Ringfurth
Ringfurth ist eine Ortschaft und ein Ortsteil der Stadt Tangerhütte im Süden des Landkreises Stendal in Sachsen-Anhalt.[2]
Ringfurth Stadt Tangerhütte | ||
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Höhe: | 45 m | |
Fläche: | 12,52 km² | |
Einwohner: | 138 (31. Dez. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 11 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 31. Mai 2010 | |
Postleitzahl: | 39517 | |
Vorwahl: | 039366 | |
Lage von Ringfurth in Sachsen-Anhalt | ||
Dorfkirche Ringfurth |
Geographie
Ringfurth, ein Straßendorf mit Kirche, liegt neun Kilometer südöstlich von Tangerhütte und südlich der Städte Tangermünde und Stendal an einem Gleithang am linken Ufer der Elbe, die hier einen S-förmigen Bogen beschreibt. Durch das Dorf führt der Elberadweg. Das waldreiche Gebiet zwischen Elbe und Tanger ist überwiegend flach, fällt aber zum Elbtal um bis zu 20 Meter ab. Die Elbe bildet die Grenze zum Landkreis Jerichower Land.[3]
Nachbarorte sind Cobbel im Westen, Polte im Nordosten, Sandfurth im Süden und Uetz im Südwesten.[3]
Natur
Zwischen Sandfurth und Kehnert wurden in der DDR-Zeit wegen der flachen, sandigen Uferbereiche zahlreiche militärische Übungen und Manöver durchgeführt (Unterwasserfahrten der Panzer, Durchquerungen mit Schützenpanzerwagen, Brückenbau durch Pioniereinheiten). Die Natur hat sich seitdem regeneriert und es lassen sich Fischreiher, Graukraniche, Schwarz- und Weißstörche beobachten.
Geschichte
Die erste Erwähnung von Ringfurth stammt vom 2. Juli 959,[4] als Rinchurst oder Rinkchurst im „Liber Privilegiorum S. Mauritii Magdeburgensis“.[5] Am 4. Juni 973 wurde der gleiche Ort in einer Urkunde von Otto II., Kaiser des Heiligen Römischen Reichs erwähnt. Darin bestätigt er die von seinem Vater und Vorgänger Otto I. vorgenommene Schenkung von Rinchurst an das Mauritiuskloster Magdeburg (Vorläufer des Magdeburger Doms).[6] Die Zuordnung von Ringfurth zu den Urkunden stammt aus dem Jahre 1855 vom Historiker Leopold von Ledebur.[7] Die Historikerin Gudrun Walinda schloss sich ihm im Jahre 1996 an.[4] Das jeweils mit genannte Bukstadin und Buochstadon wird von Ledebur als ein Ort nördlich der Ohre gedeutet, andere sehen darin das heutige Buxtehude.
Eine lange Tradition hatte die Elbschifferei, in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebten fast alle Sandfurther Familien von diesem Wirtschaftszweig.
Polte, nordöstlich von Ringfurth gelegen, entstand aus einem Vorwerk des Ritterguts in Bittkau.
Im Rahmen der Dorferneuerung wurde in den letzten Jahren die Straßenbeleuchtung erneuert, Gehwege teilweise ausgebaut sowie in Eigeninitiative die Feuerwehrhäuser der Freiwilligen Feuerwehren Ringfurth und Sandfurth saniert.
Archäologie
Auf dem Pfarracker in Ringfurth liegt eine mittelslawische Siedlung auf der Nordseite eines Hohlweges zur Elbe. Der Flurname zur Zeit der Ausgrabung lautete „Worthe“. Oberflächenfunde auf der Südseite des Hohlweges an der Elbe lassen hier einen größeren mittelslawischen Komplex erwarten.[8]
Eingemeindungen
Ringfurth gehörte früher zum dritten Distrikt im Magdeburgischen Holzkreis im Norden des Herzogtums Magdeburg. 1816 kam es zum Kreis Wolmirstedt in der preußischen Provinz Sachsen.
