Westseite der Straße (von Simeon-, Jakob- und Stockstraße begrenzt) das Judenviertel an, an der hier erhaltenen Judenpforte und der Judengasse erkennbar. Zudem befand sich an der Simeonstraße 41A die alte Trierer Synagoge.[3] Nach der erstmaligen Vertreibung der Juden 1418 nutzen andere Stadtbewohner die Immobilien. Zwei Stadttafeln informieren Passanten darüber.
Einkaufsmöglichkeiten und Dienstleistungen
In der Simeonstraße befindet sich, nahe der Porta Nigra, die Touristinformation der Stadt Trier.[4]
Dort angesiedelt sind außerdem zwei Kaufhäuser, ein Buchladen, mehrere Cafés und Restaurants sowie Designer- und Souvenierläden.[5]
Historische und bemerkenswerte Gebäude in der Straße
An der Simeonstraße liegen mehrere historische Gebäude. Eine ausführliche Zusammenstellung ist hier aufgeführt.[6] Hervorzuheben ist vor allem der mittelalterliche Weinkeller unterhalb des Karstadt-Gebäudes aus der Zeit um 1200, der ein Restaurant beherbergt und beim Bau des Betongebäudes seinerzeit integriert werden musste.[7] Die Filialen der Kaufhausketten Karstadt und Galeria Kaufhof sowie die ansässige Filia der Sparkasse Trier stechen mit ihren modernen, nüchternen Betonfassaden aus dem Straßenbild hervor. Im Folgenden werden einige markante Bauwerke kurz erläutert.
Haus Zum Christophel
Das Haus Zum Christophel steht am Beginn der Simeonstraße. Der Name entstammt einem Stuckrelief-Standbild des Heiligen Christophorus an der vormals klassizistischen Fassade. Der nach Plänen von Eichhorn erfolgte Neubau 1895–97 diente später als Hotel. Das großvolumige neugotische Sandsteingebäude bildet zwei verschiedene Fassaden aus: Die Fassade zum Porta Nigra-Platz hin ist symmetrisch und reich gegliedert mit Arkaden im Erd- und im ersten Obergeschoss, Ecktürmchen, Zwerchhaus und einem Zinnenkranz, der den Ansatz des steilen Walmdachs kaschiert; die Fassade zur Simeonstraße hin ist dagegen asymmetrisch und einfacher. Bemerkenswert sind die Figuren an den Bel-Etage-Fenstern, die drei Stände des 19. Jahrhunderts darstellend: Bauer, Arbeiter und Bürger.[8]
Das Gebäude mit seinem Detailreichtum an gotischen Elementen zählt zu den qualitätsvollsten Bauwerken dieser Art in der Trierer Altstadt. Es wurde jedoch um verschiedene Wehrelemente ergänzt und beherbergt seit langem ein Hotel. Die hier beginnende Christophstraße verdankt ihren Namen diesem Haus.[2] An der Straßenecke Simeonstraße/Christophstraße steht eine überlebensgroße Figur des Heiligen Christophorus mit Jesuskind.
Karl-Marx-Wohnhaus
In der Simeonstraße 8 befindet sich das Karl-Marx-Wohnhaus. Ein Jahr nach der Geburt von Karl Marx zog der Vater vom Karl-Marx-Haus in der Brückenstraße in dieses Gebäude um.[9] Bei dem Gebäude handelt es sich um einen barocken Mansarddachbau aus dem 18. Jahrhundert, der als Zeilenwohn- und Geschäftshaus genutzt wird.[6]
Ehem. Hospital und Kapelle St.-Nikolaus
An der Simeonstraße 59 befindet sich die als Kulturdenkmal eingestufte, noch im Original erhaltene, ehemalige St.-Nikolaus-Kapelle.[10] Sie gehört zum Gebäudekomplex des einstigen, 1936/37 „purifizierend“ umgebauten St.-Nikolaus-Hospitals.[10] Beide stehen auf der Kulturdenkmäler in Trier-Kernstadt.[11]
Im vormaligen Hospital, an der Simeonstraße 58, befand sich bis 2016 eine Filiale der Commerzbank. Kapelle und Hospital beherbergen inzwischen zwei Gastronomiebetriebe.[12]
Sparkasse
In der Simeonstraße 55 befindet sich eine Filiale der Sparkasse Trier. Deren Vorläuferin, die Stadtsparkasse Trier, hatte 1933 an dieser Stelle einen umgebauten Altbau bezogen, der bis dahin Eigentum der Diskontobank und anschließend der Deutschen Bank gewesen war. Bis zur Vereinigung mit der Kreissparkasse Trier-Saarburg, 1995, befand sich hier die Stadtsparkassen-Hauptstelle (deren Aufgabe dann die Hauptstelle der bisherigen Kreissparkasse Trier-Saarburg an der Theodor-Heuss-Allee übernahm). Das jetzige Gebäude eröffnete 1975, nach zweijähriger Bauzeit und dem Abriss sowie der Erweiterung des bisherigen Gebäudebestands an der Ecke Simeonstraße/Margaretengäßchen. Den Haupteingang an der Simeonstraße bildet die Fassade eines aus dem frühen 19. Jahrhundert stammenden Privat- und Geschäftshauses, das an das frühere Sparkassengebäude nördlich angegrenzt hatte und dessen übriger Korpus dem Umbau weichen musste.[13] Im August 2020 wurde berichtet, dass die Simeonstraßen-Filiale, gemeinsam mit neun weiteren Trierer Sparkassen-Filialen, bis Ende 2021 geschlossen werden wird.[14]
