Netanja
Netanja (hebräisch נתניה [nɛ'tanja]; arabisch نتانيا, DMG Natāniyā; auch Netanya oder Nathania oder Natanya) ist eine Stadt in Israel. Sie liegt zwischen Tel Aviv und Chadera in der Scharonebene an der israelischen Mittelmeerküste. Sie bettet sich zwischen den Fluss Poleg und das Wingate Institut im Süden und den Fluss Avichail im Norden. 2018 lebten in Netanja 217.244 Einwohner.[3] Der Küstenstreifen, an dem Netanja liegt, ist von subtropischem Klima geprägt.
Netanja | |||
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Basisdaten | |||
hebräisch: | נתניה | ||
arabisch: | نتانيا | ||
Staat: | Israel | ||
Bezirk: | Zentral | ||
Gegründet: | 18. Februar 1929 | ||
Koordinaten: | 32° 20′ N, 34° 51′ O | ||
Höhe: | 35 m | ||
Fläche: | 28,455 km² | ||
Einwohner: | 217.244 (Stand: 2018)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 7.635 Einwohner je km² | ||
Gemeindecode: | 7400 | ||
Zeitzone: | UTC+2 | ||
Postleitzahl: | 42040 - 42173[2] | ||
Gemeindeart: | Stadt | ||
Bürgermeister: | Miriam Feirberg | ||
Website: | |||
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Sehenswürdigkeiten
Im Stadtgebiet von Netanja gibt es verschiedene Sehenswürdigkeiten:
Naturschutzgebiet „Giv'at Ha-Irisim“: Auf einigen Sanddünen entlang der Küste befindet sich eine der größten Konzentrationen der in Israel endemischen und äußerst seltenen Schwertlilienart Iris atropurpurea (Purpuriris). Auf diese nach dem Hohelied 2:1 auch Sharon-Lilie genannte[4] Blume bezieht sich auch das Stadtwappen.[5]
Naturschutzgebiet „Schlulit HaChoref/Schlulit Dora“: Im Süden der Stadt gibt es einen Teich, der sich nur im Winter mit Wasser füllt. Dieser ist einer der letzten Winterteiche in Israel (fast alle anderen wurden ausgetrocknet oder überbaut). Als Biotop ist er für viele Tierarten von großer Bedeutung.
Im Stadtteil „Ne'ot Herzl“ befindet sich ein geschützter 900 Jahre alter[6] Maulbeer-Feigen-Baum, der in alten Schriften bereits oft erwähnt wurde und an der alten Wegstrecke Haifa-Jaffa liegt.
Der ca. 11 km lange Strand von Netanja gehört zu den schönsten in Israel. Eine Besonderheit ist, dass er unterhalb einer bis zu 30 m hohen Klippe liegt.
In der Saison 2008/09 übernahm der deutsche Trainer und ehemalige Fußballweltmeister Lothar Matthäus das Traineramt des örtlichen Fußballvereins Maccabi Netanja, was den Ort auch in Deutschland bekannt machte. Der ursprünglich bis 2010 laufende Vertrag wurde jedoch bereits zum Ende der Saison wieder aufgelöst.
Das Siegesdenkmal in Netanja wurde 2012 eingeweiht.
Wirtschaft
Netanjas wirtschaftliche Schwerpunkte liegen in den Bereichen Landwirtschaft (Anbau von Zitrusfrüchten), Diamantenindustrie (die Stadt ist neben Ramat Gan ein Zentrum der israelischen Diamantenindustrie), Tourismus, verarbeitende Industrie sowie Dienstleistungen, vor allem in der Telekommunikation. 2005 verlegte Cellcom, mit 2,5 Millionen Kunden der größte Anbieter von Mobilfunkservices in Israel, seinen Sitz nach Netanja.[7]
Netanjas moderne Industrie verteilt sich hauptsächlich auf vier Industrieparks mit über 300 Unternehmen. Viele Unternehmen wie bsp. Saifun Semi Conductors im Sapir Business and Technology Park, das im NVM-Bereich aktiv ist, oder das 1997 errichtete Entwicklungscenter von Cisco betätigen sich im High-Tech- und auch Cleantech-Sektor. 2009 verkündete der deutsch-jüdische Geschäftsmann und Besitzer des lokalen Fußballclubs, Daniel Jammer, unter Beteiligung der deutschen und israelischen Versicherungsunternehmen Allianz SE und Migdal Insurance einen Fonds über 250 Millionen Euro für Investitionen in die Cleantech-Industrie aufzusetzen.[8]
Zudem befindet sich der Hauptsitz von Israels größter Bierbrauerei Tempo in Netanja.
Verkehr
Netanja ist an das Autobusnetz von Egged angeschlossen; für das regionale Liniennetz der Scharonebene ist Netanja das Zentrum. Der städtische Busverkehr wird ebenfalls von Egged betrieben. Einige Strecken, vor allem nach Chadera, werden von Netiv Express betrieben.
Die Stadt liegt an der Bahnstrecke Naharija–Be’er Sheva und wird vor allem von Vorortszügen der Linien Binjamina – Aschkelon oder Netanja – Rechowot bedient. Stündlich verkehren bis zu drei Züge nach Tel Aviv. In den Randstunden halten auch Züge nach Naharija und Be’er Scheva. Netanja hat zwei Bahnhöfe (Netanja im Zentrum und Netanja-Sapir im Süden der Stadt).
Netanja wird von der Autobahn Haifa – Tel Aviv durchquert; der Ort hat drei Anschlüsse.
