Nordamerikanischer Ochsenfrosch
Der Nordamerikanische Ochsenfrosch (Lithobates catesbeianus, Syn.: Rana catesbeiana), auch Amerikanischer Ochsenfrosch genannt, ist eine ursprünglich nordamerikanische Amphibienart aus der Familie der Echten Frösche. Als durch den Menschen verbreitetes Neozoon kommt der große Frosch jedoch auch auf anderen Kontinenten vor.
Nordamerikanischer Ochsenfrosch | ||||||||||||
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Nordamerikanischer Ochsenfrosch (Lithobates catesbeianus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Lithobates catesbeianus | ||||||||||||
(Shaw, 1802) |
Merkmale
Der Nordamerikanische Ochsenfrosch ist ein besonders großer, kräftiger Froschlurch, der eine Kopf-Rumpf-Länge von bis zu 20 Zentimetern erreichen kann. Auffällig im Vergleich zu anderen Echten Fröschen ist auch sein großes Trommelfell, das bei Männchen den doppelten Augendurchmesser erreicht. Auf dem Rücken sind kleine Warzen verstreut. Die Rückenfarbe variiert zwischen olivgrün, grau und bräunlich, oft mit unregelmäßigen dunklen Flecken; der Kopf ist häufig hellgrün. Im Gegensatz zu europäischen Wasserfröschen (vergleiche Seefrosch, Kleiner Wasserfrosch, Teichfrosch) fehlen dem Ochsenfrosch Rückendrüsenleisten und ein mittiger Rückenstreifen sowie den Männchen paarige, seitliche Schallblasen. Die Bauchseite ist weißlich mit verwaschen grauer Fleckung oder Marmorierung, die Kehle cremefarben, bei männlichen Tieren gelblich. Die Männchen haben zur Paarungszeit dunkel pigmentierte Brunstschwielen. Ihre unpaare Schallblase ist kehlständig. Die damit erzeugten tiefen, grunzenden Einzellaute („brr-oam“) dienen als Balzrufe und sind weithin hörbar.
Fortpflanzung
Die Laichzeit des Ochsenfrosches korreliert mit Wassertemperaturen von mindestens 17 bis 21 °C; in den südlichen Vereinigten Staaten ist das meist von Februar bis Oktober der Fall. Die balzenden Männchen zeigen ein territoriales Verhalten gegenüber Konkurrenten. Die Umklammerung (Amplexus) verpaarter Tiere findet wie bei allen modernen Froschlurchen (Neobatrachia) axillar statt. Die Weibchen bringen große Laichballen aus 10.000 bis 25.000 dunklen Eiern hervor, die als Fladen an der Wasseroberfläche treiben. Die Entwicklung der Kaulquappen dauert am Nordrand ihres Verbreitungsgebietes mit bis zu drei Jahren extrem lange. In südlichen, warmen Regionen benötigen sie jedoch nur einige Monate bis zum Landgang.[1] Ältere Larven sind etwa 11 bis 14 Zentimeter groß, metamorphosierte Jungfrösche 2,5 bis 6 Zentimeter.
Lebensraum, Lebensweise und Verbreitung
Diese Art des Ochsenfrosches besiedelt Flussufer, Seen, größere Weiher und Teiche, aber auch Reisfelder. Eine dichte Ufer- und Unterwasservegetation wird bevorzugt. Ochsenfrösche sind überwiegend nachtaktiv. Zu ihrem Nahrungsspektrum gehören andere Amphibien, verschiedenste Insekten, Nackt- und Schnirkelschnecken, Schnegel sowie gelegentlich auch Küken verschiedener Wasservögel, außerdem Kleinsäuger und junge Wasserschlangen.
Ursprünglich kommt der Ochsenfrosch aus dem östlichen und mittleren Nordamerika (Vereinigte Staaten, Kanada, Mexiko). Im Westen der Vereinigten Staaten wurde er künstlich angesiedelt. Auch in vielen anderen Gegenden wurde die Art vom Menschen als Neozoon eingeführt, so auf Kuba, Puerto Rico, Jamaika, Hispaniola (Haiti, Dominikanische Republik), Hawaii, in Japan, China und Taiwan. Auch nach Europa wurde der große Frosch gebracht, unter anderem nach Großbritannien, Deutschland (siehe unten), in die Niederlande, nach Belgien, Frankreich, Griechenland und Italien.[2] Besonders in Italien konnte sich der Ochsenfrosch seit den 1930er-Jahren dauerhaft und größerflächig etablieren, namentlich in der Po-Ebene und um Rom. 2018 ist der Ochsenfrosch auch im Delta des spanischen Flusses Ebro aufgetaucht und wird dort seither bekämpft[3]. Es wurden vier ausgewachsene Frösche gefangen, die auch bereits Kaulquappen gezeugt haben.
