Palais am Festungsgraben
Das Palais am Festungsgraben, ehemals Palais Donner, befindet sich in Berlin-Mitte direkt hinter dem Kastanienwäldchen hinter der Neuen Wache, neben dem Maxim-Gorki-Theater im Gebäude der Sing-Akademie. Benannt ist das Palais nach dem nahen Festungsgraben, einem heute zugeschütteten Stichkanal der Spree, der zu den im 17. Jahrhundert neu erbauten Berliner Festungsanlagen gehörte und später dem Warenumschlag diente. Das Palais beherbergt Originaleinrichtungen sowie seit 1990 das Theater im Palais und seit 2004 die Saarländische Galerie. Eine tadschikische Teestube, die 1974 im sowjetischen Pavillon der Leipziger Messe ausgestellt und später dem damaligen Zentralen Haus der DSF übergeben worden war, wurde zum 1. Mai 2012 geschlossen, konnte aber im Kunsthof Berlin neu eröffnet werden.[1]
Geschichte
Das Gebäude steht auf dem Terrain der einstigen Berliner Stadtbefestigung. Per königlicher Order schenkte König Friedrich II. von Preußen am 7. November 1751 das Grundstück seinem Kammerdiener Johann Gottfried Donner. Dieser ließ das Palais nach Plänen Christian Friedrich Feldmanns von 1751 bis 1753 errichten. Eine Hälfte des Palais, welches mit Hilfe eines Kredits von Johann Ernst Gotzkowsky erbaut wurde, bewohnte Donner mit der Familie seiner Tochter selbst, in der anderen Hälfte nahm der preußische Generalmünzmeister Johann Philipp Graumann seine Wohnung. Jedoch wurde das Palais nicht nur zum Wohnen benutzt, sondern Donner betrieb zusätzlich mit seinem Schwiegersohn auf dem Hof eine Holzhandlung und lagerte unter dem Dach auch Getreide. Der Nachfolgemieter Graumanns war die Direktion für Steuern und Zoll. 1759 kam vom Gendarmenmarkt die Schuch’sche Theatertruppe hinzu. Im Jahr 1787 verkaufte Donner das Gebäude an die königliche Finanzbehörde[2] welche im Obergeschoss die Dienstwohnung für den preußischen Finanzminister einrichtete. Unter anderen wohnte hier auch Freiherr vom und zum Stein für vier Jahre. 1797 wurde der rechte Seitenflügel um ein Stockwerk erhöht.
Ab 1808 wurde das Palais der Amtssitz des preußischen Finanzministeriums. In den Jahren 1863 und 1864 wurde das Gebäude nach Plänen von Georg Heinrich Bürde und Hermann von der Hude umgebaut (Aufgrund des Umstands, dass Robert von Patow in jener Zeit preußischer Finanzminister war, und dessen etwa zeitgleich umgebauter Landsitz Schloss Zinnitz starke stilistische Ähnlichkeiten sowohl mit dem Palais am Festungsgraben als auch mit der Singakademie aufweist, gibt es fachliche Meinungen, dass auch jenes Werk auf Bürde und/oder van der Hude zurückzuführen sei).
Eine weitere bauliche Umgestaltung erfuhr das Palais im Jahr 1934 durch den damaligen preußischen Finanzminister Johannes Popitz, der im Erdgeschoss den Schinkel-Festsaal des abgerissenen Weydingerhauses aus der Unterwasserstraße einbauen ließ.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Palais durch Luftangriffe und die Kampfhandlungen um Berlin am Ende des Krieges beschädigt. Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland ließ das Gebäude nach Kriegsende instand setzen und umbauen und nutzte es anschließend für ihre Zwecke. 1947 wurde das Palais als Haus der Kultur der Sowjetunion der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Von 1950 bis 1990 war das Palais als Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (bzw. Haus der Kultur der Sowjetunion) der zentrale Sitz der gleichnamigen DDR-Organisation, der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft.
Nach der deutschen Wiedervereinigung ging das unter Denkmalschutz stehende Palais in den Besitz des Landes Berlin über und wird unter dem neuen Namen Palais am Festungsgraben kulturell, museal und gastronomisch genutzt. Seit 1991 befindet sich das Theater im Palais im Erdgeschoss des Gebäudes. Von 2004 bis 2016 wurden 200 m² Ausstellungsfläche im Palais für die Saarländische Galerie genutzt.
Im Jahr 2017 wurde das Grundstück in das Sondervermögen für Daseinsvorsorge (SODA) übertragen, um es aus strategischen Gründen langfristig im Eigentum des Landes Berlin zu sichern.[3]
Siehe auch
Einzelnachweise
- Tadshikische Teestube
- Berliner Zeitung vom 9. April 2018, S. 10; Traumhaus für Kammerdiener Donner von Maritta Tkalec
- Dirk Jericho: Palais bleibt Landesbesitz: Senat schließt Privatisierung von wichtigen Immobilien aus. In: Berliner Woche, 6. September 2017, abgerufen am 20. April 2019.