Nick Mason
Nick Mason CBE (eigentlich Nicholas Berkeley Mason; * 27. Januar 1944 in Birmingham) ist ein britischer Musiker. Bekanntheit erlangte er als Gründungsmitglied und Schlagzeuger der Rockgruppe Pink Floyd. Er ist das einzige Bandmitglied, das auf allen Alben der Band vertreten ist.
Biografie
Nick Mason ist der Sohn des Dokumentarfilmers Bill Mason (1915–2002).[1] Er wuchs an der Downshire Hill in Londons exklusivem Hampstead-Distrikt auf. Seine Schulausbildung erhielt er im Frensham Heights Internat. Zu dieser Zeit nahm er Klavier- und Geigenunterricht. Später widmete er sich mehr und mehr dem Schlagzeug. Nach seiner Internatszeit schrieb er sich für ein Architekturstudium am Regent-Street-Polytechnikum ein, wo er Roger Waters und Rick Wright kennenlernte. Zusammen mit ihnen gründete er 1965 die Gruppe The Abdabs, woraus nach Beitritt von Syd Barrett 1965/1966 Pink Floyd hervorging.
Obwohl er nie ein Virtuose auf dem Schlagzeug war, hinterließ sein eigenständiger Stil eindeutige Spuren in der Musik von Pink Floyd. Mason nutzte häufig die Tomtoms seines Schlagzeugs. Er verwendete auch Gongs und Standpauken.
In Stücken wie Set the Controls for the Heart of the Sun war sein Spiel tragend. Bei Obscured by Clouds wurde sein Schlagzeugsound elektronisch unterstützt, wodurch der Klang dem einer Rhythmusbox ähnelte. Ein weiterer Höhepunkt ist die Anfangssequenz von Time. Das 23-minütige Echoes zeigt die songdienliche Seite seiner Spielweise und seinen Sinn für musikalische Atmosphäre. Straffe geradlinige Groovemuster wie im Mittelteil wechseln sich mit fragilen, ausschließlich auf den Becken ausgeführten Rhythmusfiguren ab, wie sie den sakral wirkenden Orgelteil in der zweiten Hälfte beherrschen. Das 1977 erschienene Pink-Floyd-Album Animals gilt als weiterer Höhepunkt. Die Drumparts auf diesem Album sind so eingängig, dass Graham Broad, der Schlagzeuger von Roger Waters’ Bleeding Heart Band, auf der In the Flesh-Tour von Waters die Schlagzeugpassagen des Stücks Dogs (vom Animals-Album) originalgetreu nachspielte.
Auch als Produzent trat Nick Mason in den 1970er Jahren hervor. So produzierte er die Alben der englischen Folk-Pantomimen-Truppe Principal Edwards Magic Theatre ebenso wie die LP Rock Bottom des ehemaligen Soft-Machine-Trommlers Robert Wyatt. Er arbeitete auch mit den englisch-französischen Soft-Machine-Ablegern Gong und später auch mit deren Ex-Gitarristen Steve Hillage zusammen. Auch die englischen Punk-Pioniere The Damned nahmen seine Produzenten-Dienste in Anspruch.
Nachdem Mason und Roger Waters, die früher befreundet waren, seit dem Ausstieg von Waters aus der Gruppe Pink Floyd kaum noch miteinander gesprochen hatten, trafen sich beide im Jahr 2000 zufällig bei einem Urlaub in der Südsee. In der folgenden Zeit erneuerten beide ihre Freundschaft, und Mason ist seither auch mehrere Male als Gastschlagzeuger bei Konzerten von Roger Waters aufgetreten.
Im Oktober 2004 wurde Masons Buch Inside Out. A Personal History of Pink Floyd veröffentlicht. Während Mason davon spricht, dass dieses Buch eine sehr subjektive Darstellung von Ereignissen rund um Pink Floyd ist, gilt es unter Kritikern als humorvolle Darstellung der Geschichte einer Band.
Die Band spielte anlässlich des Londoner Live 8-Konzerts im Juli 2005 erstmals seit über zehn Jahren auf einer Bühne – mit dabei war auch Roger Waters, womit zum ersten Mal seit 1981 wieder die sogenannte „klassische“ Besetzung zusammen spielte. Mason zeigte sich daraufhin, wie auch Waters, wiederholt interessiert an weiteren Pink-Floyd-Aktivitäten. Gilmour hingegen lehnte ein solches Ansinnen ab, wollte jedoch weitere gemeinsame Auftritte bei Benefiz-Veranstaltungen nicht ausschließen.
