Olivenza
Olivenza (portugiesisch Olivença [oli'vẽsɐ]) ist eine spanische Stadt in der Provinz Badajoz in der Autonomen Gemeinschaft Extremadura. Sie liegt am Guadiana in der Nähe der Grenze zu Portugal ungefähr 25 km von Badajoz entfernt und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Comarca Olivenza. Olivenza hat 11.963 Einwohner (Stand: 1. Januar 2019) und eine Fläche von 430,1 km².
Olivenza | |||
---|---|---|---|
Wappen | Karte von Spanien | ||
Basisdaten | |||
Autonome Gemeinschaft: | Extremadura | ||
Provinz: | Badajoz | ||
Comarca: | Llanos de Olivenza | ||
Koordinaten | 38° 41′ N, 7° 6′ W | ||
Höhe: | 269 msnm | ||
Fläche: | 430,1 km² | ||
Einwohner: | 11.963 (1. Jan. 2019)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 27,81 Einw./km² | ||
Postleitzahl: | E-06100 | ||
Gemeindenummer (INE): | 06095 | ||
Verwaltung | |||
Bürgermeister: | Manuel Cayado Rodrígue (PSOE) | ||
Website: | www.ayuntamientodeolivenza.com | ||
Lage der Stadt | |||
Provinz Badajoz |
Portugiesisch in Olivenza
Ende des 19. Jahrhunderts waren dem Linguisten Leite de Vasconcelos zufolge die Einwohner der Stadt zweisprachig. In den entfernteren Dörfern sprach man jedoch nur Portugiesisch. In den 1960er Jahren waren auch diese zweisprachig geworden. Bis in die 1940er Jahre hinein sprach die Mehrzahl der Bewohner den lokalen portugiesischen Dialekt. Heute ist dieser allerdings nahezu ausgestorben.
Hoheitsfrage
Vom Vertrag von Alcañices im Jahr 1297 an, in dem Kastilien Olivenza an Portugal abtrat, und bis ins Jahr 1801, als es im Orangen-Krieg von spanischen Truppen besetzt wurde, stand das Gebiet unter portugiesischer Oberhoheit. Im selben Jahr wurde es im Frieden von Badajoz an Spanien abgetreten. Spaniens Standpunkt ist, dass dieser Vertrag noch immer gültig sei und Olivenza somit de jure spanisches Territorium.
Portugal reklamiert Olivenza de jure für sich, da der Vertrag durch den Bruch eines in ihm festgelegten Artikels durch Spanien ungültig geworden sei. Dies sei eingetreten, als Spanien 1807 während der Napoleonischen Kriege Portugal angegriffen habe. Weiterhin führt Portugal Artikel 105 des Wiener Kongresses von 1815 ins Feld, den Spanien 1817 unterzeichnet hatte. In ihm steht, dass die Siegermächte „danach streben, mit mächtigstem versöhnlichem Bemühen Olivenza wieder unter portugiesische Hoheit zu stellen“. Sprich, die Grenzen zwischen beiden Ländern in der Gegend um Olivenza sollten wie 1297 im Vertrag von Alcañices festgelegt verlaufen. Spanien interpretiert den Artikel 105 als nicht zwingend bezüglich der Rückgabe Olivenzas an Portugal, also sei der Friede von Badajoz weiterhin maßgebend.
