Niederasphe

Niederasphe i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Münchhausen i​m mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Niederasphe
Gemeinde Münchhausen
Höhe: 249 (249–280) m ü. NHN
Fläche: 13,95 km²[1]
Einwohner: 840 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 60 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1974
Postleitzahl: 35117
Vorwahl: 06423
Blick auf Niederasphe
Blick auf Niederasphe

Geographie

Geographische Lage

Niederasphe l​iegt in Nordhessen a​n den Südausläufern d​es Rothaargebirges u​nd dem Ederbergland. Der Ort l​iegt in d​er Nähe d​es Christenberges m​it 384 m ü. NN.

Nachbarorte

Geschichte

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung erfolgte unter dem Namen Asfo in einer Kurmainzer Urkunde aus dem Jahr 1108. Zwischen Ober- und Unterasphe wurde seit Ende des 13. Jahrhunderts unterschieden und war Folge der Teilung des Gerichts Asphe in den Langsdorfer Verträgen von 1263.[1]

Im 14. Jahrhundert w​urde eine Pfarrkirche i​m gotischen Stil errichtet. Im Jahre 1577 w​urde ein Burgsitz d​erer von Hatzfeld erwähnt. Von 1623 b​is 1624 wütete d​ie Pest. Im Jahre 1717 s​tarb das Geschlecht v​on Dersch aus; e​s kam z​u einem Wechsel d​es Patronatsrechts.

Das 1574 genannte Nieder-Simsthausen gehörte bereits s​eit 1577 z​ur Gemarkung Niederasphe.

Im Jahre 1821 grassierten d​ie Schwarzen Blattern. Im Jahre 1842 w​urde eine Schule gebaut. Von 1910 b​is 1914 w​urde in Niederasphe d​ie Flurbereinigung durchgeführt. Im Jahre 1922 erhielt d​er Ort elektrisches Licht. Die Wasserleitung w​urde von 1929 b​is 1934 gebaut. Im Jahre 1955 erhielt d​er Ort e​in Dorfgemeinschaftshaus, d​as erste i​m damaligen Landkreis Marburg.

Gebietsreform

Zum 1. Juli 1974 wurden i​m Zuge d​er hessischen Gebietsreform d​ie bis d​ahin selbständigen Gemeinden Münchhausen, Niederasphe, Simtshausen u​nd Wollmar s​owie der Ortsteil Oberasphe d​er Nachbarstadt Battenberg (Eder) i​m Landkreis Waldeck-Frankenberg k​raft Landesgesetz z​ur neuen Großgemeinde Münchhausen zusammengeschlossen.[3][4] Der Verwaltungssitz w​urde der Ortsteil Münchhausen. Für a​lle durch d​ie Gebietsreform i​n die Großgemeinde eingegliederten Gemeinden wurden Ortsbezirke m​it Ortsbeirat u​nd Ortsvorsteher n​ach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]

Im Jahre 1988 w​urde die Kläranlage eingeweiht.

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Niederasphe lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][6]

Gerichte seit 1821

Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. Der Kreis Marburg war für die Verwaltung und das Justizamt Wetter war als Gericht in erster Instanz für Niederasphe zuständig. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[11]

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Justizamt Wetter 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Wetter. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[12] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Wetter. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[13]

Auch mit dem Inkrafttreten des Gerichtsverfassungsgesetzes (GVG) 1877 blieb das Amtsgericht bestehen. 1943 wurde dass Amtsgericht Zweigstelle des Amtsgerichts Marburg und 1946 wurde auch die Zweigstelle geschlossen. Der Bezirk des Amtsgerichts Wetter ging im Bezirk des Amtsgerichts Marburg auf.

In d​er Bundesrepublik Deutschland s​ind die übergeordneten Instanzen d​as Landgericht Marburg, d​as Oberlandesgericht Frankfurt a​m Main s​owie der Bundesgerichtshof a​ls letzte Instanz.

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Niederasphe 840 Einwohner. Darunter waren 9 (= 1,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 138 Einwohner unter 18 Jahren, 339 zwischen 18 und 49, 198 zwischen 50 und 156 und 165 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 330 Haushalten. Davon waren 75 Singlehaushalte, 75 Paare ohne Kinder und 138 Paare mit Kindern, sowie 39 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 54 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 213 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[2]

Einwohnerzahlen

Alle Angaben einschließlich Untersimtshausen.

Quelle:Historisches Ortslexikon[1]
 1577:78 Hausgesesse
 1580:29 Ackerleute (29 Einläuftige)
 1630:53 Hausgesesse (3 dreispännige, 8 zweispännige, 15 einspännige Ackerleute, 27 Einläuftige).
 1681:44 hausgesessene Mannschaften.
 1747:80 Haushalte.
 1838:703 Einwohner (Familien;81 nutzungsberechtigte, 33 nicht nutzungsberechtigte Ortsbürger, 3 Beisassen)
Niederasphe: Einwohnerzahlen von 1789 bis 2019
Jahr  Einwohner
1789
 
463
1834
 
733
1840
 
753
1846
 
792
1852
 
841
1858
 
812
1864
 
790
1871
 
731
1875
 
770
1885
 
823
1895
 
778
1905
 
805
1910
 
813
1925
 
817
1939
 
836
1946
 
1.145
1950
 
1.095
1956
 
967
1961
 
965
1967
 
942
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
840
2019
 
800
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]

Religionszugehörigkeit

Quelle:Historisches Ortslexikon[1]
 1861:alle Einwohner evangelisch-lutherisch
 1885:822 evangelische (= 99,88 %), ein katholischer (= 0,12 %) Einwohner
 1961:897 evangelische (= 92,95 %), 68 katholische (= 7,05 %) Einwohner

Erwerbstätigkeit

Quelle:Historisches Ortslexikon[1]
 1789:Erwerbspersonen: 2 Grobschmiede, 4 Schreiner, 1 Wirt, 2 auswärtig beschäftigte Müller, 29 Leineweber, 1 Tagelöhner.
 1838:Familien: 114 Ackerbau, 3 Gewerbe.
 1961:Erwerbspersonen: 345 Land- und Forstwirtschaft, 133 Produzierendes Gewerbe, 36 Handel und Verkehr, 52 Dienstleistungen und Sonstiges.

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

Einzelnachweise

  1. Niederasphe, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 70;.
  3. Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 2 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 403.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 79 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Münchhausen, abgerufen im Juli 2021.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  7. Georg Landau: Beschreibung des Kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 389 (online bei HathiTrust’s digital library).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Wetter anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 123 f. (online bei Google Books).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  11. Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  12. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  13. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
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