Silesia Verein Chemischer Fabriken
AG Silesia Verein Chemischer Fabriken[1] oder auch Silesia, Verein chemischer Fabriken und Silesia, Verein chemischer Fabriken Ida- u. Marienhütte war ein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Schlesien gegründetes Chemieunternehmen[2] und die erste größere chemische Fabrik Schlesiens, in der Schwefelsäure, Glaubersalz, Soda und Chlorkalk produziert wurde.[3]
Geschichte
Nachdem der später geadelte Unternehmer Carl Kulmiz sechzehn Jahre lang den Raum zwischen den niederschlesischen Orten Breslau und Waldenburg erforscht hatte, entdeckte er dort eine Lagerstätte mit Schwefelkies. Am zukünftigen Abbaugebiet gründete Kulmiz[3] 1858 zunächst eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA)[1] unter der Bezeichnung Silesia, Verein chemischer Fabriken.[2] In der dann in Saarau errichteten Fabrik arbeiteten anfangs beispielsweise die Chemiker Julius Knoevenagel und Eugen de Haën, bevor beide 1860 nach Linden bei Hannover gingen, um dort eigene Chemiefabriken zu gründen.[4]
In der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs wurde Silesia am 8. Januar 1872 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Rund zwei Jahrzehnte später wurde die Firma 1892 in Silesia, Verein chemischer Fabriken Ida- u. Marienhütte umbenannt.[2]
Erstmals 1905 wurde das Unternehmen mit einer Dampfmaschine aus den Werken von August Borsig ausgestattet, 1911 und 1912 dann mit je einer aus der Produktion der Görlitzer Maschinenbauanstalt.[2]
Nach dem Ersten Weltkrieg und zu Beginn der Weimarer Republik wurde die Silesia 1920 an die Rütgerswerke angegliedert.[2]
Zur Zeit des Nationalsozialismus und bis in den Zweiten Weltkrieg hinein fanden Aktionärsversammlungen statt, die letzte ordentliche Hauptversammlung am 3. Juni 1943.[2]
Nach der Neugründung der beiden deutschen Staaten Deutsche Demokratische Republik (DDR) und Bundesrepublik Deutschland (BRD) wurde der Unternehmenssitz der Silesia 1949 nach Westdeutschland verlagert in die Stadt Frankfurt am Main. In der Angliederung an die Rütgerswerke wurden zuletzt Säuren, Kohlenwasserstoffe wie Benzol sowie Kunstdünger, Unkrautvertilgungsmittel und Mineralfarben hergestellt.[1]
Archivalien
Archivalien von und über die Silesia finden sich beispielsweise
- Untersuchungen von Wasser-, Boden- und Luftproben für den Zeitraum von 1926 bis 1930, aus der Provenienz der Reichsanstalt für Wasser- und Luftgüte (1942–1945), jetzt im deutschen Bundesarchiv unter der Signatur BArch, R 154/11585[5]
Weblinks
- Andrzej Bielec: Spacerkiem po Żarowie: Silesia, polnischsprachige Seite (in deutscher Sprache etwa: Ein Spaziergang durch Żarów: Schlesien) auf der Seite izba.centrum.zarow.pl
- Peter Haslinger: Saarau, Ida- und Marienhütte / Żarów, Huta "Ida" i huta "Maria", Lithographie um 1850 im Bildformat 25 cm × 45 cm aus dem Verlag von W. Vogt in Schmiedeberg; aus der Sammlung Albrecht Haselbach, stark verkleinert und mit einem Copyright-Wasserzeichen überdeckt auf der Seite vom Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft (HI)
- Zjednoczone Zakłady Chemiczne Silesia w Żarowie 1872–1945.flv, Bilder des stillgelegten Chemiefabriken auf YouTube.com
Einzelnachweise
- Michael Weingarten (Verantw.): AG Silesia Verein Chemischer Fabriken mit der Abbildung und Beschreibung einer zum Kauf angebotenen Aktie auf der Seite Hanseatisches Sammlerkontor für Historische Wertpapiere, zuletzt abgerufen am 20. Juni 2016
- Albert Gieseler: Silesia, Verein chemischer Fabriken, zuletzt abgerufen am 20. Juni 2016
- Konrad Fuchs: Kulmiz, Carl von (preußischer Adel 1867), in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 13 (1982), S. 279 f.; als Deutsche Biographie online
- M. Heiner Ramstetter: Eugen de Haën, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge Bd. 20 (1966), S. 107–190; Vorschau über Google-Bücher
- BArch, R 154/11585 in der Deutschen Digitalen Bibliothek