Oliver Sechting

Oliver Sechting (* 5. Oktober 1975 in Göttingen) ist ein deutscher Regisseur und Autor. Einer breiteren Öffentlichkeit ist der selbst erkrankte Sechting durch sein Eintreten für Menschen mit Zwangsstörungen bekannt geworden. Seine Werke beschäftigen sich zum Teil auch mit dem Thema Homosexualität.

Oliver Sechting (2012)

Leben

Sechting kommt aus einer Juwelier- und Uhrmacherfamilie mit weit zurückgehender Berufstradition; er ist verwandt mit Johann Gottfried Sechting. Nach dem Abitur 1995 am Felix-Klein-Gymnasium Göttingen absolvierte er seinen Zivildienst im Pflegedienst der Hainberg Klinik Göttingen. Im Anschluss machte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann beim Hersteller für Herrenfestbekleidung WILVORST in Northeim. Im Jahr 2004 erlangte er sein Diplom als Sozialpädagoge an der Alice Salomon Hochschule Berlin.

Sechting arbeitet primär für seinen Lebensgefährten Rosa von Praunheim und hat an mehreren seiner Filmproduktionen mitgewirkt, unter anderem als Regieassistent und Fachberater an dem mit einem Grimme-Preis ausgezeichneten Dokumentarfilm Die Jungs vom Bahnhof Zoo (2011) über männliche Armutsprostitution in Deutschland. Seit 2012 führt Sechting auch Regie. Er hat mehrere TV-Dokumentarkurzfilme für die Rosa von Praunheim Filmproduktion gedreht. Darunter ist ein Porträt über den Künstler Sin with Sebastian. Die Kurzfilme wurden 2012 auf der Viennale gezeigt.

Sein Dokumentarfilm Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben (Co-Regie: Max Taubert) über Zwangsgedanken hatte im Wettbewerb des Filmfestivals Max-Ophüls-Preis 2014 Uraufführung. Danach lief die Dokumentation auf internationalen Filmfestivals, im Kino und im TV. Die Berliner Psychotherapeutenkammer lobte den Film als einen bemerkenswerten Beitrag zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Die Deutsche Gesellschaft Zwangserkrankungen bezeichnete Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben als den ersten Film, dem es gelungen ist, das Innenleben eines Zwangserkrankten anschaulich darzustellen. Sechting ist selber von einer Zwangsstörung betroffen.[1] Im Oktober 2016 wurde er in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen gewählt. 2017 war Sechting als Betroffenenvertreter beim Weltpsychiatriekongress in Berlin geladen.[2] Außerdem hat er an diversen TV- und Radiobeiträgen, Webvideos und Printmedien zum Thema Zwangsstörungen mitgewirkt.

Sechting schrieb seit 2011 über einige Jahre hinweg Textbeiträge für das Jahrbuch der Erotik Mein schwules Auge (konkursbuch Verlag).[3][4] Außerdem erscheint er in den Büchern Des Wahnsinns fette Beute (rororo) von Hella von Sinnen und Cornelia Scheel,[5], Paare mit Paketen (Balance Buch + Medien Verlag) von Karen-Susan Fessel sowie in verschiedenen Büchern von Rosa von Praunheim, u. a. in Wie werde ich reich und berühmt? (2017), das Sechting gewidmet ist.[6] Auch als Bühnenfigur taucht Sechting in von Praunheims Theaterstück Jeder Idiot hat eine Oma, nur ich nicht auf; das Lied Je t'aime – immer mehr ist ihm gewidmet. Sechting wirkte 2015 als Protagonist in dem italienischen Dokumentarfilm Welcome Home über das queere Wohnhaus Lebensort Vielfalt in Berlin mit.[7]

Seine Autobiografie Der Zahlendieb – Mein Leben mit Zwangsstörungen (Co-Autorin: Karen-Susan Fessel) erschien 2017 im Balance Buch + Medien Verlag. Im Juni 2020 folgte sein Kinderbuch Frederic, der Zahlenprinz im riva Verlag, das er zusammen mit Eva Hidalgo als Illustratorin gemacht hat. Es ist das erste deutsche Kinderbuch zum Thema Zwangsstörungen.[8]

Nebenberuflich arbeitet er als Diplom-Sozialpädagoge beim Netzwerk Anders Altern der Schwulenberatung Berlin, das 2016 für den Deutschen Alterspreis nominiert wurde. Davor als Streetworker bei dem Stricherprojekt subway (Hilfe für Jungs e. V.) für Jungen, die anschaffen.

Er wohnt mit seinem Lebensgefährten in Berlin.

Filme

Bücher

Gastauftritte in Filmen

Als TV-Gast

Auszeichnungen

  • 2014: Nominierung für Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben als bester Dokumentarfilm beim Max-Ophüls-Preis.
  • 2014: Nominierung für Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben als bester Dokumentarfilm beim Achtung Berlin-new berlin film award.
  • 2015: Filmpreis der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen für Wie ich lernte, die Zahlen zu lieben.

Einzelnachweise

  1. Mira Fricke: Angst vor Zahlen, Farben, Namen: Wenn Zwänge die Gedanken dirigieren. In: Spiegel Online. 4. Juli 2016, abgerufen am 5. August 2016.
  2. WPA Congress 2017. In: wpaberlin2017.com. Abgerufen am 29. Oktober 2017 (englisch).
  3. Rezension zu Mein schwules Auge 8 (2011)
  4. Rezension zu Mein schwules Auge 9 (2012)
  5. Des Wahnsinns fette Beute. In: rowohlt.de.
  6. Rosa von Praunheim im Martin Schmitz Verlag.
  7. Welcome Home. Queeres Filmfest Verona, abgerufen am 2. September 2018.
  8. Frederic, der Zahlenprinz. riva Verlag, abgerufen am 16. Juni 2020.
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