Schnellfahrstrecke Lissabon–Madrid

Die Schnellfahrstrecke Lissabon–Madrid sollte ab 2013 die Hauptstädte der beiden iberischen Länder in Normalspur verbinden. Das Projekt für den Bau des 204km langen portugiesischen Teils der Strecke wurde jedoch im März 2012 bis auf Weiteres gestoppt,[1] während der rund 437km lange spanische Abschnitt[2] weiterhin in Bau oder Planung ist, jedoch ohne einen konkreten Fertigstellungstermin.[3] Geplant ist es die gesamte Strecke zwischen Madrid und Lissabon bis spätestens 2030 in Betrieb zu nehmen.[4]

Lissabon–Madrid
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:25 kV, 50 Hz ~
Höchstgeschwindigkeit:350 km/h
geplanter Tunnel zum Bahnhof Madrid Chamartín
und zur Schnellfahrstrecke Madrid–Valladolid
Madrid-Atocha
SFS nach Barcelona
SFS nach Valencia
SFS nach Sevilla
Talavera de la Reina
Navalmoral de la Mata
Plasencia-Fuentidueñas
Tajo
Cáceres
Mérida
Spanien/Portugal
Elvas/Badajoz
SFS von/nach Faro-Huelva-Sevilla
Évora
Linha de Évora nach Casa Branca (Escoural)
Verbindung von/zur Linha do Alentejo/Linha do Sul nach Pinhal Novo
Flughafen Lissabon-Alcochete
Anschluss von der Linha do Alentejo aus Pinhal Novo / Vendas Novas
Lavradio (Kreuzung der Linha do Alentejo)
Terceira Travessia do Tejo nach Lissabon Oriente
und zur Schnellfahrstrecke Lissabon–Porto

Im Januar 2021 gab die Regierung Portugals bekannt, den Streckenabschnitt ÉvoraElvas bis Ende des Jahres 2023 fertigzustellen. Damit soll eine Verbindung der Hauptstädte beider Länder mittels Hochgeschwindigkeitszügen ab Dezember 2023 ermöglicht werden.[5][6] Beim Streckenabschnitt Évora–Elvas handelt es sich um einen Abschnitt der Neubaustrecke SinesBadajoz die wiederum Teil der Europäischen Eisenbahnachse für den Güterverkehr (TEN-V Vorrangige Achse 16) Sines/AlgecirasMadridParis ist.[7][8]

Sie ist eine von ursprünglich fünf geplanten Hochgeschwindigkeitsstrecken in Portugal, davon vier nach Spanien. Sie sollten in den Jahren 2013 bis 2015 in Betrieb gehen. Gemeinsam mit den vier anderen, den Schnellfahrstrecken Lissabon–Porto, Évora–Faro–Huelva, Aveiro–Madrid und Vigo–Porto sowie mit den bereits auf spanischer Seite bestehenden Schnellfahrstrecken soll auf der iberischen Halbinsel dem Eisenbahnverkehr zu neuem Aufschwung verholfen werden. Mit der Planung in Regel- statt in iberischer Breitspur soll auch die Verbindung mit Resteuropa auf dem Schienenweg vereinfacht werden. Bei einer Streckengeschwindigkeit von 350km/h soll die Fahrzeit zwischen den beiden Hauptstädten bei 2 Stunden und 45 Minuten liegen.

Verlauf

Die Strecke hat eine Gesamtlänge von 640km, 473km davon auf spanischem und 203km auf portugiesischem Staatsgebiet. Sie wird in Madrid im Bahnhof Atocha ihren Ausgangs- und im Lissabonner Bahnhof Lissabon-Oriente ihren Endpunkt finden. Südlich von Lissabon soll der neue Großflughafen Lissabon-Alcochete (NAL) durch eine Zweigstrecke erschlossen werden. Die geplante Strecke verlässt Madrid gemeinsam mit der Schnellfahrstrecke Madrid–Sevilla südwärts, zweigt dann aber in südwestlicher Richtung in Richtung Mérida ab, welches mit einer Stichstrecke angebunden werden soll.[9] Dann soll die Strecke zur spanisch-portugiesischen Grenze führen, wo in Badajoz ein Bahnhof (Elvas/Badajoz) vorgesehen ist. Danach führt sie durch den Alentejo nach Évora, wo sie die Schnellfahrstrecke Évora–Faro–Huelva aus der Algarve und Andalusien erreichen wird. Danach sieht die Planung eine Linienführung über Moita vor, ehe die Strecke bei Lavradio in die Terceira Travessia do Tejo übergeht, um dann den Gare do Oriente von Süden her zu erreichen. Der Lissabonner Flughafen in Alcochete wird über eine Zweigstrecke einerseits an die Schnellfahrstrecke Lissabon–Madrid und andererseits an die Linha do Alentejo/Linha do Sul bei Pinhal Novo angeschlossen.

Baufortschritt

Spanien

2008 wurden die ersten Baulose für den Raum Badajoz an diverse Konsortien vergeben.[9] Auf den 204km zwischen Talayuela und Badajoz in der Autonomen Gemeinschaft Extremadura, die bereits von der Adif verwaltet werden, befanden sich im September 2012 rund 100km in Bau und weitere 36,2km zwischen Mérida, Montijo und Badajoz waren fertiggestellt.[10]

Ende Juli 2020 wurde von ADIF Alta Velocidad die Elektrifizierung des Abschnitts Peñas Blancas–Mérida–Badajoz ausgeschrieben. Sie wird durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung kofinanziert.[11] Anfang 2021 wurde vom Adif-Verwaltungsrat 85 Mio. € für den Bau von ETCS-Level-2-Zugbeeinflussungsanlagen, den GSM-Netzausbau und weiterer Sicherungstechnik auf dem Streckenabschnitt PlasenciaBadajoz bewilligt.