Bei den Aufnahmen des Albums A Momentary Lapse of Reason hatte sich Mason als Schlagzeuger teilweise von renommierten Studio-Trommlern wie Jim Keltner und Carmine Appice vertreten lassen – durch die lange Pause von Pink Floyd hatte er seiner eigenen Einschätzung nach zu sehr an Spielpraxis verloren, um sämtliche Schlagzeugspuren selbst in befriedigender Weise einzuspielen. Mason spielte daher nur einen Teil der Schlagzeugaufnahmen ein und steuerte zudem, wie auch schon auf einigen vorangegangenen Floyd-Alben, Soundeffekte bei. Bereits auf dem letzten von Waters geprägten Album The Final Cut wurde er auf dem letzten Albumtitel Two Suns in the Sunset durch Andy Newmark ersetzt. Auf Tourneen ließ sich Mason fortan von namhaften Perkussionisten wie zum Beispiel Gary Wallis unterstützen. Erst auf der Tour zu dem 1994er Album The Division Bell (zu hören auf dem Live-Album Pulse) und zuletzt bei der einmaligen Wiedervereinigung der Band anlässlich des Live-8-Konzerts von Bob Geldof im Londoner Hyde Park spielte er wieder allein Schlagzeug.
Neben seinen Gastauftritten bei einigen von Waters’ Solo-Konzerten spielte Mason am 31. Mai 2006 (im Rahmen des Abschlusses der Solo-Tournee von David Gilmour, auf der Richard Wright zum Tour-Ensemble gehörte) sowie am 10. Mai 2007 (bei einem Gedenkkonzert für Syd Barrett) nochmals gemeinsam mit seinen beiden aktuellen Pink-Floyd-Kollegen.
Am 12. August 2012 interpretierte Mason zusammen mit Ed Sheeran, Richard Jones (The Feeling) und Mike Rutherford (Genesis) vor dem Millionenpublikum der Schlussfeier der Olympischen Sommerspiele 2012 in London den alten Pink-Floyd-Song „Wish You Were Here“.[2]
2018 ging er mit seiner Band Nick Mason's Saucerful of Secrets auf Tour; benannt ist die Band nach dem 50 Jahre vorher erschienenen A Saucerful of Secrets.[3]
Diskografie
Studioalben
- 1981: Nick Mason’s Fictitious Sports (komponiert und co-produziert von Carla Bley)
- 1985: Profiles (mit Rick Fenn)
- 1987: White of the Eye (Soundtrack, mit Rick Fenn)
- 1988: Tank Mailing (Soundtrack, mit Rick Fenn)
Livealben
- 2020: Live at the Roundhouse (als Nick Mason’s Saucerful of Secrets)
Instrumente
Mason spielt Doublebassdrumsets, welches bis zum Album Ummagumma eines Premier war.[5] Danach war er lange Zeit mit einem Ludwig-Schlagzeug, in der Farbgebung Silver Sparkle, bestehend aus zwei Bass Drums, zwei Hänge-Toms, zwei Stand-Toms, Snare, Hi-Hat, vier Becken und einem Gong, zu sehen. Heute spielt er ein Schlagzeug von Drum Workshop, zusätzlich gab er in einem Interview an, noch drei weitere Schlagzeuge dieser Marke zu haben.[5]
Privatleben
Nick Mason ist in zweiter Ehe mit Annette Lynton verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Zwei weitere Kinder entstammen einer früheren Ehe mit Lindy Rutter (1968–1988).
