Cornelia Scheel
Cornelia Maria Barbara Eleonore Scheel (* 28. März 1963 in München; gebürtig Cornelia Maria Barbara Eleonore Wirtz) ist eine deutsche LGBT-Aktivistin und Autorin. 2017 übernahm sie von Dagmar Schipanski den Vorsitz des Fördervereins „Mildred-Scheel-Kreis“ der Stiftung Deutsche Krebshilfe.[1]
Leben
Cornelia Scheel ist die Tochter der Ärztin und späteren Gründerin der Deutschen Krebshilfe[2] Mildred Scheel geb. Wirtz und des Filmregisseurs Robert Adolf Stemmle. Die ersten zwei Lebensjahre verbrachte sie in einem Kinderheim.[3] Danach zog Mildred ihre Tochter alleine groß. Nach der Heirat ihrer Mutter mit dem späteren Bundespräsidenten Walter Scheel im Jahr 1969 wurde sie von diesem adoptiert und erhielt damit dessen Familiennamen. Sie besuchte das Nicolaus-Cusanus-Gymnasium in Bonn. Mitte der 1970er-Jahre wirkte sie zugunsten der 1974 von ihrer Mutter gegründeten Deutschen Krebshilfe als Kindersprecherin an dem Hörspiel Michael und die Tredizianer mit.[4] Scheel machte Abitur und studierte fünf Semester Medizin in Innsbruck.[5]
Nach dem Studium arbeitete sie drei Jahre lang für die Deutsche Krebshilfe, deren Präsidentin ihre Mutter von 1979 bis zu ihrem Tod 1985 gewesen war. Hier kümmerte sich Cornelia Scheel besonders um die Belange der Kinderkrebshilfe mit dem Schwerpunkt Öffentlichkeitsarbeit. Nachdem sie im Januar 1991 gemeinsam mit Hella von Sinnen beim Bundespresseball in Bonn erschienen war und damit ihre Beziehung bekannt gemacht hatte, wurde sie von der Geschäftsführung der Deutschen Krebshilfe von der Öffentlichkeitsarbeit entbunden, da die Organisation den Verlust von Spenden befürchtete. Scheel beendete daraufhin ihr Arbeitsverhältnis bei der Deutschen Krebshilfe, blieb aber mit dem Lebenswerk ihrer Mutter verbunden.[6] Seit 2009 engagiert sich Cornelia Scheel wieder für die Arbeit der Deutschen Krebshilfe im Kampf gegen die Volkskrankheit Krebs.[7] Im September 2015 forderte sie zusammen mit deren Präsidenten Fritz Pleitgen und ihrer Schwester die Zuschauer der Carmen Nebel Spenden-Gala zu Gunsten der Deutschen Krebshilfe zum Spenden auf.[8] 2016 bekräftigte Scheel öffentlich ihre Solidarität mit dem Lebenswerk ihrer Mutter durch die Teilnahme mit der Führungsspitze der Deutschen Krebshilfe an der ZDF-Benefiz-Gala Willkommen bei Carmen Nebel.[9]
1998 gründete Scheel gemeinsam mit Hella von Sinnen das Unternehmen Komikzentrum GmbH, das unter anderem Texte von Sinnens produziert.[10] 2002 war das Paar einige Monate getrennt,[11] lebte aber seit August desselben Jahres wieder zusammen in Köln.[12] Im November 2015 gab Scheel bekannt, dass die Beziehung seit 2014 nicht mehr bestehe.[13] Ende Oktober 2015 erschien ihr Buch Mildred Scheel – Erinnerungen an meine Mutter, in dem sie 30 Jahre nach Mildred Scheels Tod ihre Erinnerungen an ihre Mutter niedergeschrieben hat.[14]
Im Dezember 2017 ernannte die Deutsche Krebshilfe Cornelia Scheel zur neuen Vorsitzenden ihres Fördervereins Mildred-Scheel-Kreis.