Kaufhof (vormals Kaufhaus Hägin) und Haus Schellenberg (Fassade)
Die Kaufhof-Filiale eröffnete 1965, nachdem der Konzern vier Jahre zuvor das Kaufhaus "(Porta) Hägin" übernommen und 1964 mit dem Neubau begonnen hatte. Das Kaufhaus Hägin schlug für die Übergangszeit seine Verkaufsräume im Parkhaus am Margaretengässchen auf, bevor es, mit Eröffnung des Kaufhofs, endgültig schloss.[15] Das Kaufhaus Hägin war 1935 durch "Arisierung" des vormaligen ERWEGE-Kaufhauses "Porta Frank und Schloß" in den Besitz des einflussreichen Trierer Geschäftsmanns Adolf Hägin gelangt – gegen den Willen der jüdischen Inhaber, Kurt Frank und Hugo Schloß. Auf gleichem Weg erwarb Hägin Ende 1938 ein weiteres Kaufhaus in Flensburg.[16][17] Seit 1994 beherbergt das oberste, vierte Stockwerk des Kaufhofs eine Filiale der Saturn-Mediakette.[18] Später, nach Auflösung der Kaufhof-Elektrowarenabteilung, übernahm Saturn auch noch die dritte Etage.
In die Außenfläche des Kaufhofs integriert ist das Eingangsportal eines barocken Stadtpalais. Das Originalgebäude befand sich ursprünglich 25 Meter weiter in Richtung Hauptmarkt und wurde für den Kaufhof-Bau abgerissen, nur die Hausfront überlebte.[19] Der, 1877 aus Metz zugewanderte, Klavierhändler Guido Schellenberg (Vater des NS-Verbrechers Walter Schellenberg)[20] hatte das Palais 1910 erworben. Er eröffnete dort eine Musikalienhandlung, bevor seine Nachfahren das, im Volksmund längst als Haus Schellenberg titulierte, Gebäude schließlich an den Kaufhof-Konzern veräußerten.[21] Die übrigen Trierer Musikhaus-Schellenberg-Filialen erwarb 1974 die Kette Musik Reisser, als Musikhaus Reisser Trier.[22]
Karstadt und Historischer Keller (vormals Neckermann und Reichshallen)
Die (seit Oktober 2020 geschlossene) Karstadt-Niederlassung an der Ecke Simeonstraße/Moselstraße eröffnete offiziell 1978, in der vormaligen Neckermann-Filiale. Neckermann Trier hatte 1975 eröffnet, war ein Jahr später von Karstadt übernommen, aber bis 1978 unter altem Namen weitergeführt worden.[23] Das Neckermann-Gebäude entstand nach dem Abriss eines ab 1805 errichteten Komplexes an der Simeonstraße 47, der in Trier als ein Anlaufpunkt für Vergnügungswillige galt: Er beherbergte das beliebte Café Astoria, das Gasthaus In der Postkutsch, das Bierlokal Schieffer-Keller und die Kinos Metropol und Neues Theater (vormals Reichshallen). Der Kinostandort zählte zu den ältesten der Stadt Trier. Der unter Denkmalschutz stehende mittelalterliche Gewölbekeller des Bierlokals Schieffer wurde als Restaurant Historischer Keller in den Neckermann-Karstadt-Neubau integriert.[24][25][26]
Ende Juni 2020 wurde verlautbart, dass die Karstadt-Niederlassung zum 31. Oktober 2020 schließen sollte;[27] tatsächlich geschah dies dann bereits am 16. Oktober.
- Ehemaliger Karstadt (2021)
- Bau von 1805 (1919)
Dreikönigenhaus
Ein weiteres markantes Bauwerk ist das Dreikönigenhaus in der Simeonstraße 19, ein ehemaliger Wohnturm aus dem Jahr 1230.[28] Es wurde seit seiner Erbauung mehrfach verändert. Aus Schutzgründen befand sich die Tür ursprünglich im ersten Stockwerk, was in der Fassade zu erkennen ist.[6]
Bürgerhaus Simeonstraße 53
Das barocke Bürgerhaus war ein dem Gebäude in der Krahnenstraße 38 ähnliches Gebäude, welches im Zweiten Weltkrieg jedoch zerstört wurde. Es war jedoch auffälliger gestaltet wie dieses. Das Haus trug nach unbelegter Aussage von Bunjes/Brandt als eines der ersten Gebäude in Trierein Mansarddach. Das Gebäude fiel auch durch seine breite Bauweise mit seinen rechteckigen Fenster auf. Die Fenster sind schlicht rechteckig. Aus der Grundrissposition lässt sich ableiten, dass das zuletzt links befindliche Portal ursprünglich auf der rechten Seite gelegen hat. Um 1800 wurde das Gebäude durch den Trierer Gerichtspräsidenten und Stadtrat Johann Peter Job Hermes umgebaut. Hermes war seit 1790 Eigentümer des Gebäudes. Am Gebäude fanden sich viele typische Elemente des Barock.[29]
Weblinks
Einzelnachweise
- JLL-Studie zu Passantenfrequenzen – Kaufingerstraße liegt an der Spitze. In: boersenblatt.net. 15. Juni 2015, abgerufen am 15. September 2015.
