Nachtcafé (Talkshow)
Das Nachtcafé (eigene Schreibweise: NACHTCAFÉ) ist eine Talkshow im SWR Fernsehen. Die Sendung erreicht bundesweit bis zu einer Million Zuschauer.[1] Sendezeit ist Freitagabend, 22:00 Uhr. Seit dem 28. April 2020 ist das Nachtcafé Teil der Talkreihe TALK am Dienstag, die wöchentlich im Wechsel mit der NDR Talk Show, 3 nach 9, Club 1 und dem Kölner Treff um 22:50 Uhr im Ersten ausgestrahlt wird.[2]
Fernsehsendung | |
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Originaltitel | NACHTCAFÉ |
Produktionsland | Deutschland |
Erscheinungsjahr | seit 1987 |
Länge | 90 Minuten |
Ausstrahlungs- turnus |
wöchentlich |
Genre | Talkshow |
Regie | Michael Maschke, Wolfgang Rommel, Karsten Frings, Christian Kapp |
Moderation | Michael Steinbrecher (seit 2015) |
Erstausstrahlung | 14. Februar 1987 auf Südwest 3 |
Moderatoren
Die Sendung wurde seit ihrer ersten Folge vom 14. Februar 1987 von Wieland Backes moderiert. In insgesamt 706 Folgen begrüßte Backes über 5000 Gäste. Am 29. Januar 2014 gab Backes bekannt, dass er die Sendung Ende 2014 abgeben wird. Diese Ankündigung fand durch ein exklusives Interview mit der Stuttgarter Zeitung statt. Backes betonte darin, den Zeitpunkt für seinen Abschied vom Nachtcafé selbst wählen zu wollen, weshalb er sich „auf der Höhe des Erfolges“ zu diesem Schritt entschlossen habe.[3] Seine letzte Ausgabe moderierte er am 12. Dezember 2014. In dieser Sendung mit dem Titel „Happy End“ waren unter anderem der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Entertainer Harald Schmidt und die Sängerin und Schauspielerin Ute Lemper zu Gast. Backes moderierte bis 2019 weiterhin die Rateshow Ich trage einen großen Namen, die ebenfalls im SWR-Fernsehen ausgestrahlt wird.
Seit Januar 2015 moderiert Michael Steinbrecher als Backes’ Nachfolger die Sendung. Bereits 1987 startete Steinbrecher seine Karriere als Fernsehmoderator im Talkshow-Bereich. Insgesamt rund fünf Jahre lang moderierte er zunächst den Jugendtalk Doppelpunkt im ZDF. Anschließend wechselte der gebürtige Dortmunder zum Aktuellen Sportstudio (ebenfalls im ZDF), das er von 1992 bis 2013 moderierte. Steinbrecher hat außerdem eine Professur für Fernseh- und crossmedialen Journalismus an der Technischen Universität Dortmund inne. Der Wechsel des Moderators wurde von Publikum und Kritikern weitestgehend positiv aufgenommen. Die Stuttgarter Zeitung bezeichnete Steinbrecher als „behutsamen Erneuerer“.[4]
Örtlichkeit
Aufgezeichnet wurde die Talkshow anfangs im Schloss Favorite in Ludwigsburg. Das Gebäude wurde zwischen 1717 und 1723 als kleines Lust- und Jagdschloss in Sichtweite des barocken Residenzschlosses errichtet. Seit 2015 wird das Nachtcafé aus dem alten E-Werk in Baden-Baden gesendet, in dem auch die SWR-Talkshow Menschen der Woche produziert wurde. Das Gebäude wurde 1899 errichtet und später zu einem Studio umgebaut.
Konzept
Das Nachtcafé, begründet von Wieland Backes, war eine der ersten thematischen Talkshows im deutschen Fernsehen. Die Themen der Sendung kommen aus dem gesellschaftlichen Bereich; Schwerpunkte sind Familie, Beziehung, aber auch gesellschaftspolitische Fragen. Sechs bis acht Gäste werden sowohl einzeln befragt wie miteinander ins Gespräch gebracht. Prominente Gäste sprechen häufig über ein Thema, mit dem sie in der Öffentlichkeit nicht direkt in Verbindung gebracht werden. Zu ihnen zählten unter anderem der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer, Schauspielerinnen wie Iris Berben und Ruth Maria Kubitschek oder Publizisten wie Hellmuth Karasek und Henryk M. Broder. Prominente und unbekannte Menschen nehmen im Nachtcafé gleichberechtigt an der Gesprächsrunde teil und tauschen ihre Standpunkte zum besprochenen Thema aus. Bei Letzteren handelt es sich um eigenrecherchierte Geschichten von Menschen, die zu einem großen Teil zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen und zu hören sind. In der Regel befindet sich auch ein Experte in der Gesprächsrunde, der beispielsweise mit wissenschaftlichem Hintergrundwissen zur Diskussion beitragen kann. Darüber hinaus gibt es kurze Einspielfilme und Fotos zu einzelnen Gästen oder als inhaltlicher Impuls für die Diskussionsrunde.
