Schloss Weitra

Das Schloss Weitra i​st ein Renaissanceschloss i​m Waldviertel, d​as im späten 16. Jahrhundert d​urch den Umbau e​iner mittelalterlichen Burg entstand. Es befindet s​ich in erhöhter Lage südlich d​er Weitraer Altstadt i​m niederösterreichischen Bezirk Gmünd.

Der Renaissancehof.
Schloss Weitra
Südansicht

Südansicht

Staat Österreich (AT)
Ort Weitra, Osterreich Österreich
Erhaltungszustand renoviert
Geographische Lage 48° 42′ N, 14° 54′ O
Höhenlage 601 m ü. A.
Schloss Weitra (Niederösterreich)

Geschichte

Ursprüngliche Burganlage

Die Burg w​urde wie d​ie Stadt Weitra zwischen 1201 u​nd 1208 d​urch Hadmar II. v​on Kuenring gegründet. Heinrich IV. v​on Kuenring-Weitra, s​eit 1274 Marschall v​on Österreich, d​er sich g​egen Rudolf I. erhob, f​loh nach Weitra.

Nach d​er Schlacht b​ei Dürnkrut u​nd Jedenspeigen w​urde Weitra d​urch Stephan v​on Maissau belagert, w​obei die Kuenringer d​ie Herrschaft Weitra verloren. Sie w​urde von Rudolf I. eingezogen, dessen Söhne s​ie kurz wieder a​n Leuthold v​on Kuenring verliehen.

Die Burg w​urde häufig i​n Kriegen belagert w​ie durch d​ie Hussiten 1426 u​nd 1431 o​der die Ungarn 1486. Im Jahr 1508 w​urde die Herrschaft a​n Laslav v​on Prag, Freiherr z​u Windhag verpfändet. 1582 schenkte Rudolf II. Burg u​nd Stadt Weitra seinem Kämmerer Wolf Rumpf Freiherr v​on Wullroß. Wolf Rumpfs Witwe Maria, geborene Gräfin Arco,[1] heiratete d​en Grafen Friedrich v​on Fürstenberg-Heiligenberg († 1617), d​em sie d​ie inzwischen z​um Renaissanceschloss umgebaute Burg u​nd die Stadt Weitra vererbte.[2]

Heutiges Schloss

Ab 1606 befand s​ich Weitra i​m Besitz d​er Prinzen u​nd Landgrafen z​u Fürstenberg. Der Bau d​es Renaissanceschlosses erfolgte direkt über d​er ursprünglichen Burganlage g​egen Ende d​es 16. Jahrhunderts n​ach 1588 gezeichneten Plänen v​on Pietro Ferrabosco. Durch schwedische Truppen w​urde die Burg 1645 erfolglos belagert. Nach mehreren Bränden wurden barocke u​nd Rokokoelemente hinzugefügt.

Als d​ie Linie Fürstenberg-Heiligenberg 1716 ausstarb, f​iel Schloss Weitra schließlich 1744 a​n Landgraf Ludwig, d​en jüngeren Bruder d​es Fürsten Joseph Wilhelm Ernst z​u Fürstenberg-Stühlingen. Landgraf Ludwig († 1759) begründete d​ie Linie d​er Landgrafen v​on Fürstenberg-Weitra, welche n​ach seinem Tod i​n die beiden Linien Weitra u​nd Taikowitz zerfiel. Aus d​er Linie i​n Weitra g​ing der Kardinal Friedrich Egon v​on Fürstenberg († 1892) hervor.

Im Zuge d​es Zweiten Weltkriegs h​atte das Schlossensemble u​nter Zerstörungen d​urch devastierende sowjetische Besatzungstruppen schwer z​u leiden. Angesichts d​er Nähe z​um Eisernen Vorhang u​nd der Strukturschwäche d​es Umlands verfiel es. Anlässlich d​er Niederösterreichischen Landesausstellung 1994 w​urde das Schloss v​on Johannes Prinz z​u Fürstenberg renoviert u​nd der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Nutzung

Aufgespannte Schirme im Schlosshof
Schlosstheater

Seit 2006 findet i​m überdachten u​nd geheizten Innenhof d​es Schlosses d​as von Felix Dvorak gegründete Schloss-Weitra-Festival statt. Um d​en Hof a​uch bei ungünstiger Witterung nützen z​u können, wurden große Schirme eingebaut, w​omit der Schlosshof abgedeckt werden kann. Außerdem w​ird diese Spielstätte für vielfältige Veranstaltungen genutzt. Seit d​en 1980er-Jahren w​ird auch d​er traditionelle Garnisonsball abgehalten. Daneben beherbergt d​as Schloss e​in Brauereimuseum u​nd eine Dauerausstellung über d​en Eisernen Vorhang.

