Burgstall Arnstein (Weismain)
Der Burgstall Arnstein, auch Veste Arnstein genannt,[1] ist der Rest einer mittelalterlichen Felsenburg auf einer 465 m ü. NN hohen Felsgruppe am nordwestlichen Ortsrand von Arnstein im Landkreis Lichtenfels in Oberfranken in Bayern.[1][2] Sie gilt als Stammsitz der Edelfreien von Arnstein.
Burgstall Arnstein | ||
---|---|---|
Zeichnung der Burgruine Arnstein im Zustand um 1850 mit hoch aufragenden Felspartien und größerem Mauerrest | ||
Alternativname(n) | Veste Arnstein | |
Staat | Deutschland (DE) | |
Ort | Arnstein (Weismain) | |
Entstehungszeit | um 1100 | |
Burgentyp | Höhenburg, Felslage | |
Erhaltungszustand | Burgstall: Gräben, Wälle sowie ganz geringe Grundmauerreste erhalten | |
Ständische Stellung | Anfangs Niederer Adel (1100–1244 Arnsteiner), dann Hochadel (1244–1248 Andechs-Meranier, 1248–1394 Truhendinger), später fürstbischöflicher Besitz (1394–1525 Hochstift Bamberg) | |
Geographische Lage | 50° 3′ N, 11° 12′ O | |
Höhenlage | 465 m ü. NN | |
|
Geschichte
Burggründung durch die Edelfreien von Arnstein
Die Burg Arnstein gilt als der Stammsitz der Edelfreien von Arnstein.[2] Als vermutlich erster Angehöriger des Geschlechts wurde noch ohne Familiennamen ein „Haremann“ in einem Brief vom 17. Februar 1079 erwähnt, in dem sich Papst Gregor VII. beklagte,[3] dass sieben Adelige aus dem Hochstift Bamberg Kirchengut vom König empfangen hätten. Wenn sie dieses behielten, sollten sie exkommuniziert werden.[3] Die Burg Arnstein wurde etwa 30 Jahre später, um 1100 erbaut.[3]
Fassbar wurde das Geschlecht 1118,[1][3] als „dominus Hermannus de Arnstein“, der sich nach der Burg benannt hatte, in einer undatierten Urkunde aus der Zeit zwischen 1118 und 1136 erschien.[3] Insgesamt sind von den Arnstein acht Personen, darunter drei Geistliche, bekannt. In ihren Diensten standen vier Ministerialenfamilien.[3] Zur Burg gehörte bereits zur Zeit des dominus Hermannus de Arnstein ein ausgedehnter Hochgerichts-Sprengel, der sich von Weismain, begrenzt im Osten durch das Kleinziegenfelder Tal bis zur oberen Wiesent erstreckte.[3] Besitztümer reichten teilweise bis in den Itzgrund.[3]
Niedergang der Arnsteiner und Besitzerwechsel
Bereits vor 1239 wurden Burg und Gericht wahrscheinlich den Herzögen von Andechs-Meranien zu Lehen aufgetragen. Als Anfang des Jahres 1244 das Geschlecht der Arnstein mit Hermann IV. ausstarb, ging die Burg an die Andechs-Meranier über.[1] Wenige Monate später, im August 1244, wurde die Burg durch Otto I. von Meranien für 800 Mark Silber zusammen mit den Dörfern „Rodewanstal“ (Rothmannsthal) und „Zaphindorf“ (Zapfendorf) an Eberhard Förtsch[4] und seinen Sohn Albert von Waldinrode[4] aus dem Geschlecht der Förtsche von Thurnau verpfändet.[5] Zwischen 1244 und 1248 war ein Angehöriger des Geschlechts der Rauschner als Burgmann eingesetzt.[6] Nach dem Tod Ottos I., des letzten männlichen Andechs-Meraniers auf Burg Niesten, erbte Ottos Schwester Margarete von Andechs-Meranien, die mit Friedrich I. von Truhendingen verheiratet war, die Burg Arnstein.[7] Sie kam damit in den Besitz der Grafen von Truhendingen.[1]
