Seelenberg
Seelenberg ist ein Ortsteil von Schmitten im Taunus im südhessischen Hochtaunuskreis.
Seelenberg Gemeinde Schmitten im Taunus | |
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Höhe: | 584 (543–605) m ü. NHN |
Fläche: | 3,41 km²[1] |
Einwohner: | 566 (31. Dez. 2021)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 166 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. April 1972 |
Postleitzahl: | 61389 |
Vorwahl: | 06082 |
Seelenberg vom Feldberg aus |
Geographie
Seelenberg befindet sich im östlichen Hintertaunus im Naturpark Taunus. Das Dorf ist nach Oberreifenberg der zweithöchstgelegene Ort im Taunus. Seelenberg liegt auf einer Hochscholle, der sogenannten Feldberg-Langhals-Pferdskopf-Scholle, die hier quer zum Taunushauptkamm verläuft. Der Hauptteil des Ortes befindet sich auf der Hangseite, welche nach Süden ins Weiltal steil abfällt. Auf dieser Seite entspringt auch ein Bach, welcher, oberhalb Schmittens, in die Weil mündet. Nur wenige Häuser finden sich auf der nördlichen Bergseite des Ortes. Der auf dieser Seite in den Sauwiesen entspringende Bach fließt nach Norden in Richtung Finsternthal. Die Region Schmitten verfügt über ein ausgedehntes und mitunter gut gepflegtes Wegenetz, welches die beeindruckende Natur erfahrbar macht. Das Naturschutzgebiet Saubach und Niedgesbach hingegen darf größtenteils nicht betreten werden.
Der Ort liegt im Westen der Großgemeinde Schmitten. Er liegt genau an der Grenze zwischen Hochtaunuskreis und Rheingau-Taunus-Kreis. Die Grenze verläuft auf dem Kamm des Berges Windhain, dessen 629,3 Meter hohe Südkuppe der höchste Punkt des Rheingau-Taunus-Kreises ist. Vom Ort aus gen Ostnordost erhebt sich der 618,3 Meter hohe Judenkopf.
Im Süden des Ortes liegen die Ortschaften Nieder- und Oberreifenberg. Im Südwesten grenzt Seelenberg an Oberems, im Westen an Wüstems, das zum Rheingau-Taunus-Kreis gehört. Im Nordosten grenzt Seelenberg an Reichenbach und im Norden an Mauloff.
Seelenberg ist beziehungsweise war ein sogenanntes Reihendorf, also gekennzeichnet durch eine gerade durch den Ort führende Hauptstraße, die Landstraße 3023, hier bezeichnet als Camberger Straße. Gen Osten führt diese hinab ins Weiltal nach Schmitten, in Gegenrichtung macht die Straße hinter der Kirche im Westen einen scharfen Knick nach Süden, entlang des Osthang des Windhains, bis zum Pass Kittelhütte, von wo aus die Straße weiter führt nach Oberems, jenseits der Feldberg-Langhals-Pferdskopf-Scholle, und weiter nach Westen Richtung Waldems, Idstein und Bad Camberg.
Geschichte
Von der Gründung bis zur Wüstung
Der Ort Seelenberg wird 1272 als Selderberg in einer nassauischen Urkunde bekanntermaßen erstmals genannt. 1441 wird Gottfried von Eppstein als Besitzer von Seelenberg genannt. Mit dem Aussterben des Geschlechts der Herren zu Eppstein im Jahr 1529, kam Seelenberg an Königstein, 1535 an die Herren von Stolberg. Die letzte urkundliche Erwähnung stammt von 1561. Spätestens ab 1595 galt die Kirche als vollständig verfallen und der Ort als Wüstung.
Neugründung
Mit dem Amt Reifenberg ging die Wüstung 1681 als Pfandschaft bis etwa 1725 an Kurmainz. Am 12. September 1695 wurde durch den Kurmainzer Rentmeister ein 15-Punkte-Plan zur Neugründung Seelenbergs vorgelegt. Zehn Siedlerfamilien aus dem Taunus, dem bergischen Land und der Gegend um Lüttich wurden 1696 angesiedelt und wählten den Wallonen Gerlach Barchon zum ersten Schultheißen. Am 5. Oktober 1711 wurde die neu erbaute St. Casimirkirche geweiht.[3] 1722 wurde der Seelenberger Markt nach Esch verlegt.
Mit der Rheinbundakte wurde Seelenberg 1806 Teil von Nassau-Usingen und damit später des Herzogtums Nassau. Mit der Auflösung des Amtes Reifenberg 1810 wurde der Ort dem Amt Usingen zugeordnet. 1866 kam Seelenberg dann zu Preußen.
Gebietsreform
Seelenberg war bis zum freiwilligen Zusammenschluss im Zug der Gebietsreform in Hessen zum 1. April 1972 mit Schmitten und weiteren bis dahin selbstständigen Gemeinden eigenständig und ist seither ein Ortsteil der Gemeinde Schmitten im Taunus.[4] Ortsbezirke nach der Hessischen Gemeindeordnung wurden in Schmitten nicht gebildet.