Portugal hat nach dem Wiener Kongress nie förmlich Anspruch auf Olivenza erhoben, allerdings auch niemals die spanischen Ansprüche anerkannt. Der Guia de Portugal, herausgegeben in den 1920ern unter der Ägide des republikanischen Publizisten Raul Proença, bezeichnet das Dorf als „heute zu Spanien gehörend, aber portugiesische Erde durch seine Geschichte“.[2]
Trotz der offensichtlichen Widersprüche im internationalen Hoheitsrecht über die sogenannte „Olivenza-Frage“ verursacht das Thema keine Reibungen zwischen den beiden iberischen Staaten. Dem jährlichen Bericht des US-amerikanischen Nachrichtendienstes CIA über friedliche Hoheitsdispute 2003 widersprach das portugiesische Außenministerium mit der Erklärung, der Rechtsstreit befinde sich seit dem Wiener Kongress von 1815 „eingefroren“ und es gebe kein nennenswertes Interesse der beiden Regierungen, den Status quo zu ändern.[3][4]
Die Frage ist für die Zusammenarbeit und das Leben der Bewohner in Extremadura und Alentejo nicht alltagsrelevant. Wie in der übrigen Breite der meist bevölkerungs- und strukturschwachen luso-spanischen Grenzgebieten ist unbürokratische gemeinsame, grenzübergreifende Zusammenarbeit der Kommunalpolitik und übrigen Behörden gängig und eine sehr gut funktionierende Verwaltungspraxis. Olivenza und die Nachbarbezirke auf spanischer Seite La Codosera, Alburquerque, Badajoz, sowie auf portugiesischer Seite Arronches, Campo Maior, Estremoz, Portalegre und Elvas einigten sich 2008 auf die Gründung einer zukünftigen öffentlich-rechtlichen kommunalen Europaregion ExtremAlentejo. Es herrscht öffentlicher Druck von Seiten der örtlichen Gemeinden, Regionen und Verbände auf die jeweils übergeordnete Nationalpolitik, hierfür möglichst zügig Steuermittel verfügbar zu machen.[5][6]
Es gibt keine Untersuchungen unter der Bevölkerung Olivenzas bezüglich ihrer Meinung zu dieser Angelegenheit, wenngleich die offizielle Internetpräsenz der Gemeinde die Ansprüche Portugals strikt ablehnt.[7] Der spanischen Öffentlichkeit ist der portugiesische Anspruch auf Olivenza weitgehend unbekannt – ganz im Gegensatz zum spanischen Anspruch auf Gibraltar oder Marokkos Anspruch auf Ceuta, Melilla und die Plazas de soberanía.
Andererseits stieg das Bewusstsein in Portugal bezüglich des Anspruches infolge der Öffentlichkeitsarbeit von Interessengruppen an.[8][9]
Söhne und Töchter der Stadt
- Pedro da Fonseca († 1422), portugiesischer Kardinal
- Paulo da Gama (1465–1499), portugiesischer Seefahrer, Bruder des Vasco da Gama
- Vicente Lusitano († nach 1561), portugiesischer Komponist und Musiktheoretiker der Renaissance
- Tomás Romero de Castilla (1833–1910), Theologe, Gründer des Archäologischen Museums von Badajoz
- Ventura Ledesma Abrantes (1883–1956), Gründer des Vereins Grupo dos Amigos de Olivença (dt.: Freundeskreis Olivenza)
- Guillermo Fernández Vara (* 1958), spanischer Politiker
- Jesús Perera (* 1980), spanischer Fußballspieler
Siehe auch
Einzelnachweise
- Cifras oficiales de población resultantes de la revisión del Padrón municipal a 1 de enero. Bevölkerungsstatistiken des Instituto Nacional de Estadística (Bevölkerungsfortschreibung).
- Guia de Portugal, Bd. 2, S. 450.
- Martins da Cruz Afirma Que a Questão de Olivença „Está Congelada“, 5. September 2003, auf der Webseite der „Freunde von Olivença“ im alentejanischen Heimatverein „Casa do Alentejo“ Lissabon (portugiesisch).
- Portugal desmiente a la CIA y niega que haya un conflicto por Olivenza (Memento vom 26. Juli 2011 im Internet Archive). In: El Periódico Extremadura, 5. September 2003 (spanisch).
- Europacto en la frontera hispano-lusa (Memento vom 26. Juli 2011 im Internet Archive). In: El Periódico Extremadura, 18. März 2008 (spanisch).
- Convénio e Estatutos da “Euro-Região ExtremAlentejo” assinado em Campo Maior auf der Webseite der Gemeindeverwaltung von Estremoz (portugiesisch), abgerufen am 15. Mai 2017.
- Darlegung der politischen Situation auf der Internetpräsenz von Olivenza
- „Grupo dos Amigos de Olivença“, abgerufen am 15. Mai 2017.
- http://www.oocities.org/capitolhill/2382/estjurid.htm
Weblinks
- Website der Gemeinde Olivenza
- Olivenza auf der Website der Verwaltung der Provinz Badajoz