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Ringfurth mit der Landgemeinde Ringfurth vereinigt.[9]
Am 25. Juli 1952 kam die Gemeinde Ringfurth im Rahmen einer Verwaltungsreform zum Kreis Tangerhütte. Nach dessen Auflösung gehörte sie ab 1. Januar 1988 zum Kreis Stendal und schließlich ab 1. Juli 1994 zum Landkreis Stendal.[10]
In einem Gebietsänderungsvertrag zwischen der Stadt Tangerhütte und allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Tangerhütte-Land wurde deren Eingemeindung nach Tangerhütte geregelt. Dem Vertrag stimmte der Gemeinderat Ringfurth am 12. Mai 2010 zu. Er wurde vom Landkreis als unterer Kommunalaufsichtsbehörde genehmigt und die Eingemeindung trat am 31. Mai 2010 in Kraft.[11]
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Ringfurth gehörte früher zur Pfarrei Bertingen bei Mahlwinkel.[21] Sie wird heute betreut vom Pfarrbereich Cobbel-Grieben[22] im Kirchenkreis Stendal im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Ringfurth stammen aus dem Jahre 1815, frühere Einträge sind bei Bertingen zu finden.[23]
Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei St. Anna in Stendal im Dekanat Stendal im Bistum Magdeburg.[24]
Politik
Bürgermeister
Ortsbürgermeister der Ortschaft Ringfurth ist Hans-Peter Gürnth.[25]
Ortschaftsrat
Bei der Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 stellte sich die Freie Wählergemeinschaft Ringfurth zur Wahl. Sie gewann alle 4 Sitze.[26]
Gewählt wurden vier Ortschaftsräte.[26] Der Ortschaftsrat wählte Hans-Peter Gürnth zum Ortsbürgermeister.[25] Die Wahlbeteiligung ist nicht veröffentlicht worden.
Wappen
Das Wappen wurde am 21. Mai 2010 durch den Landkreis genehmigt.
Blasonierung: „In Blau ein schlangenlinienförmig gebogener silberner Pfahl, begleitet in der Biegung oben links von drei goldenen Ähren und in der Biegung unten rechts von einem goldenen Anker.“[27]
Die Farben des Ortsteils sind – abgeleitet vom Hauptwappenmotiv (Pfahl) und der Schildfarbe – Silber (Weiß) und Blau.
Das Wappen wurde vom Magdeburger Heraldiker Jörg Mantzsch gestaltet. Es verweist auf den Flusslauf der Elbe im Einzugsgebiet, auf die von vielen Einwohnern einst betriebene Binnenschifffahrt (im Ortsteil Sandfurth steht ein Denkmal zu Ehren der Binnenschiffer) und auf die Landwirtschaft.
Flagge
Die Ortsteilflagge ist blau - weiß - blau (1:4:1) gestreift (Querformat: Streifen waagerecht verlaufend, Längsformat: Streifen senkrecht verlaufend) und mittig mit dem Gemeindewappen belegt.[27]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die evangelische Dorfkirche Ringfurth, ein rechteckiger verputzter Feldsteinbau mit einem Fachwerkturm, stammt aus dem 16. Jahrhundert.[28]
- Taubenturm in Ringfurth, ältestes Gebäude der Gemeinde, im Bereich des Gutshauses
- ehemaliges Gutshaus Polte mit Park
- Schifferdenkmal in Sandfurth mit Gedenktafel und Elbekarte
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
Neben kleinen Handwerksbetrieben spielt in Ringfurth die Landwirtschaft – besonders Tierzucht und Milchviehhaltung – eine große Rolle.
Verkehr
Ringfurth liegt an der Elbuferstraße (Tangermünde–Kehnert). Des Weiteren besteht eine Straßenverbindung nach Tangerhütte. Es verkehren Linienbusse und Rufbusse der Regionalverkehrsbetriebe Westsachsen (RVW) unter dem Markennamen stendalbus. Im neun Kilometer entfernten Mahlwinkel bestehen Bahnanschlüsse nach Magdeburg und Stendal.
Literatur
- Friedrich Hermann Otto Danneil: Beitrag zur Geschichte des Magdeburgischen Bauernstandes. Erster Teil. Der Kreis Wolmirstedt. Geschichtliche Nachrichten über die 57 jetzigen und die etwa 100 früheren Orte des Kreises. 1896, S. 532–534 (Digitalisat).
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 100–101, 42. Ringfurth (Digitalisat).
Weblinks
- Stadt Tangerhütte: Ortschaften Ringfurth, Sandfurth und Polte. In: tangerhuette.de.
- Ringfurth im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
Einzelnachweise
- Birgit Schulze: Tangerhütte verliert weiter Einwohner. In: Stendaler Volksstimme, Der Altmärker. 13. Januar 2022, DNB 1002381223, S. 17.