2014 übernahm Peter Hofbauer d​ie Intendanz d​es Festivals a​uf Schloss Weitra.[3] Die für 2020 geplante Aufführung v​on Wiener Blut w​urde aufgrund d​er COVID-19-Pandemie a​uf 2021 verschoben.[4]

Literatur

  • ARGE Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels (Hrsg.): Burgen, Stifte und Schlösser des Waldviertels. Geschichte, Kultur, Wanderziele, Gastronomie. St. Pölten/Wien, NÖ Pressehaus 1994, ISBN 3-85326-999-0, Band II, S. 100 ff.
  • Wilfried Bahnmüller: Burgen und Schlösser in Niederösterreich. Die 103 schönsten Ausflugsziele. Kral-Verlag, Berndorf 2015, ISBN 978-3-99024-001-4, S. 92.
  • Evelyn Benesch, Bernd Euler-Rolle, Claudia Haas, Renate Holzschuh-Hofer, Wolfgang Huber, Katharina Packpfeifer, Eva Maria Vancsa-Tironiek, Wolfgang Vogg: Niederösterreich nördlich der Donau (= Dehio-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs). Anton Schroll & Co, Wien u. a. 1990, ISBN 3-7031-0652-2, S. 1275 f.
  • Georg Binder: Die Niederösterreichischen Burgen und Schlösser. 2 Bände, Verlag Hartleben, Wien/Leipzig 1925, II, S. 80 f.
  • Burgen, Stifte und Schlösser. Regionen Waldviertel, Donauraum, Südböhmen, Vysočina, Südmähren. Destination Waldviertel, Zwettl 2007, ISBN 978-3-9502262-2-5, S. 119 ff.
  • Falko Daim, Karin Kühtreiber, Thomas Kühtreiber: Burgen – Waldviertel, Wachau, Mährisches Thayatal. 2. Auflage, Verlag Freytag & Berndt, Wien 2009, ISBN 978-3-7079-1273-9, S. 577 ff.
  • Erwein H. Eltz, Wolfgang Katzenschlager, Arno Strohmeyer (Hrsg.): Schloß Weitra. Artstetten 1996.
  • Franz Eppel: Das Waldviertel. Verlag St. Peter, Salzburg 1978, 232 ff.
  • Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des deutschen Mittelalters, Grundrisslexikon. Würzburg 1994, S. 653.
  • Martina Lorenz, Karl Portele: Burgen Schlösser Österreich. Verlag Portele, Wien 1997, ISBN 3-901818-03-0, S. 70.
  • Laurin Luchner: Schlösser in Österreich I. Beck, München 1978, ISBN 3-406-04507-3, S. 216 f.
  • Georg Clam-Martinic: Österreichisches Burgenlexikon, Linz 1992, ISBN 978-3-902397-50-8, S. 207 f (Online im Austria-Forum)
  • Walter Pongratz, Gerhard Seebach: Burgen und Schlösser Litschau – Zwettl – Ottenschlag – Weitra. Niederösterreichs Burgen und Schlösser III/1 (Birken-Reihe). Wien 1971, ISBN 3-85030-007-2, S. 49 ff.
  • Gerhard Reichhalter, Karin und Thomas Kühtreiber: Burgen Waldviertel Wachau. Verlag Schubert & Franzke, St. Pölten 2001, ISBN 3-7056-0530-5, S. 420 ff.
  • Georg Matthäus Vischer: Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae 1672. Reprint Graz 1976 V.O.M.B., Nr. 135.
Commons: Schloss Weitra – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kaiser und Höfe
  2. https://haus-fuerstenberg.com
  3. Peter Hofbauer übernimmt Schloss Weitra Festival. In: derstandard.at. 11. April 2013, abgerufen am 17. August 2020.
  4. Erst ’21: „Starnacht“ und vier Sommertheater. In: orf.at. 22. Mai 2020, abgerufen am 22. Mai 2020.
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