RAF Northolt
Die Royal Air Force Station Northolt, kurz RAF Northolt, ist ein Stützpunkt der britischen Royal Air Force im Westen Londons. Die Basis liegt im Stadtteil Ruislip, der Stützpunkt wurde jedoch nach dem nächstgelegenen Bahnhof benannt, der sich im benachbarten Stadtteil Northolt befindet. Während der Olympischen Spiele 2012 wurden auf der Station einige Typhoon-Jets zur Abfangjagd stationiert.
RAF Northolt | |
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Kenndaten | |
ICAO-Code | EGWU |
IATA-Code | NHT |
Koordinaten | |
Höhe über MSL | 38 m (125 ft) |
Verkehrsanbindung | |
Straße | |
Basisdaten | |
Eröffnung | 1915 |
Betreiber | Royal Air Force |
Start- und Landebahn | |
07/25 | 1690 m × 46 m Asphalt |
Geschichte
RAF Northolt wurde 1915 als Flugplatz des Royal Flying Corps in Betrieb genommen. Während des Zweiten Weltkrieges waren dort Jägerstaffeln, zum Teil mit polnischer Besatzung, stationiert. Nach dem Krieg wurde Northolt als ziviler Flughafen genutzt, bis der 10 km südlich gelegene Flughafen Heathrow in den 1950er Jahren diese Aufgabe übernahm. Anschließend wurde der Flughafen von der amerikanischen und französischen Luftwaffe genutzt. Vor allem Aufklärungsflugzeuge waren bis in die 1980er Jahre in Northolt stationiert.
Militärische Nutzung
RAF Northolt ist heute die Basis der 32. Royal Squadron, früher bekannt als Queen's Flight. Hierbei handelt es sich um die Flugbereitschaft, Flugzeuge und Hubschrauber der Royal Air Force, die für den Transport der königlichen Familie, der Regierung und britischer Diplomaten genutzt werden. Da für Interkontinentalflüge heute in aller Regel Flugzeuge von British Airways gechartert werden, umfasst die hier stationierte Flotte keine Langstreckenmaschinen.
Folgende Luftfahrzeugtypen sind (Stand 2016) in Northolt stationiert:
- „A-Flight“: 4 BAe 146 (2 BAe 146-100 CC2, 2 BAe 146–200 C3)
- „B-Flight“: 1 Agusta A109
Zivile Nutzung
Neben dem militärischen spielte auch der zivile Flugverkehr immer eine Rolle. Seit den 1980er Jahren übertrifft dieser den militärischen Betrieb deutlich. Northolt wird vor allem von Privat- und Chartermaschinen genutzt, die den Flughafen als günstige Alternative zu Heathrow nutzen. Die Fluggesellschaften müssen jedoch gelegentliche Einschränkungen in Kauf nehmen, da der militärische Betrieb stets Vorrang hat.
Zwischenfälle
- Am 4. September 1946 wurde die Focke-Wulf Fw 200 Jutlandia der Det Danske Luftfartselskab (DDL) (Luftfahrzeugkennzeichen OY-DEM) bei einer Seitenwindlandung in irreparabel beschädigt. Personen kamen nicht zu Schaden.[1]
- Am 6. Januar 1948 verunglückte eine Vickers Viking 1B der British European Airways (BEA) (G-AHPK) beim Durchstarten auf dem Flughafen Northolt. Trotz mehrfachen Durchstartens bei schlechter Sicht wurde nicht zu einem anderen Flugplatz ausgewichen. Stattdessen streifte das Flugzeug im Tiefflug Bäume und schlug in einem gepflügten Acker auf. Bei diesem CFIT (Controlled flight into terrain) wurde ein Besatzungsmitglied getötet, die anderen 17 Insassen überlebten.[2]
- Am 4. Juli 1948 stieß eine erst zwei Monate alte Douglas DC-6 der SAS Scandinavian Airlines (Luftfahrzeugkennzeichen SE-BDA) im Flug über Großbritannien mit einer Avro York C.1 der Royal Air Force (MW248) zusammen. Beide Maschinen waren im Anflug auf den Flughafen Northolt, kollidierten gut 6 Kilometer nördlich des Flugplatzes und stürzten ab. Alle 32 Menschen an Bord der DC-6 sowie die sieben Insassen der York kamen ums Leben.[3][4][5]
- Am 17. Oktober 1950 fiel bei einer Douglas DC-3/C-47A der British European Airways (G-AGIW) kurz nach dem Start vom Flughafen Northolt in Richtung Glasgow ein Triebwerk aus. Beim Versuch der Rückkehr verlor die Maschine immer mehr an Höhe, auch weil das Fahrwerk ausgefahren war, kollidierte mit Bäumen und schlug auf dem Boden auf. Von den 29 Insassen überlebte nur ein Besatzungsmitglied.[6]
- Am 25. Oktober 1960 verwechselte der Pilot einer Boeing 707 der Pan Am Northolt mit dem eigentlichen Zielflughafen Heathrow. Obwohl die Landebahn damals für ein Flugzeug dieser Größe nicht zugelassen war, gelang es dem Piloten die Maschine 30 Meter vor dem Ende der Bahn zum Stehen zu bringen.[7] Ursache für diesen Zwischenfall war, dass die Flughäfen Heathrow und Northolt nur etwa zehn Kilometer voneinander entfernt liegen und sich die Einflugschneisen überschnitten. Zudem verfügten die beiden parallel zueinander verlaufenden Landebahnen in Northolt und Heathrow noch nicht über ein Instrumentenlandesystem, so dass die Piloten ausschließlich einen Sichtanflug durchführen konnten. Als Übergangslösung wurde ein Gasometer in der Einflugschneise nach Heathrow mit den Buchstaben LH versehen, während ein weiterer in der Einflugschneise nach Northolt mit NO beschriftet wurde. Hierdurch sollten weitere Verwechslungen vermieden werden.
Weblinks
- offizielle Website (englisch)
Einzelnachweise
- Unfallbericht Fw 200 OY-DEM, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 1. Dezember 2017.
- Flugunfalldaten und -bericht Viking 1B G-AHPK im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 28. Januar 2022.
- Unfallbericht Kollision Northolt, DC-6 SE-BDA, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 18. Dezember 2018.
- Unfallbericht Kollision Northolt, Avro York MW248, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 18. Dezember 2018.
- James J. Halley: Broken Wings. Post-War Royal Air Force Accidents. Air-Britain (Historians), Tunbridge Wells, 1999, ISBN 0-85130-290-4, S. 76.
- Unfallbericht DC-3 G-AGIW, Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 17. Dezember 2018.
- George Trussell: Boeing 707-321, N725PA, Pan American World Airways (PA / PAA). George Trussell Collection, 25. Oktober 1960, abgerufen am 5. Mai 2021 (englisch).