Olympische Sommerspiele 1908/Leichtathletik – Diskuswurf griechischer Stil (Männer)

Der Diskuswurf der Männer im griechischen Stil bei den Olympischen Spielen 1908 in London wurde am 18. Juli 1908 im White City Stadium entschieden. Am Vormittag des gleichen Tages fand eine Qualifikation statt, aus der sich drei Athleten für den Wettkampf qualifizierten.


SportartLeichtathletik
DisziplinDiskuswurf (griechischer Stil)
GeschlechtMänner
OrtWhite City Stadium
Teilnehmer23 Athleten aus 8 Ländern
Wettkampfphase18. Juli 1908
Medaillengewinner
GoldMartin Sheridan (Vereinigte Staaten 46 USA)
SilberBill Horr (Vereinigte Staaten 46 USA)
BronzeVerner Järvinen (Finnland Großfurstentum 1883 FIN)

Olympiasieger wurde der US-Amerikaner Martin Sheridan. Sein Landsmann Bill Horr gewann die Silbermedaille. Bronze ging an den Finnen Verner Järvinen.

Eingeführt worden war dieser Wettbewerb bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen und verschwand nach 1908 wieder in der Versenkung. Zur Ausführung dieses Werfens gibt es unterschiedliche Darstellungen. Den Quellen zufolge kam dabei ein Podest der Maße 80 × 70 cm zum Einsatz, welches hinten 15 cm und in Wurfrichtung 5 cm hoch war.

  • Kluge beschreibt in seiner unten genannten Literatur, dass von diesem Podest aus geworfen wurde, und zwar nach antikem Vorbild mit Vor- und Rückschwung, jedoch ohne Drehung.
  • Laut unten genanntem Buch von zur Megede wurde das Podest in einem symbolischen Akt lediglich betreten und der Wurf selbst anschließend analog dem freien Stil ausgeführt.
  • Andere Quellen benennen einen Diskus, der mit fünf Kilogramm um drei Kilogramm schwerer war als die reguläre Scheibe. Dies passt allerdings nicht zu den hier erzielten Weiten, die mit einem solch schweren Gerät sicherlich nicht möglich gewesen wären. Hier scheint der Bezug eher zu den antiken Olympischen Spielen in Griechenland zu liegen.[1][2]
  • Bei Sports-Reference gibt es zur Frage der Wurf-Ausführung keine Hinweise.
  • Im unten genannten Videolink wird eindeutig die Beschreibung bei Kluge bestätigt. Dabei dürfen die Werfer in der letzten Phase das kleine schräg gestellte Podest verlassen, ein Verbot des Übertretens wie beim heutigen Diskuswurf gibt es wohl nicht.

Rekorde

Es gibt keine fundierten Informationen zu einem Weltrekord in dieser Disziplin. Aufgrund der grundsätzlichen Unklarheiten zur Ausführung des Werfens und da der Wettbewerb nur ein einziges Mal auf dem Programm Olympischer Spiele stand, ergibt es auch wenig Sinn, hier Rekorde aufzuführen.

Ergebnisse

Qualifikation

Die Qualifikation wurde in vier zeitlich gestaffelten Gruppen ausgetragen. Die Ergebnisse dieser Gruppen wurden zusammengefasst. Nur die insgesamt besten drei Teilnehmer der Qualifikation – grün hinterlegt – konnten den Finalwettkampf bestreiten. Allerdings wurden die in der Qualifikation erzielten Leistungen in der Wertung des Endresultats mitberücksichtigt. Sowohl in der Qualifikation als auch im Finale hatten die Teilnehmer je drei Versuche.

Die Auflistung der Vorrunden-Ergebnisse basiert auf Sports-Reference. Bei Kluge und zur Megede finden sich bezüglich der Qualifikationsresultate deutliche Abweichungen, die weiter unten jeweils angemerkt sind.

Gruppe A

Athlet Land Weite (m)
Michalis Dorizas Königreich Griechenland Griechenland 33,34
Wilbur Burroughs Vereinigte Staaten 46 USA 32,81
Umberto Avattaneo Italien 1861 Italien 28,53
Platt Adams Vereinigte Staaten 46 USA k. A.
Miroslav Šustera Böhmen Böhmen
Henry Leeke Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien
Walter Henderson Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien

Platt Adams ist weder bei Kluge noch bei zur Megede als Teilnehmer benannt.
Für Umberto Avattaneo listen beide Autoren keine Weite auf.