- Emil Zenz: Straßennamen der Stadt Trier: Ihr Sinn und ihre Bedeutung. Hrsg.: Kulturbüro der Stadt Trier. 5. Auflage. Trier 2006, DNB 455807825 (1. Auflage 1961).
- Elektronisches Kartenarchiv des Sonderforschungsbereichs 235 "Zwischen Maas und Rhein" Prof. Dr. Franz Irsigler für den SFB 235, Universität Trier Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 31. Oktober 2003 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Tourist-Information. Trier Tourismus und Marketing GmbH, abgerufen am 8. September 2015 (gewerbliche Website).
- Simeonstraße. (Nicht mehr online verfügbar.) click around GmbH, archiviert vom Original am 23. September 2015; abgerufen am 8. September 2015 (gewerbliche Website). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Patrick Ostermann (Bearb.): Stadt Trier. Altstadt. (= Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 17.1). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2001, ISBN 3-88462-171-8.
- Geschichte. (Nicht mehr online verfügbar.) Historischer Keller Trier, archiviert vom Original am 15. August 2015; abgerufen am 8. September 2015 (gewerbliche Website). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Eintrag zu Haus Zum Christophel – Fassade Simeonstraße (1) in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier., Eintrag zu Haus Zum Christophel – Fassade Simeonstraße (2) in der Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier; abgerufen am 15. September 2015.
- Landeshauptarchiv Koblenz Abt. 587, 40 Nr. 52. Abgedruckt bei Manfred Schöncke.
- Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier: Ehemaliges Sankt Nikolaus Hospital
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreisfreie Stadt Trier. (PDF; 1,2 MB) Koblenz 2010.
- Trier: Hans im Glück zieht in die Ex-Commerzbank ein, www.volksfreund.de, 8. Februar 2019; abgerufen am 26. Dezember 2020
- Rudolf Müller: Geschichte der Sparkasse Trier 1825-2000, Deutscher Sparkassen Verlag, Stuttgart 2000, S. 100f., S. 127, S. 159, S. 165
- Sparkasse Trier schließt zehn Filialen, Trierischer Volksfreund, vom 24. August 2020; abgerufen am 4. September 2020
- Shoppen im Parkhaus, Rathaus-Zeitung, vom 6. Dezember 2011; abgerufen am 16. August 2020
- Adölf Hägin und sein "deutsches" Geschäft, Trierischer Volksfreund, vom 17. Juni 2014; abgerufen am 16. August 2020
- "Staatlich legalisierter Raub", 16vor, vom 8. Dezember 2014; abgerufen am 16. August 2020
- Saturn Trier wird 25 Jahre jung, lokalo.de (gewerbliche Website), vom 7. Juli 2019; abgerufen am 16. August 2020
- Petern Ahlhelm, Roland Morgen, Bernhard Simon, Josef Tietzen: Weißt du noch? Band VI Trierer Handel – gestern und heute, Trier 2011, S. 19, ISBN 978-3-935281-84-3
- Eintrag Schellenberg, Walter, von Dieter Pohl, in: Deutsche Biographie; abgerufen 9. Januar 2021
- Persönlichkeit mit Musikgeschmack - Trier. Gemälde von Franz Bernhard Schellenberg wird in der Ausstellung „Gesammelt und gesichtet“ gezeigt, www.volksfreund.de, vom 21. März 2019; abgerufen 9. Januar 2021
- Musikhaus Reisser Trier - Historie; abgerufen 9. Januar 2021
- Ein Vierteljahrhundert in der Sim, Trierischer Volksfreund, vom 1. April 2003; abgerufen am 16. August 2020
- Trierer Handel einst und heute: Konsum statt schwofen, Trierischer Volksfreund, vom 30. Mai 2012; abgerufen am 14. November 2020
- Eine Trierer Kinolegende, Trierischer Volksfreund, vom 27. März 2009; abgerufen am 14. November 2020
- Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier, abgerufen am 14. November 2020
- Ein schwarzer Tag für Karstadt Kaufhof in Trier. Karstadt-Filiale in Trier macht dicht, Trierischer Volksfreund, vom 19. Juni 2020; abgerufen am 16. August 2020
- Dreikönigenhaus. Trier Tourismus und Marketing GmbH, abgerufen am 8. September 2015 (gewerbliche Website).
- Michael Zimmermann: Klassizismus in Trier. Die Stadt und ihre bürgerliche Baukunst zwischen 1768 und 1848. WVT Wissenschaftlicher Verlag Trier, 1997. ISBN 3-88476-280-X