Sozialpolitische Aktivitäten
Gemeinsam mit von Sinnen nahm Scheel an der Aktion Standesamt des damaligen Schwulenverbands in Deutschland (SVD; heute Lesben- und Schwulenverband in Deutschland, LSVD) teil. Am 26. Mai 1992 bestellten sie in Köln das Aufgebot. Beide verkündeten, bei einer Nichtanerkennung bis vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen.[15] Daraufhin riefen sowohl der SVD als auch die zunächst skeptischen Schwulen Juristen, die eigentlich die Zeit für noch nicht reif für die gleichgeschlechtliche Ehe hielten und daher lieber noch abgewartet hätten, um eine größere Anzahl zur Klageerhebung bewegen zu können, eine deutschlandweite Aktion aus, die sich Aktion Standesamt nannte. So stellten Scheel und von Sinnen sowie 250 andere homosexuelle Paare am 19. August 1992 in mehr als 50 deutschen Städten gleichzeitig einen Antrag auf eine Trauung. Dies wurde entsprechend der Gesetzeslage abgelehnt, die Klagen vor dem Verfassungsgericht wurden nicht angenommen.[16] Aus diesem Engagement heraus entstand das zusammen mit der deutschen Band Rosenstolz produzierte Lied Ja, ich will, in dessen Video von Sinnen und Scheel mitwirkten.
Veröffentlichungen
- gemeinsam mit Hella von Sinnen: Des Wahnsinns fette Beute. Rowohlt, 2011, ISBN 978-3-499-62763-7.
- Mildred Scheel: Erinnerungen an meine Mutter. Rowohlt Reinbek, 2015, ISBN 978-3-498-06087-9.
- Übersetzung mit Hella von Sinnen und Monika Salchert: Simpsons Mundart: Bd. 5: Die Simpsons auf Kölsch. Panini Verlags GmbH, 2016, ISBN 978-3-957-98611-5.
- "Wie ist das mit dem Krebs", Einführung Cornelia Scheel für das Kindersachbuch von Ärztin Sarah Roxana Herlofsen. Illustration Dagmar Geisler. Gabriel Verlag, 2018, ISBN 978-3-522-30504-4.
- Übersetzung mit Hella von Sinnen und Vera Kettenbach: Asterix Mundart Kölsch IV: Asterix kütt nohm Kommiss. Egmont Comic Collection, 2020, ISBN 978-3-770-44115-0.
- Übersetzung mit Hella von Sinnen und Vera Kettenbach: Asterix Mundart Kölsch V: Et Baasjezänks. Egmont Comic Collection, 2022, ISBN 978-3-770-40193-2.
Auszeichnungen (Auswahl)
- Rosa Courage Preis, Osnabrück (gemeinsam mit Hella von Sinnen)[17]
Weblinks
- Cornelia Scheel in der Internet Movie Database (englisch)
- Offizielle Website von Cornelia Scheel
- Profil Cornelia Scheel auf Rowohlt.de
- Rosa-Courage-Preis für Hella von Sinnen und Cornelia Scheel. Queer.de
Einzelnachweise
- Cornelia Scheel ist zukünftige Mitstreiterin auf krebshilfe.de
- Dr. Mildred Scheel. In: krebshilfe.de. Abgerufen am 22. März 2016.
- Petra Pluwatsch: Cornelia Scheel setzt ihrer Mutter ein Denkmal. In: Kölner Stadt-Anzeiger vom 26. Oktober 2015 (abgerufen am 28. Oktober 2015).
- Ariola: Michael und die Tredizianer. (Nicht mehr online verfügbar.) Hörspiellobby, ehemals im Original; abgerufen am 3. Juli 2010. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Cornelia Scheel. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1983 (online).
- Viola Roggenkamp: Das darf nicht sein. In: Die Zeit, Nr. 7/1991.
- Archiv Meldungen Einzelansicht. In: www.krebshilfe.de. Abgerufen am 22. März 2016.
- Ein toller Abend mit Carmen Nebel & Show-Legenden – Schlager.de. In: Schlager.de. Abgerufen am 22. März 2016.
- 3.095.000 Euro für die gute Sache (Memento vom 3. Dezember 2016 im Internet Archive) auf zdf.de, abgerufen am 7. Oktober 2016
- Komikzentrum bei comcologne.de
- Von Sinnen trennt sich von Scheel auf morgenpost.de
- 18. Jahrestag-Bericht auf express.de
- spiegel.de 11. November 2015: Beziehungs-Aus nach 25 Jahren auf spiegel.de
- Mildred Scheel – Erinnerungen an meine Mutter, Rowohlt
- Pech und Schwefel. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1992 (online).
- Hella von Sinnen. In: Der Spiegel. Nr. 42, 1993 (online).
- Rosa-Courage-Preis für Hella von Sinnen und Cornelia Scheel. Queer.de