Nick Masons Automobilsammlung
Nick Mason ist ein großer Liebhaber von Oldtimern und alten Rennwagen. Er fährt selbst Rennen. So nahm er beispielsweise 1991 zusammen mit David Gilmour und Steve O’Rourke an der Carrera Panamericana, einem Rennen in Mexiko, teil. Dieses Ereignis ist im Film La Carrera Panamericana festgehalten, dem ein Pink-Floyd-Soundtrack unterlegt ist. Nick Mason startete auch fünfmal als Fahrer bei den 24 Stunden von Le Mans. Beste Platzierung war Rang 18, 1979 auf einem Lola T297. Mason besitzt eine große Sammlung von verschiedenen Autos, darunter befindet sich auch ein Trabant, den Mason als „historisch sehr interessantes Fahrzeug“ schätzt. Als die Namen der Käufer des Ferrari Enzo bekanntgegeben wurden, den Ferrari nur an ausgesuchte Persönlichkeiten verkaufte, befand sich Mason darunter. Sein Lieblingsauto in der Sammlung ist jedoch angeblich ein alter Wagen eines Clowns aus dem Zirkus, bei dem per Knopfdruck alle vier Türen herausfallen, der Sitz nach hinten fällt und der Fahrer rückwärts aus dem Auto purzelt, sodass der Clown dem selbständig weiterfahrenden Gefährt hinterherlaufen kann. Das wertvollste Auto seiner Sammlung ist ein Ferrari 250 GTO, den er 1977 um 37.000 Pfund erwarb. Der Wagen hat heute einen Schätzwert von 30 Millionen Pfund.[6]
Mitte der 1980er Jahre gründete er zusammen mit Mike Hallowes das Unternehmen Ten Tenths, das sich um verschiedenste Dienstleistungen rund ums Automobil kümmert.
Statistik
Le-Mans-Ergebnisse
Jahr | Team | Fahrzeug | Teamkollege | Teamkollege | Teamkollege | Platzierung | Ausfallgrund |
---|---|---|---|---|---|---|---|
1979 | Dorset Racing Associates | Lola T297 | Brian Joscelyne | Anthony Birchenhough | Richard Jenvey | Rang 18 | |
1980 | Dorset Racing Associates | Lola T297 | Peter Clark | Martin Birrane | Rang 22 | ||
1982 | Emka Productions | BMW M1 | Steve O’Rourke | Richard Down | Ausfall | kein Öldruck | |
1983 | Dome Racing | March RC82 | Eliseo Salazar | Chris Craft | Ausfall | Kupplungsschaden | |
1984 | GTi Engineering | Porsche 956 | Richard Lloyd | René Metge | Disqualifiziert | unerlaubte Hilfe |
Literatur
- Nick Mason, Mark Hales: Into the Red. 21 Classic Cars that Shaped a Century of Motor Sport. Virgin, London 1998, ISBN 1-85227-225-2 (Revised edition als: Into the Red. Twenty-two Classic Cars that Shaped a Century of Motor Sport. ebenda 2004)
- Deutsche Version, Jan Hetebrügge: Bis ans Limit. 21 Autoklassiker, die ein Jahrhundert Motorsport prägen, S&L MedienContor, Hamburg 1998, ISBN 3-931962-89-X
- Nick Mason: Inside Out. A Personal History of Pink Floyd. Weidenfeld & Nicolson, London 2004, ISBN 0-297-84387-7.
- Deutsche Version: Inside Out. Mein persönliches Porträt von Pink Floyd. Rockbuch-Verlag, Schlüchtern 2005, ISBN 3-927638-09-9.
- Deutsche Version: Inside Out. Meine Geschichte mit Pink Floyd. Erweiterte und aktualisierte Ausgabe. Edel, Hamburg 2018, ISBN 978-3-8419-0639-7. (Mit Fotos, Chronik und Register)
Weblinks
- Nick Mason in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Nick Mason im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nick Mason bei MusicBrainz (englisch)
- Nick Mason bei Drummerworld (englisch) (Bilder)
- Ten Tenths-Homepage
- Pink-Floyd-Schlagzeuger Nick Mason: "Wir brauchen das 1-Liter-Auto" Spiegel Online Interview vom 8. Mai 2012
- Musik ist getanzte Architektur Rheinische Post-Interview vom 26. Juli 2018
Einzelnachweise
- BFI | Film & TV Database | MASON, Bill. 21. Januar 2010, abgerufen am 19. August 2020.
- Britain's Biggest Artists Rock The London 2012 Closing Ceremony Inclu… 10. Januar 2013, abgerufen am 19. August 2020.
- Neil McCormick: Nick Mason’s Saucerful of Secrets review, Dingwalls: thrilling return to weirdness of Sixties Pink Floyd. In: The Telegraph. 21. Mai 2018, ISSN 0307-1235 (telegraph.co.uk [abgerufen am 5. April 2021]).
- Chartquellen: DE AT CH UK US
- von Tom Schäfer: Nick Mason: Der Rhythmusarchitekt von Pink Floyd. 27. Januar 2016, abgerufen am 24. März 2021 (deutsch).
- Der Ferrari 250 GTO von Nick Mason