Portugal

Mit dem Bau sollte 2010 begonnen werden, 2013 sollten die ersten Züge auf der Gesamtstrecke verkehren.[12] Die Bauarbeiten für den Streckenabschnitt Poceirão–Caia sollten nach mehreren Verzögerungen im Jahr 2011 beginnen. Obwohl seitens des Verkehrsministeriums ein Verzicht der Strecke aufgrund der finanziellen Probleme erwogen wurde, hätte dies aufgrund der bereits abgeschlossenen Bauverträge hohe Konventionalstrafen mit sich gebracht. Auf den Bau der dritten Tejobrücke wurde aufgrund der Finanzkrise Portugals zunächst verzichtet, die Züge sollen ab Poceirão bis auf weiteres über die gewohnte Strecke nach Lissabon fahren.[13][14] Für den Bau werden etwa 1,5 Milliarden Euro einkalkuliert.[15] Am 29. Juli 2011 hat der amtierende Premierminister Pedro Passos Coelho das Projekt wegen der Finanzkrise gestoppt.[16] Am 5. April 2012 wurde die Bauvergabe für den Abschnitt Grenze–Poceirão vom zentralen Gerichtshof Portugals für nichtig erklärt und das Projekt einer Schnellfahrstrecke von Madrid nach Lissabon wie auch die Schnellfahrstrecke Lissabon–Porto von der Regierung für eingestellt erklärt.[17]

Im Januar 2021 gab die Regierung Portugals bekannt, dass der Streckenabschnitt ÉvoraElvas im Bau sei und bis Ende 2023 fertiggestellt werden soll. Die für den Güterverkehr geplante Strecke zwischen der portugiesisch-spanischen Grenze (Badajoz) und dem Tiefseehafen Sines soll von Hochgeschwindigkeitszügen mit einer Höchstgeschwindigkeit von mindestens 250km/h befahren werden.[18][19][20][21]

Einzelnachweise

  1. High speed programme axed
  2. Línea de alta velocidad Madrid-Extremadura-Frontera Portuguesa
  3. El AVE a ninguna parte. In: El País. 26. März 2012, abgerufen am 19. September 2012 (spanisch).
  4. El Periódico Extremadura: Conexión europea. Abgerufen am 17. Februar 2021 (spanisch).
  5. Governo prevê comboio de alta velocidade Lisboa-Madrid até final de 2023. Abgerufen am 14. Februar 2021 (portugiesisch).
  6. Rádio e Televisão de Portugal: Ligação Lisboa/Madrid em alta velocidade pronta até ao final de 2023. Abgerufen am 14. Februar 2021 (portugiesisch).
  7. Carlos Cipriano: TGV para Madrid: a linha de “mercadorias” que passou a “alta velocidade”. Abgerufen am 17. Februar 2021 (portugiesisch).
  8. Europäische Kommission: Transeuropäisches Verkehrsnetz. Generaldirektion Energie und Verkehr & Europäische Kommission, 2005, abgerufen am 17. Januar 2021.
  9. Trayecto del tren de alta velocidad AVE Madrid-Extremadura-Portugal. In: extremaduramente.com. 29. Juli 2009, abgerufen am 19. September 2012 (spanisch).
  10. Adif aborda la fase final de la excavación del túnel de Santa Marina (Cáceres). In: ADIF. 11. September 2012, abgerufen am 19. September 2012 (spanisch).
  11. Adif contrata a Cobra para electrificar 103 kilómetros del AVE Madrid-Extremadura por 24 millones. Abgerufen am 17. Februar 2021 (spanisch).
  12. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 13. Januar 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rave.pt Seite des RAVE-Projektes zur Bauplanung
  13. Luisa Pinto: Financiamento rodoviário vai ser revisto e TGV, apesar de reavaliado, mantém-se para já, Público, 16. November 2010
  14. Inês Sequeira: Governo deve aproveitar crise para fazer pausa no TGV, dizem os especialistas, Público, 4. November 2010
  15. Arranque das obras marcado para Fevereiro/Março de 2011, RTP, 8. November 2010
  16. Frederico Pinheiro und Sofia Rainho: Passos acaba com TGV, Sol, 31. Juli 2011
  17. Sparmassnahmen: Keine Hochgeschwindigkeitszüge für Portugal
  18. Rádio e Televisão de Portugal: Ligação Lisboa/Madrid em alta velocidade pronta até ao final de 2023. Abgerufen am 14. Februar 2021 (portugiesisch).
  19. Governo prevê comboio de alta velocidade Lisboa-Madrid até final de 2023. Abgerufen am 14. Februar 2021 (portugiesisch).
  20. Carlos Cipriano: TGV para Madrid: a linha de “mercadorias” que passou a “alta velocidade”. Abgerufen am 17. Februar 2021 (portugiesisch).
  21. Thomas Fischer Sines: Ein Hafen soll in den Himmel wachsen | NZZ. Abgerufen am 17. Februar 2021.
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