Rudelsdorf (Bad Rodach)
Rudelsdorf ist ein Stadtteil der oberfränkischen Stadt Bad Rodach im Landkreis Coburg.
Rudelsdorf Stadt Bad Rodach | |
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Höhe: | 310 m ü. NN |
Fläche: | 1,06 km² |
Einwohner: | 52 (2019)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 49 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 1970 |
Postleitzahl: | 96476 |
Vorwahl: | 09564 |
Ehemaliges Gemeindehaus |
Geographie
Das Haufendorf Rudelsdorf liegt in der Nähe der Rodach, etwa 18 Kilometer nordwestlich von Coburg beziehungsweise drei Kilometer westlich von Bad Rodach entfernt. Die Gemarkungsgrenze entspricht im Westen der Landesgrenze mit Thüringen, hinter der in Sichtweite die Burgruine Straufhain liegt. Eine Gemeindestraße verbindet Rudelsdorf mit Bad-Rodach und eine mit Roßfeld.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Rudelsdorf erfolgte 1317 als Rudolfesdorf im Hennebergischen Lehensverzeichnis. Konrad von Heßberg tritt darin als Besitzer von Lehensgütern auf. Lehnsherr war Graf Berthold von Henneberg. Das Rittergut hatte die Dorfherrschaft. Ihm waren bis auf zwei Höfe alle Rudelsdorfer lehenspflichtig. 1601 wurde es in ein Söhn- und Töchterlehn verwandelt. Viele dörfliche Angelegenheiten bedurften der Genehmigung durch die Rittergutsbesitzer.
Im Herrschaftsbereich der Henneberger liegend kam der Ort 1353 mit dem Coburger Land im Erbgang zu den Wettinern und war somit ab 1485 Teil des Kurfürstentums Sachsen, aus dem später das Herzogtum Sachsen-Coburg hervorging.
Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges gab es 16 bewohnte Häuser in Rudelsdorf, 1658 waren es noch sechs. 1636 starben von 60 Einwohnern 27 an den Folgen des Krieges.
Zum Rittergut gehörte ein Schloss, dessen Kern um 1300 entstanden war und das 1783 durch einen Neubau mit Wassergraben und Zugbrücke ersetzt wurde. Die Schlossbesitzer wechselten häufig. Die Familien deren von Heßberg, der Marschall von Greif und der Rühle von Lilienstern waren jedoch öfters Schlossherren. 1801 erwarb der Hofrat Adolf von Schultes das Gut, 1809 bekam er vom Landesherren die Erlaubnis zur Zerschlagung des Rittergutes und Aufteilung unter den Bauern. Das schließlich baufällige Schloss wurde 1852 abgebrochen. Vorhanden sind noch ein Kellergewölbe und Umfassungsmauern.
1855 hatte Rudelsdorf 67 Einwohner, die in 15 Häusern wohnten. Daneben gab es an Viehbestand einen Bullen, 18 Ochsen, 8 Gespannkühe, 26 Milchkühe, 159 Schafe und 63 Schweine.[2] 1800 entstand ein Gemeindebrauhaus und 1842 ein neues Gemeindebackhaus.
In einer Volksbefragung am 30. November 1919 stimmte sieben Rudelsdorfer Bürger für den Beitritt des Freistaates Coburg zum thüringischen Staat und 28 dagegen. Somit gehörte ab dem 1. Juli 1920 auch Rudelsdorf zum Freistaat Bayern.[3] Bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 gingen von 33 Wahlberechtigten 29 zur Wahl und von denen stimmten 19 für die NSDAP.
Im Ersten Weltkrieg verloren ein und im Zweiten Weltkrieg drei Rudelsdorfer Roßfelder ihr Leben.
Im Gemeindebrauhaus wurde von 1933 bis 1959 Bier gebraut. 1971 erfolgte der Abbruch des Gebäudes für den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses.[4]
Am 10. April besetzten für einige Tage 30 US-amerikanische Soldaten das Dorf. Von 1945 bis 1989 trennte die innerdeutsche Grenze Rudelsdorf von seinem thüringischen Nachbardorf Seidingstadt. Rudelsdorf ist seit dem 14. Jahrhundert nach Roßfeld eingepfarrt. Dementsprechend gingen die Kinder dort auch zur Schule, die 1968 geschlossen wurde. Am 1. Januar 1970 wurde Rudelsdorf Rodacher Stadtteil.[5]
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohnerzahl |
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1693 | 56[6] |
1783 | 81[7] |
1801 | 98[8] |
1843 | 81[9] |
1910 | 58[10] |
1933 | 54[11] |
1947 | 71[12] |
1970 | 75[13] |
1987 | 50[14] |
2016 | 55[15] |
Literatur
- Friedrich Jobst: Chronik von Rudelsdorf. Rodacher Rückert-Kreis, Heft 5, Rodach bei Coburg 1980, ISBN 978-3-943009-05-7.
- Fritz Mahnke: Schlösser und Burgen im Umkreis der Fränkischen Krone, 1. Band. 3. Auflage, Druck- und Verlagsanstalt Neue Presse GmbH, Coburg 1974, S. 154.
- Irmhild Tschischka: In der Chronik der Bad Rodacher Stadtteile geblättert; Ein Stück Bad Rodacher Stadtgeschichte. Schriften des Rückertkreis Bad Rodach e.V., Heft 29, Bad Rodach 2005, ISBN 978-3-943009-29-3, S. 89–93.
Einzelnachweise
- bad-rodach.de: Einwohnerstatistik (einzige Wohnung, Hauptwohnung), Stand 4. November 2019
- Friedrich Jobst: Chronik von Roßfeld, S. 55
- Coburger Zeitung, Ausgabe Nr. 280 vom 1. Dezember 1919
- Wolfgang Vatke: Coburger Brauereien Stadt und Land. Veste-Verlag Roßteutscher, Coburg 2008, ISBN 978-3-925431-03-6, S. 164
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 442.
- Friedrich Jobst: Chronik von Roßfeld, S. 12
- Friedrich Jobst: Chronik von Roßfeld, S. 32
- Friedrich Jobst: Chronik von Roßfeld, S. 36
- Friedrich Jobst: Chronik von Roßfeld, S. 49
- www.gemeindeverzeichnis.de
- Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Coburg. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Friedrich Jobst: Chronik von Roßfeld, S. 82
- Stele im Heimatmuseum
- Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987, München, 1991
- Neue Presse, 9. Juli 2016