Bis Dezember 2014 begann jede Ausgabe des Nachtcafés zunächst mit einem sogenannten „Bargespräch“. Dieses bestand aus einem Einzelinterview mit einem Gast, der in der Regel später nicht in der Gesprächsrunde saß, und diente zur Einführung des jeweiligen Sendungsthemas. Mit dem Moderatorenwechsel und dem Umzug in ein neues Studio Anfang 2015 entfiel dieses Element. Stattdessen werden Einzelinterviews zu verschiedenen Zeitpunkten einer Nachtcafé-Sendung eingewoben. Außerdem werden teilweise Gesprächsgäste erst später in die Gesprächsrunde hereingeholt. Der aktuelle Moderator Michael Steinbrecher äußerte sich in mehreren Interviews dazu, dass zukünftig auch Gesprächsrunden denkbar seien, in denen bewusst weniger Talkgäste als üblich eingeladen werden, um ihre Geschichten tiefgehender und ausführlicher besprechen zu können. Außerdem sei vorstellbar, das Nachtcafé über die 90-minütige Sendezeit hinaus zu einem Anlaufpunkt für die Zuschauer zu machen.[5] So bietet die Redaktion der Sendung auch Hintergrundinformationen zum jeweiligen Sendungsthema auf der Homepage des Nachtcafés an.[6] Darüber hinaus setze die Sendung seit 2015 stärker auf Aktualität, um mit der Auswahl der Themen nahe am Tagesgeschehen zu sein. Exemplarisch hierfür steht die Folge „Aus dem Leben gerissen“ vom 27. März 2015 anlässlich des Absturzes eines Germanwings-Flugzeugs in den französischen Alpen wenige Tage zuvor. Die Sendung thematisierte die Schicksale von Menschen, die ebenfalls durch ein Unglück in Lebensgefahr gerieten oder Angehörige verloren. Die Sendung entstand innerhalb von 48 Stunden.
Trivia
Es gehörte zu Wieland Backes’ Eigenschaften als Nachtcafé-Moderator, dass er jede Ausgabe mit einem zum Thema passenden Zitat, meist eines Schriftstellers oder Philosophen, beschloss. Diese wurden auch in gesammelter Form in zwei Bänden als Buch veröffentlicht.
In Wieland Backes’ letzter Nachtcafé-Ausgabe „Happy End“ hatte neben den angekündigten Talkgästen auch der Regisseur Dieter Wedel einen Überraschungsauftritt. Wedel war 1999 in einer Sendung zum Thema „Seitensprünge“ zu Gast und verließ die Sendung erbost, nachdem er von einem anderen Gast der Runde auf sein Privatleben angesprochen wurde.
Michael Steinbrechers erstes Fernsehformat Doppelpunkt im ZDF startete im selben Jahr wie das Nachtcafé mit Wieland Backes.
Auszeichnungen
Wieland Backes erhielt für einzelne Sendungen des Nachtcafés folgende Auszeichnungen:
- 1987 Löwen-Journalistenpreis für das Nachtcafé Spieler
- 2005 Diakonie Journalistenpreis in der Kategorie „Fernsehen“ für das Nachtcafé Leben mit dem Tod
- 2013 Deutscher Medienpreis Depressionshilfe
Kritiken
Wieland Backes ist durch seine Talkshow Nachtcafé laut der Wochenzeitung Die Zeit (vom 31. Mai 2000) zum „ungekrönten König des Niveau-Talks“ geworden.[1]
Literatur
- Wieland Backes: Geschichten aus dem Nachtcafé. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 978-3898500722.
- Wieland Backes: Das Nachtcafé-Zitatebuch. Hohenheim-Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3898501941.
- Michael Steinbrecher: Nachtcafé: Wendepunkte – Wenn plötzlich alles anders wird. Klöpfer & Meyer Verlag, Tübingen 2017, ISBN 978-3-86351-428-0.
- Sabine Hipp: Analyse eines deutschen Talkshow-Klassikers (AM06): Entstehung, Entwicklung und Erfolg der SWR-Sendung Nachtcafé. 2006 (Hochschulschrift)
Weblinks
- Internetpräsenz der Sendung beim SWR mit Prominentenzitaten und Presseecho
- Nachtcafé in der Internet Movie Database (englisch)
- Nachtcafé auf fernsehserien.de
- Wolfgang Röhl: Kritische Anmerkungen anlässlich der 500. Sendung Stern
- FAZ.net: Interview mit Backes (Dezember 2014)
Einzelnachweise
- Das Nachtcafé: Ein Talk-Klassiker. auf 3sat.de
- "Nachtcafé" – TALK am Dienstag – ARD. Abgerufen am 23. Dezember 2019.
- Joachim Dorfs: Auf der Höhe des Erfolgs. In: Stuttgarter Zeitung, 29. Januar 2014, Interview; abgerufen am 27. November 2015.
- Ariane Holzhausen: Interview mit Michael Steinbrecher. In: Stuttgarter Zeitung, 10. September 2015, Interview; abgerufen am 27. November 2015.
- derwesten.de: Michael Steinbrecher – Deshalb reformiert er das Nachtcafé Interview; abgerufen am 1. Dezember 2015.
- Internetpräsenz der Sendung auf der Homepage des SWR, abgerufen am 1. Dezember 2015.