- Stadt Tangerhütte: Hauptsatzung der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte. 15. Dezember 2020, §17 Ortschaftsverfassung (tangerhuette.de [PDF; 399 kB; abgerufen am 17. Januar 2021]).
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Gudrun Walinda: Region Elbe, Hohenberg-Krusemark. Hrsg.: Landkreis Stendal – Amt für Wirtschaftsförderung (= Kirchen der Altmark. Ausflüge zu steinernen Zeugen der Geschichte. Band III.). DBW-Verlag, Berkheim 1996, S. 53.
- Theodor Sickel (Hrsg.): Diplomata 12: Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I. (Conradi I., Heinrici I. et Ottonis I. Diplomata). Hannover 1879, S. 284 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
- Theodor Sickel (Hrsg.): Diplomata 13: Die Urkunden Otto des II. und Otto des III. (Ottonis II. et Ottonis III. Diplomata). Hannover 1893, S. 39 (Monumenta Germaniae Historica, Digitalisat)
- Leopold von Ledebur (Hrsg.): Geschichte der Altmark bis zum Erlöschen der Markgrafen aus Ballenstädtschem Hause. Aus dem handschriftlichen Nachlasse von Siegmund Wilhelm Wohlbrück. Berlin 1855, S. 26, 3 (Digitalisat).
- Johannes Schneider: Wüstungsforschung im Bezirk Magdeburg (= Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte. Band 71). 1988, S. 222 (uni-heidelberg.de).
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 217.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 344, 347.
- Landkreis Stendal: Gebietsänderungsvertrag zur Bildung der neuen Stadt Tangerhütte aus allen Mitgliedsgemeinden der Verwaltungsgemeinschaft „Tangerhütte-Land“. In: Amtsblatt für den Landkreis Stendal. 20. Jahrgang, Nr. 13, 30. Mai 2010, ZDB-ID 2665593-7, S. 183–194, §1, §7 (landkreis-stendal.de [PDF; 2,0 MB; abgerufen am 6. Januar 2021]).
- Johann Ludwig Heineccius: Ausführliche topographische Beschreibung des Herzogthums Magdeburg und der Grafschaft Mansfeld, Magdeburgischen Antheils. Berlin 1785, S. 205 (Digitalisat).
- Friedrich Hermann Otto Danneil: Beitrag zur Geschichte des Magdeburgischen Bauernstandes. Erster Teil. Der Kreis Wolmirstedt. Geschichtliche Nachrichten über die 57 jetzigen und die etwa 100 früheren Orte des Kreises. 1896, S. 532–534 (Digitalisat).
- Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. In: Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistik des Deutschen Reichs. 3. Auflage. Band 450. Verlag für Sozialpolitik, Wirtschaft und Statistik, 1936, ZDB-ID 223601-1, S. 85, urn:nbn:de:bsz:180-digad-21790.
- Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. In: Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Statistik des Deutschen Reichs. 2. Auflage. Band 550. Verlag für Sozialpolitik, Wirtschaft und Statistik, Paul Schmidt, 1941, ZDB-ID 223601-1, S. 100, urn:nbn:de:bsz:180-digad-21790.
- Regierung der Deutschen Demokratischen Republik, Statistisches Zentralamt (Hrsg.): Systematisches und alphabetisches Verzeichnis der Gemeinden der Deutschen Demokratischen Republik (Gebietsstand 1. Januar 1952). Berlin 1952, S. 32.
- Heinz Adomeit: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik. Staatsverlag der DDR, 1971, DNB 571677339, S. 437.
- Heinz Adomeit: Ortslexikon der Deutschen Demokratischen Republik. Staatsverlag der DDR, 1974, DNB 750244917, S. 355.
- Birgit Schulze: Abwärtstrend wird gebremst. In: Stendaler Volksstimme. 14. Januar 2015, S. 20.
- Birgit Schulze: Tangerhütte schrumpft wieder. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2020, S. 20.
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 127 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Pfarrbereich Cobbel-Grieben. Abgerufen am 6. Februar 2021.
- Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 19 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 6. Februar 2021.
- Stadt Tangerhütte: Bürgerinfoportal Tangerhütte, Ortschaftsrat Ringfurth. In: bi.tangerhuette.de. Abgerufen am 8. Februar 2021.
- Birgit Schulze: Räte in den Ortschaften. Wer wurde gewählt? In: Stendaler Volksstimme. 28. Mai 2019, S. 17.
- Amtsblatt des Landkreis Nr. 13/2010, S. 181 (PDF-Datei; 1,90 MB)
- Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 390.