Nun ist das Heil und die Kraft
Nun ist das Heil und die Kraft (BWV 50) ist ein Kantatensatz von Johann Sebastian Bach.
Bachkantate | |
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Nun ist das Heil und die Kraft | |
BWV: | 50 |
Anlass: | Michaelis |
Entstehungsjahr: | 1723 (?) |
Entstehungsort: | Leipzig |
Gattung: | Kantatensatz |
Solo: | – |
Chor: | SATB – SATB |
Instrumente: | 3Tr Ti 3Ob 2Vl Va Bc |
AD: | ca. 4 min |
Text | |
Offenbarung 12,10 | |
Liste der Bachkantaten |
Entstehung
Der doppelchörige Satz bildete vermutlich den Schlusssatz einer großen Kantate zum Michaelisfest. Als mögliches Datum der ersten Aufführung wird der 29. September 1723 vorgeschlagen, doch ist dies unsicher.
Ein Autograph Bachs ist nicht erhalten, allerdings findet sich in einer Abschrift der Partitur von der Hand Johann Philipp Kirnbergers der Name des Komponisten verzeichnet.
Thematik
Der Text „Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich und die Macht unsers Gottes seines Christus worden, weil der verworfen ist, der sie verklagete Tag und Nacht vor Gott“ ist in der lutherischen Liturgie einzig dem Michaelistag, dem Fest des Erzengels Michael und aller Engel, zugeordnet. Eine „Stimme im Himmel“ proklamiert damit das Ende des Kampfs zwischen Michael und dem Drachen und den Sieg des erhöhten Christus über die Mächte der Finsternis.
Besetzung
Besonderheiten
Das Stück ist ein doppelchöriger Satz, der vermutlich den Schlusschor einer Kantate zum Michaelistag bildete. Die Besetzung mit doppeltem Chor, Trompeten, Pauken, Oboen und Streichern erforderte einen großen Aufwand, der den eines regulären Gottesdienstes bei weitem überstieg,[1] es ist keine Kirchenkantate Bachs erhalten, in der ein Doppelchor vorkommt. Aus Bachs kirchenmusikalischem Schaffen sind lediglich zwei weitere doppelchörige Werke mit Orchester bekannt, die Matthäus-Passion und das Osanna aus der h-Moll-Messe. Nach neueren Untersuchungen wurde das Stück ursprünglich für einfachen Chor komponiert und später zur Doppelchörigkeit erweitert.[2]
Allerdings fand in der Zeit um den 29. September, den Michaelistag, in Leipzig die Herbstmesse (damals Michaelismesse genannt) statt, so dass beim Gottesdienst in der Thomaskirche an diesem Festtag sicherlich zahlreiche auswärtige Messebesucher anwesend waren und zu einem solchen Anlass eine aufwändige Kantatenaufführung angebracht erschien.
Das Kompositionsprinzip ist das einer Permutationsfuge, bei der innerhalb einer Fuge einzelne Motive auftreten, die beliebig gegeneinander vertauscht und versetzt werden können.[1] Das Hauptmotiv in D-Dur und im 3⁄4-Takt wird zu Beginn im Bass des ersten Chores colla parte mit dem Basso continuo vorgestellt, es umfasst sieben Takte. Sieben ist hier als Zahl der Vollkommenheit zu denken. Bei den Worten „Heil“, „Kraft“, „Reich“ und „Macht“ springt die Melodie jeweils auf die Terz, Quarte, Quinte und Oktave des Anfangstones. So entsteht ein stabiles Gebäude der konsonanten Intervalle. Zum Textabschnitt weil der verworfen ist wird dem ersten Thema ein gegenläufiges in figurierten Achtelbewegungen gegenübergestellt. Es folgen die übrigen Stimmen von Chor I, dann Chor II homophon mit der Umkehrung des Themas, bis nach Instrumenteneinsatz die musikalische Gestalt sich schließlich bis zu einer achtstimmigen Chorfuge mit teilweise obligaten Stimmen der Instrumente steigert.
Zweifel an der Urheberschaft
Joshua Rifkin bezweifelte im Jahr 2000 die Urheberschaft Johann Sebastian Bachs an diesem Chorstück.[3] Seine Schlussfolgerungen bleiben jedoch in der Musikwissenschaft umstritten.
Literatur
- Günther Zedler: Die erhaltenen Kirchenkantaten Johann Sebastian Bachs (Mühlhausen, Weimar, Leipzig I). Books on Demand, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8370-4401-0, S. 220–222.
- Klaus Hofmann: Bachs Doppelchor „Nun ist das Heil und die Kraft“ BWV 50. Neue Überlegungen zur Werkgeschichte. In: Bach-Jahrbuch 1994. Merseburger Verlag, Kassel 1994, S. 59–73.
Weblinks
- Nun ist das Heil und die Kraft, BWV 50: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- BWV 50 Nun ist das Heil und die Kraft Text, Aufbau und Besetzung auf der persönlichen Homepage von Walter F. Bischof bei der University of Alberta
Einzelnachweise
- Alfred Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. 2. Auflage 1975. Bärenreiter/dtv, ISBN 3-423-04081-5, S. 575
- Klaus Hofmann: Bachs Doppelchor „Nun ist das Heil und die Kraft“ BWV 50. Neue Überlegungen zur Werkgeschichte. In: Bach-Jahrbuch 1994. Merseburger Verlag, Kassel 1994, S. 59ff.
- Joshua Rifkin: Siegesjubel und Satzfehler. Zum Problem von „Nun ist das Heil und die Kraft“ (BWV 50). In: Bach-Jahrbuch 86 (2000), S. 67–86