Herrschaft der Truhendinger, Übergang in kirchlichen Besitz und Zerstörung
Nach mehreren Verpfändungen[3] musste 1394 Graf Johann von Truhendingen verarmt und verschuldet die Burg an das Hochstift Bamberg veräußern, das dort ein Amt einrichtete.[1][3] Nach der Zerstörung im Bauernkrieg im April 1525 wurde sie trotz der von den Bauern gezahlten Strafe von 2000 Gulden nicht mehr aufgebaut.[1][2][3]
Wissenschaftliche Untersuchungen
Mitte des 19. Jahrhunderts fertigte der Bamberger Maler Adam Friedrich Thomas Ostertag eine von zwei bekannten Zeichnungen der damaligen Burgruine Arnstein im Zustand vor 1936 an.[8] Ein Fehler war, dass er im oberen linken Eck das Wappen des 1464 erloschenen Geschlechts der Arnstein aus Arnstein in Unterfranken übernommen hatte, zu denen aber keine verwandtschaftlichen Beziehungen bestanden.[3] Das Wappen der oberfränkischen Arnstein ist nicht bekannt.[3] Die zweite Zeichnung auf einer Karte von Christoph Augustin Hannbaumb stammt aus dem Jahr 1798.[9]
Anfang des 20. Jahrhunderts bestand der Burgstall aus mehreren hochaufragenden Felsen, größeren Mauerresten und einem gemauerten Kellergewölbe, das im Volksmund als „Verlies“ bezeichnet wurde.[3] Um 1936/1937 wurden die Felsen sowie die Mauerreste für „reichswichtige Dinge“ abgetragen und für den Bau von Reichsautobahnen sowie für das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg verwendet.[2][3]
Der Burgstall besteht gegenwärtig aus verhältnismäßig niedrigen Felspartien und verschwindend geringen Grundmauerspuren und -resten.[3] Eine bogenförmige Mulde könnte der Überrest eines Halsgrabens sein.[3] Weitere Beweise für die ehemalige Burg fand der fränkische Burgenforscher Hellmut Kunstmann um 1950 in Form von Gefäßscherben und Ziegeltrümmern an der Stelle der ehemaligen Felsenburg Arnstein.[3]
Literatur
- Ingrid Burger-Segl: Archäologische Streifzüge im Meranierland am Obermain. Bezirk Oberfranken, Bayreuth 2006, ISBN 3-9804971-7-8, S. 133–136.
- Alois Dechant, Gerhard W. Peetz: Wanderführer Weismain. Marie Link Verlag, Kronach 2010.
- Georg Söhnlein: 2. Begegnung mit Franken. Heinrichs-Verlag, Bayerische Verlags-Anstalt, Bamberg 2008, ISBN 978-3-89889-132-5, S. 10–11.
- Willy Plank: Ende einer frühmittelalterlichen Herzogsdynastie – Die Meranier in Franken und auf Burg Niesten. In: Martin Kuhn (Colloquium Historicum Wisbergense): Geschichte am Obermain. Band 1., Colloquium Hist. Wirsbergense, Lichtenfels 1951 [1978], ohne ISBN, S. 15–18.
- Gustav Voit, Walter Rüfer: Eine Burgenreise durch die Fränkische Schweiz – Auf den Spuren des Zeichners A. F. Thomas Ostertag. 2. Auflage. Verlag Palm & Enke, Erlangen 1991, ISBN 3-7896-0064-4, S. 25–28.
Einzelnachweise
- Söhnlein (2008), S. 10
- Dechant (2010), S. 52
- Voit (1991), S. 25–28
- Eintrag zu Burgstall Arnstein in der privaten Datenbank „Alle Burgen“., abgerufen am 12. September 2015
- Plank (1951), S. 16
- Der Burgstall von Lindenberg bei Kasendorf, landschaftsmuseum.de, abgerufen am 28. Dezember 2012
- Johannes Mötsch: Langenstadter Spruch, 14. Dezember 1260. In: Historisches Lexikon Bayerns
- Voit (1991), S. 11
- Burger-Segl (2006), S. 133