Schwarze Johannisbeere
Die Schwarze Johannisbeere (bundesdeutsches Hochdeutsch, auch in Vorarlberg) bzw. Schwarze Ribisel (österreichisches Hochdeutsch, auch in Bayern und Südtirol; Ribes nigrum),[1] ist eine Pflanzenart aus der Gattung Johannisbeeren. Manchmal wird im deutschsprachigen Raum die französische Bezeichnung Cassis für ihre Früchte verwendet.
Schwarze Johannisbeere | ||||||||||||
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Fruchtstand der Schwarzen Johannisbeere | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Ribes nigrum | ||||||||||||
L. |
Merkmale
Die Schwarze Johannisbeere wächst als ein bis zwei Meter hoher, sommergrüner Strauch mit bis zu zehn Zentimeter breiten, an ihrer Basis herzförmigen, drei- bis fünflappigen Blättern. Diese sind oberseits kahl, auf der Unterseite behaart und mit sitzenden gelblichen Drüsen besetzt. Der Strauch ist stachellos und besitzt einen starken, teilweise als unangenehm empfundenen Geruch, der die Art auch von der Roten Johannisbeere unterscheidet.
Die Blüten sind in hängenden Trauben angeordnet, sie sind eher unscheinbar. Die Kelchblätter sind länglich, behaart und zurückgeschlagen, die Kronblätter sind kleiner als die Kelchblätter, aufrecht und weißlich. Die Blüte ist insgesamt grünlichgelb gefärbt. In Mitteleuropa liegt die Blütezeit der Schwarzen Johannisbeere im April und Mai. Die Frucht ist eine schwarze Beere mit acht bis zwölf Millimeter Durchmesser; die Samen werden durch Tiere verbreitet.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16.[2]
Verbreitung und Standorte
Die Schwarze Johannisbeere kommt in der gemäßigten und borealen Zone Eurasiens von England und Frankreich im Westen bis zur Mandschurei im Osten vor. Nördlich ist die Art bis Lappland, südlich bis Armenien und zum Himalaja verbreitet. In den Allgäuer Alpen steigt sie am Gipfel des Rubihorns in Bayern bis zu 1930 m Meereshöhe auf.[3]
Die Schwarze Johannisbeere wächst wild in Erlenbrüchen, feuchten Gebüschen und Auwäldern, auf feuchten bis nassen, nährstoffreichen, sowie moorigen bis tonigen Böden. Aus Gärten verwildert kommt die Art auch auf trockeneren Standorten vor. Sie ist eine Charakterart des Carici elongatae-Alnetum aus dem Verband Alnion, kommt aber auch in Gesellschaften der Verbände Salicion cinereae oder Alno-Ulmion vor.[2]
Da natürliche und verwilderte Vorkommen oft nicht zu unterscheiden sind, ist die natürliche Verbreitung in Mitteleuropa nicht mehr zu rekonstruieren.
Nutzung
Die Schwarze Johannisbeere wird in Mitteleuropa etwa seit dem 16. Jahrhundert als Beerenobst in Gärten angepflanzt. In Nordosteuropa erfolgte wahrscheinlich bereits wesentlich früher eine gärtnerische Nutzung. Die Ernte der reifen Beeren erfolgt in Mitteleuropa in der Regel von Juli bis August.
Die Beeren enthalten außer Wasser, Kohlenhydraten, Fettsäuren, Proteinen und Mineralstoffen unter anderem
- Terpene wie β-Pinen und Caryophyllen
- Anthocyane und Flavonoide wie (+)-Catechin
- Vitamin C, Zitronensäure, Pektin
Die Schwarze Johannisbeere wird verarbeitet meist als Nektar und Limonade getrunken oder als Gelee oder Konfitüre verwendet. Sie ist die Grundlage des Cassis-Sirups bzw. des Cassislikörs. In Deutschland werden Schwarze Johannisbeeren gern für die Herstellung eines Aufgesetzten verwendet. Die in der Frucht enthaltene hohe Konzentration an Vitamin C (ca. 180 mg auf 100 g Beeren) wird auch durch Erhitzen (anders als bei anderen Früchten) bei der Herstellung von Säften, Gelees oder Konfitüren nicht zerstört bzw. nur unwesentlich vermindert.
100 g Schwarze Johannisbeeren enthalten durchschnittlich:[4] | ||||||||||||
Energie | Wasser | Fett | Kohlenhydrate | Eiweiß | Kalium | Calcium | Magnesium | Vitamin C | Vitamin E | |||
264 kJ (63 kcal) | 82 g | 0,41 g | 15,4 g | 1,4 g | 322,0 mg | 55,0 mg | 24,0 mg | 181,0 mg | 1,0 mg |
Ein Blütenknospenextrakt der Schwarzen Johannisbeere wird in der Parfümerie-Industrie verwendet. Kleine Mengen dieses Extraktes verleihen Parfüms eine fruchtige Note.
Die frischen Blätter können von April bis Mai als Beigabe zu Kräuter- und Gemüsesuppen verwendet werden. Von April bis Juli gepflückte Blätter nutzt man in getrockneter Form auch zur Herstellung von Teegetränken.
Schädlinge und Krankheiten
Die schwarzen Johannisbeeren werden von Mehltau, dem Johannisbeerglasflügler, der Johannisbeergallmilbe und der Maulbeerschildlaus befallen. Zudem tritt an der Schwarzen Johannisbeere die Brennnesselblättrigkeit (eine Virose) deutlich häufiger auf als an der Roten Johannisbeere.
Wichtige Sorten der Schwarzen Johannisbeere
- ECM: sehr große Beeren, kurze Trauben, mehltaufest
- Ben Hope: ertragreich
- Tisel: ertragreiche, gesunde Hauptsorte
- Titania: Hauptsorte, starker Wuchs, mehltaufest, kurzer Stiel, mittelspäte Ernte
- Tsema: lange Trauben, mehltauanfällig
- Ometa: mittellange Trauben, guter Geschmack
- Bona: sehr große Beeren, guter Geschmack, frühe Ernte
- Silvergieters Schwarze: starker Wuchs, große und süße Beeren, frühe Ernte, mehltauanfällig
Literatur
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 3: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Rosidae): Droseraceae bis Fabaceae. Ulmer Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-3314-8.
Einzelnachweise
- Ulrich Ammon, Hans Bickel, Jakob Ebner, Ruth Esterhammer, Markus Gasser, Lorenz Hofer, Birte Kellermeier-Rehbein, Heinrich Löffler, Doris Mangott, Hans Moser, Robert Schläpfer, Michael Schloßmacher, Regula Schmidlin, Günter Vallaster: Variantenwörterbuch des Deutschen. Die Standardsprache in Österreich, der Schweiz und Deutschland sowie in Liechtenstein, Luxemburg, Ostbelgien und Südtirol. Berlin / New York: Walter de Gruyter, 2004; S. 375, 632.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 496.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 662.
- Inhaltsstoffe und Vitamingehalt der Schwarzen Johannisbeere
Weblinks
- Schwarze Johannisbeere. FloraWeb.de
- Schwarze Johannisbeere. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Ribes nigrum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 4. November 2015.
- Die Verbreitung auf der Nordhalbkugel
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos auf flora-de
- Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg – Schwarze Johannisbeeren für den ökologischen Anbau