Gruppe B

Athlet Land Weite (m)
Arthur Dearborn Vereinigte Staaten 46 USA 35,65
Nikolaos Georgandas Königreich Griechenland Griechenland 33,21
Folke Fleetwood Schweden Schweden k. A.
Imre Mudin Ungarn 1867 Ungarn

Folke Fleetwood findet sich bei Kluge und zur Megede nicht als Teilnehmer.

Gruppe C

Athlet Land Weite (m)
István Mudin Ungarn 1867 Ungarn 33,11
Elmer Niklander Finnland Großfurstentum 1883 Finnland 32,46
John Garrels Vereinigte Staaten 46 USA k. A.
Ernest May Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien
Alfred Flaxman Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien

Aus Gruppe C fehlt Elmer Niklander in den Auflistungen bei Kluge und zur Megede.

Gruppe D

Athlet Land Weite (m)
Martin Sheridan Vereinigte Staaten 46 USA 37,28
Bill Horr Vereinigte Staaten 46 USA 36,68
Verner Järvinen Finnland Großfurstentum 1883 Finnland 36,48
Mór Kóczán Ungarn 1867 Ungarn k. A.
John Barrett Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien
György Luntzer Ungarn 1867 Ungarn
Eric Lemming Schweden Schweden

Für diese Gruppe gibt es zwei Athleten, die bei Kluge und zur Megede nicht
auftauchen, dies sind Mór Kóczán und John Barrett.

Folgende Teilnehmer sind bei Kluge und zur Megede jeweils ohne Weite und Angabe
über die Zuordnung zu einer Qualifikationsgruppe benannt, die bei Sports-Reference fehlen:

Finale und Endergebnis

Die besten Zehn nach Sports-Reference
PlatzNameLandWeite (m)
1Martin SheridanVereinigte Staaten 46 USA37,99
2Bill HorrVereinigte Staaten 46 USA37,32
3Verner JärvinenFinnland Großfurstentum 1883 Finnland36,48
4Arthur DearbornVereinigte Staaten 46 USA35,65
5Michalis DorizasKönigreich Griechenland Griechenland33,34
6Nikolaos GeorgandasKönigreich Griechenland Griechenland33,21
7István MudinUngarn 1867 HUN33,11
8Wilbur BurroughsVereinigte Staaten 46 USA32,81
9Elmer NiklanderFinnland Großfurstentum 1883 Finnland32,46
10Umberto AvattaneoItalien 1861 Italien28,53
Die besten Acht nach Kluge
PlatzNameLandWeite (m)
1Martin SheridanVereinigte Staaten 46 USA38,00
2Bill HorrVereinigte Staaten 46 USA37,32
3Verner JärvinenFinnland Großfurstentum 1883 Finnland36,48
4Arthur DearbornVereinigte Staaten 46 USA35,65
5Michalis DorizasKönigreich Griechenland Griechenland33,35
6Nikolaos GeorgandasKönigreich Griechenland Griechenland33,20
7István MudinUngarn 1867 HUN33,11
8Wilbur BurroughsVereinigte Staaten 46 USA32,73
Elmer Niklander – nicht aufgelistet, fehlt auch bei zur Megede
Umberto Avattaneo – wie bei zur Megede ohne Weitenangabe benannt

Hier in London siegte wie bereits im freien Stil der US-Amerikaner Martin Sheridan. Marquis Bill Horr, Bronzemedaillengewinner des Diskuswurfs im freien Stil, gewann diesmal Silber. Verner Järvinen, Vater der beiden späteren Weltklasseleichtathleten Matti JärvinenSpeerwerfer und Akilles JärvinenZehnkämpfer, errang die Bronzemedaille, nachdem er mit dem Diskus im freien Stil Vierter geworden war. Hinter ihm belegte Arthur Dearborn, der Fünfte und Weltrekordler des freien Diskuswurfs, Rang vier vor den beiden Griechen Michalis Dorizas und Nikolaos Georgandas. Letztgenannter hatte vier Jahre zuvor in St. Louis Bronze im freien Stil gewonnen.

Literatur

  • Volker Kluge, Olympische Sommerspiele – Die Chronik I, Berlin 1997 (ISBN 3-328-00715-6)
  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970

Einzelnachweise

  1. Deutscher Rekord bei den 4. Retrolympics auf retrolympics.de (PDF; 81 KB), abgerufen am 1. September 2018
  2. Geschichte des Rasenkraftsports auf www.phoenix-rks-mutterstadt.de, abgerufen am 1. September 2018
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