Bedrohung als Neozoon
Bedingt durch ihre schiere Größe und die Tatsache, dass Ochsenfrösche alles fressen, was sie überwältigen können, stellen sie als Neozoon eine ernste Bedrohung als Prädator und Nahrungskonkurrent dar. Das gilt insbesondere für andere Amphibienarten, die die Lebensräume mit ihnen teilen. Die Ausbreitung in Europa wird dadurch gefördert, dass über den Tierhandel manchmal gezielt Kaulquappen angeboten werden, die für Gartenteiche gedacht sind, wo sie dann als Frösche aber nicht bleiben. In Deutschland haben sich besonders in den Altrheinauen der Oberrheinischen Tiefebene nennenswerte Populationen aufgebaut. Ungewöhnlich große Kaulquappen müssen allerdings nicht zwangsläufig vom Ochsenfrosch stammen: Auch die Knoblauchkröte, die Geburtshelferkröte und die verschiedenen Wasserfroscharten bringen sehr große Larven hervor. Erwachsene Tiere könnten vor allem mit älteren Exemplaren des Seefrosches verwechselt werden, bei denen eine Rückenlinie fehlen kann. Eine weitere Bedrohung für einheimische Amphibienarten kann in der Einschleppung des Chytridpilzes (Batrachochytridium dendrobatidis) bestehen, der für das weltweite Amphibiensterben mitverantwortlich gemacht wird.
Der Nordamerikanische Ochsenfrosch ist in die Liste der unerwünschten Arten für die Europäische Union aufgenommen worden.[4]
Einzelnachweise
- Amphibiaweb.org (Zugriff am 31. Dezember 2007)
- Darrel R. Frost: Lithobates catesbeianus (Shaw, 1802). Amphibian Species of the World: An Online Reference. Version 6.1. Electronic Database accessible at American Museum of Natural History, New York 1998–2021. Abgerufen am 28. November 2021.
- Isabel Rubio: La rana toro, una de las especies invasoras más agresivas, se reproduce por primera vez en España. In: El País. 3. August 2018, ISSN 1134-6582 (elpais.com [abgerufen am 9. August 2018]).
- Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung (List of Invasive Alien Species of Union Concern) (PDF) abgerufen am 15. Juli 2016
Literatur
- Matthew C. Fisher, Trenton W. J. Garner: The relationship between the introduction of Batrachochytrium dendrobatidis, the international trade in amphibians and introduced amphibian species. In: Fungal Biology Reviews. Bd. 21, Nr. 1, 2007, ISSN 1749-4613, S. 2–9, doi:10.1016/j.fbr.2007.02.002.
- Hubert Laufer: Zum Beutespektrum einer Population von Ochsenfröschen nördlich von Karlsruhe. In: Faunistische Abhandlungen. 25, 2004, ISSN 0375-2135, S. 139–150, (Digitalisat).
- Arnold Linke: Die erste Ochsenfroschfarm Europas in der Lüneburger Heide. In: Heimatkalender. Jahrbuch für die Lüneburger Heide. 2005, ISSN 0945-4942, S. 128–130.
- Andreas Nöllert, Christel Nöllert: Die Amphibien Europas. Bestimmung, Gefährdung, Schutz. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1992, ISBN 3-440-06340-2.
Weblinks
- Darrel R. Frost: Lithobates catesbeianus (Shaw, 1802). Amphibian Species of the World: An Online Reference. Version 6.1. Electronic Database accessible at American Museum of Natural History, New York 1998–2021. Abgerufen am 28. November 2021.
- Kurzvideo mit einem rufenden Ochsenfrosch bei www.invasivespeciesinfo.gov (evtl. erscheinendes Popup-Fenster mit "no thanks" wegklicken!)
- Video eines kleinen Ochsenfrosches als Opfer einer Tigernatter (ab 3:20) und eines größeren Ochsenfrosches (ab 9:30)
- Fotos des Nordamerikanischen Ochsenfrosches bei www.herp.it
- Beschreibung der negativen Auswirkungen der künstlichen Ansiedlung des Ochsenfrosches
- Ein Text, der sich kritisch mit zu reißerischen Presseberichten über die „Fressmaschine Ochsenfrosch“ auseinandersetzt
- Lithobates catesbeianus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: G. Santos-Barrera et al., 2004. Abgerufen am 12. Mai 2006.