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1867) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Seelenberg lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[5][6]
- vor 1806: Heiliges Römisches Reich, Herrschaft Reifenberg
- ab 1806: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Reifenberg
- ab 1816: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Usingen
- ab 1849: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Kreisamt Idstein
- ab 1854: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Usingen
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis (Trennung zwischen Justiz (Amtsgericht Usingen) und Verwaltung)
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
- ab 1886: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Usingen
- ab 1932: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
- ab 1933: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Usingen
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Landkreis Usingen
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Usingen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Usingen
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Usingen
- am 1. April 1972 als Ortsteil zur Gemeinde Schmitten
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Hochtaunuskreis
Einwohnerzahlen
Seelenberg: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2021 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 225 | |||
1840 | 243 | |||
1846 | 261 | |||
1852 | 287 | |||
1858 | 289 | |||
1864 | 391 | |||
1871 | 280 | |||
1875 | 277 | |||
1885 | 292 | |||
1895 | 273 | |||
1905 | 250 | |||
1910 | 251 | |||
1925 | 266 | |||
1939 | 228 | |||
1946 | 295 | |||
1950 | 282 | |||
1956 | 275 | |||
1961 | 267 | |||
1967 | 296 | |||
1970 | 293 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2011 | 504 | |||
2021 | 566 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[5]; Gemeinde Schmitten; Zensus 2011[7] |
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Seelenberg 504 Einwohner. Darunter waren 30 (6,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 75 Einwohner unter 18 Jahren, 177 zwischen 18 und 49, 141 zwischen 50 und 64 und 111 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 237 Haushalten. Davon waren 75 Singlehaushalte, 84 Paare ohne Kinder und 54 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 63 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 153 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]
Religionszugehörigkeit
• 1885: | zwei evangelische (= 0,68 %), 290 katholische (= 99,32 %), 6 anderes christliche-konfessionelle (= 1,01 %) Einwohner[5] |
• 1961: | 23 evangelische (= 8,61 %), 244 katholische (= 91,39 %) Einwohner[5] |
Religion
Der Mainzer Domherr Graf Casimir Ferdinand Waldbott von Bassenheim ließ die Heilig-Blut-Kirche errichten. Am 5. Oktober 1711 erfolgte die Weihe der Kirche. Später erfolgte die Umwidmung zur St. Casimir-Kirche. Spätere Ausgrabungsarbeiten legten die Fundamente von zwei ehemaligen St. Otmar-Kapellen frei, erstmals urkundlich erwähnt wird höchstwahrscheinlich die zweite Otmar-Kapelle im Jahre 1272.
1847 wurde die vom Igstadter Orgelbaumeister Voigt gebaute Orgel eingebaut. Die Orgel wurde zuletzt 1998 überholt. Seit Jahrhunderten ist das Walldürner Kreuz Ziel von Wallfahrten. Heute beschränken sich die Pilgerreisen auf das nahe Feldberggebiet. Über dem Kirchenportal ist das Wappen der Familie Bassenheim dargestellt[8].
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kulturdenkmäler
Für die unter Denkmalschutz stehenden Gebäude siehe die Liste der Kulturdenkmäler in Seelenberg.
Dialekt
Die Sprache der Seelenberger und der umliegenden Dörfer ähnelt sich sehr, aber es gibt auch Ausnahmen. Die Ursache für dieses Phänomen dürfte der Einfluss der Westerwälder bzw. Wetterauer Mundart in den weilabwärts gelegenen Dörfern sein, während in den oberen Ortschaften durch vielfältige Verbindungen seit alters her das untermainische Idiom die Sprache mitgeprägt hat.
Persönlichkeiten
In Seelenberg wurden 1841 der Theologe Anton Abt und 1868 sein Neffe, der Ölbohrpionier Anton Raky geboren.
Literatur
- Ludwig Abt: Seelenberg 1696–1896; Festschrift zur Feier des 200-jährigen Bestehens der Gemeinde. Selbstverl., Limburg 1896
- Gottlieb Schnapper-Arndt: Fünf Dorfgemeinden auf dem Hohen Taunus : eine socialstatistische Untersuchung über Kleinbauernthum, Hausindustrie und Volksleben, Leipzig 1883.
Weblinks
- Ortsteil Seelenberg im Internetauftritt der Gemeinde Schmitten.
- Seelenberg, Hochtaunuskreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Seelenberg nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
- Ortsteile in Schmitten. Gemeindeverwaltung Schmitten, abgerufen am 17. Januar 2022.
- Gemeinde Schmitten
- Wilhelm Berger: Seelenberg, eine kurmainzische Neugründung, in: Ingrid Berg (Hrsg.): Heimat Hochtaunus, Frankfurt 1988, ISBN 3-7829-0375-7, Seite 182–186
- Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, DNB 770396321, OCLC 180532844, S. 272.
- Seelenberg, Hochtaunuskreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 22 und 112 .
- Kirchenführer Hochtaunus. (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) S. 64, PDF; 4,8 MB, abgerufen am 14. Januar 2016.