Palmers (Unternehmen)
Palmers ist ein österreichisches Textilunternehmen.
Palmers Textil AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1914 |
Sitz | Wien |
Leitung | Tino Wieser, Matvei Hutman, Luca Wieser[1] |
Mitarbeiterzahl | 722 (2016)[2] |
Branche | Unterwäsche |
Website | www.palmers.at |
Organisation
Das Palmers-Sortiment umfasst Unterwäsche, Dessous, Nachtwäsche und Bademode.
Es gibt knapp 300 Standorte, davon sind über 150 eigene Filialen in Österreich, Deutschland und Kroatien sowie ca. 150 Franchise-Partner national und international. Insgesamt beschäftigt Palmers über 700 Mitarbeiter (Stand 2017).[3]
Der Firmensitz befand sich seit 1982 in Wiener Neudorf und wurde teilweise im Juni 2014 in den Ares Tower nach Wien verlegt.[4][5]
Geschichte
Das Unternehmen wurde Anfang 1915 von Ludwig Emil Palmers, geborener Perlhefter (1868–1943), unter dem Firmennamen „Restenkönig“ in Innsbruck gegründet.[6] Ludwig Perlhefter war 1899 zum evangelischen Glauben konvertiert und nannte sich ab 1904 Ludwig Palmers.[7] Zuvor war er im Lederhandel tätig gewesen, der "Restenkönig" war sein erstes Wäschegeschäft.[7] Bis 1916 entstanden Filialen in Wien, Linz und dann in Salzburg. Anfang 1926 wurde die Firma Palmers & Söhne gegründet,[8] Gesellschafter waren neben Ludwig Palmers auch seine Söhne Theodor, Hans Joachim, Walter und Harry Palmers, die schon in der Firma tätig waren.[9]
1936 wurde die erste von einem Franchisenehmer geführte Palmers-Verkaufsstelle eröffnet. Nach dem Anschluss Österreichs an den NS-Staat galt Ludwig Palmers nach den Nürnberger Gesetzen als Jude, die Söhne als „Halbjuden“. Die Firma wurde nichtjüdischen Familienmitgliedern übertragen, mehrere Söhne flüchteten ins Ausland, Walter Palmers (1903–1983) ließ sich 1943 in eine Rüstungsfirma dienstverpflichten.[10] Sein Vater Ludwig starb 1943 unter nicht ganz geklärten Umständen in Dresden.[11]
Nach dem Zweiten Weltkrieg startete die Expansion in ganz Österreich mit zunächst 45 Geschäften. Unter der Leitung von Walter Palmers wurde das Familienunternehmen erweitert und ein flächendeckendes Filialnetz in Österreich aufgebaut.
1977 ereignete sich die Palmers-Entführung; Walter Palmers wurde nach einer Lösegeldzahlung von 30,5 Millionen Schilling (umgerechnet 2,2 Millionen Euro) wieder freigelassen. Rudolf Humer übernahm 1979 die Firmenleitung von Walter Palmers; unter seiner Führung kam es in den 1980er und 1990er Jahren zu einer Expansion des Unternehmens auch im Ausland.
Nach Meinungsverschiedenheiten zwischen den Eigentümern und den Vorständen kam es im Zuge von Sanierungsmaßnahmen zu einer Verkleinerung des Unternehmens und Rudolf Humer verließ im Jahr 2003 den Unternehmensvorstand. Im Herbst 2004 wurde die Palmers Textil AG großteils an die Investoren Quadriga Capital und Lead Equities verkauft. Der Immobilienbesitz der Palmersgruppe wurde von den Aktionären übernommen. Im April 2006 übernahm der Vorarlberger Wäschehersteller Huber Tricot von Palmers die Gazelle-Verkaufsstellen in Österreich und wandelte diese in Huber-Shops um.
Die Familien Wieser und Hutman erwarben am 15. Dezember 2015 mit Unterstützung einer österreichischen Investorengruppe das Unternehmen.[12]
Im März 2021 wurden Vorwürfe öffentlich, dass bei der Tochterfirma Hygiene Austria LP GmbH hergestellte FFP2-Masken aus China stammen und nicht wie beworben aus Österreich. Palmers verweigerte die Rücknahme der von ihnen verkauften Masken.[13][14]
Literatur
- Hanno Loewy: Die diskrete Familie Palmers, in: Peter Melichar, Nikolaus Hagen (Hg.): Der Fall Riccabona. Eine Familiengeschichte zwischen Akzeptanz und Bedrohung (vorarlberg museum Schriften 22), Böhlau Verlag – Wien, Köln, Weimar 2017, S. 76–101.
Auszeichnungen
- seit 1979 Träger des österreichischen Staatswappens
- 2009 Vienna Fashion Award in der Kategorie Tribute to Fashion and Lifestyle
- 2013 Goldene Werbetrommel für den besten Werbespot 2013
- 2014 Franchise Award als bester Franchise-Geber des Jahres
- 2014 mit dem Gütezeichen als Familienfreundlicher Arbeitgeber ausgezeichnet
- 2015 als Superbrand 2015–2016 ausgezeichnet sowie Gewinner in der Kategorie Wäsche
Weblinks
- Eigene Webpräsenz
- Wirtschaftswundermuseum: Palmers-Werbung der 1950er und 1960er Jahre abgerufen am 18. Februar 2022.
Einzelnachweise
- Impressum. Abgerufen am 1. Mai 2021.
- Das Unternehmen. Abgerufen am 1. Mai 2021.
- Das Unternehmen. Abgerufen am 23. März 2021.
- Palmers verlegt Zentrale nach Wien. 14. April 2014, abgerufen am 23. März 2021.
- Palmers zieht aus. 16. April 2014, abgerufen am 23. März 2021.
- Restenkönig. In: Tages-Post. 13. Januar 1916, S. 10 (ANNO – AustriaN Newspapers Online [abgerufen am 25. Mai 2020] ; Anzeige des Unternehmens).
- Vgl. Hanno Loewy, Die diskrete Familie Palmers, in: Peter Melichar und Nikolaus Hagen (Hg.), Der Fall Riccabona. Eine Familiengeschichte zwischen Akzeptanz und Bedrohung im 20. Jahrhundert (vorarlberg museum Schriften 22), Wien, Köln, Weimar 2017, S. 81–84.
- Eintrag im Handelsregister. In: Wiener Zeitung. 4. Februar 1926, S. 15 (ANNO – AustriaN Newspapers Online [abgerufen am 25. Mai 2020] Anzeige des Unternehmens).
- Vgl. Hanno Loewy, Die diskrete Familie Palmers, S. 87.
- Vgl. Hanno Loewy, Die diskrete Familie Palmers, S. 91 f.
- Vgl. Hanno Loewy, Die diskrete Familie Palmers, S. 82.
- Wäschekonzern Palmers ist wieder österreichisch auf standard.at vom 16. Dezember 2015
- Beate Macura, help.ORF.at: China-Masken: Palmers verweigert Rücknahme. 13. März 2021, abgerufen am 13. März 2021.
- Palmers zieht Bilanz ohne Bilanz und lässt keine Masken fallen. Abgerufen am 12. September 2021 (österreichisches Deutsch).