Bildung
In Netanja befinden sich zwei akademische Einrichtungen:
- das Wingate Institut (Israels Sportuniversität)
- das Netanya Academic College
Außerdem befindet sich in Netanja der Hauptsitz der IKMF. Diese hält mehrmals im Jahr Krav-Maga-Trainingscamps für Teilnehmer aus aller Welt ab.
Geschichte
20. Jahrhundert
Netanja wurde 1929 als Moschawa (landwirtschaftliche Siedlung von Einzelbauern) gegründet; der Schwerpunkt der Landwirtschaft lag auf dem Anbau von Zitrusfrüchten. Benannt wurde die Stadt nach Nathan Straus (1848 Otterberg/Rheinpfalz -1931 New York, deutsch-amerikanischer Wohltäter, Zionist, Mitgründer und Mitinhaber des Kaufhauses Macy’s in New York).
Einen wesentlichen Wachstumsschub erhielt die Stadt Anfang der 1930er Jahre mit dem Bau der Straße von Chadera nach Kfar Saba und der Trockenlegung von Sümpfen in der Umgebung.
Jüdische Immigranten aus Europa ließen die Einwohnerzahl stark ansteigen. Heute ist Netanja Zentralort der Scharonebene und ein beliebter Badeort mit vielen Hotels; entlang der Küste besteht eine mehrere Kilometer lange Promenade.
A, 22. Januar 1995 explodierten kurz hintereinander zwei Bomben an der Beit Lid junction nahe Netanja. 21 Israelis, zumeist junge Soldaten, wurden dabei getötet. Der Islamische Dschihad bekannte sich zu dem Attentat.
21. Jahrhundert
Netanja wurde vor allem während der 2. Intifada vom 28. September 2000 bis Februar 2005 zum Ziel mehrerer Anschläge. Eine besondere Gefährdung geht dabei durch die Nähe zur nur 14 km entfernten palästinensischen Stadt Tulkarm aus.
- 1. Januar 2001: Die Explosion einer Autobombe neben einer Bushaltestelle in der Fußgängerzone im Zentrum von Netanja fordert 60 Verletzte. Eine nicht identifizierte Person, vermutlich einer der am Bombenanschlag beteiligten Terroristen, starb an schweren Verbrennungen. Die Hamas übernahm die Verantwortung für den Anschlag.
- 4. März 2001: Ein Selbstmordattentat mit Sprengstoff im Zentrum von Netanja bei dem es drei Tote und mindestens 60 Verletzte zu beklagen gab.
- 18. Mai 2001: Ein Selbstmordattentat eines palästinensischen Terroristen, der die tödliche Sprengladung an seinem Körper befestigt hatte, im Einkaufszentrum (Hasharon Shopping Mall) von Netanja bei dem fünf Israelis getötet und über 100 verletzt werden. Die Hamas übernahm die Verantwortung für das Attentat.
- 30. Mai 2001: Vor einer Schule in Netanja explodiert kurz vor 16:00 Uhr eine Autobombe, während sich noch eine Anzahl von Schülern im Gebäude aufhält. Dabei werden acht Personen verletzt. Der islamische Dschihad übernahm die Verantwortung für den Anschlag.
- 9. September 2001: Eine Autobombe explodiert an der Beit Lid junction auf der Höhe von Netanja und verletzt 17 Personen. Eine beim Anschlag getötete Person war vermutlich der Attentäter selbst.
- 9. März 2002: Ein Anschlag mit Feuerwaffen und Handgranaten im Gebiet des Hotels „Margoa“ in Netanja, bei dem zwei Israelis getötet und 50 verletzt werden.[9] Bei den Opfern handelt es sich um Israel Yihe, 27, aus Bnei Brak und die neun Monate alte Avia Malka aus Südafrika. Die al-Aqsa-Märtyrerbrigaden bekannten sich zu der Tat.[10]
- 27. März 2002: Zweiundzwanzig Personen werden bei einem Selbstmordattentat im Park Hotel in Netanja während des Sederabends, an dem 250 Gäste teilnahmen, getötet und 140 verletzt.[11] Die Hamas übernahm die Verantwortung für den Anschlag. Der Terrorist war ein von Israel gesuchtes Hamas-Mitglied aus Tulkarem. Nach diesem Anschlag begann die israelische Armee die Operation Schutzschild.
- 19. Mai 2002: Drei Tote und 59 Verletzte bei einem Selbstmordattentat, verübt auf dem Markt Netanjas von einem als Soldat verkleideten Terroristen. Hamas und PFLP übernahmen beide die Verantwortung für das Attentat.[12]
- 30. März 2003: Über 40 Personen werden bei einem Selbstmordanschlag in der Fußgängerzone am Eingang zum „London Café“ im Zentrum Netanjas verletzt. Der Attentäter kam dabei ums Leben. Der islamische Jihad übernahm die Verantwortung für dan Anschlag.
- 12. Juli 2005: Fünf Tote und etwa 90 Verletzte fordert ein Selbstmordattentat vor der Hasharon Mall in Netanja. Der Terrorist wurde als Ahmed Abu Khalil identifiziert, 18 Jahre alt, aus dem West-Bank-Dorf Atil. Der islamische Jihad übernahm die Verantwortung für das Attentat.
- 5. Dezember 2005: Fünf Personen werden bei einem Selbstmordattentat am Eingang zur Sharon Shopping Mall in Netanja getötet und über 50 verletzt. Der Terrorist zündete die Bombe, als er von Sicherheitskräften gestoppt wurde, von denen eine ihr Leben dabei lassen musste. Der islamische Jihad übernahm die Verantwortung für das Attentat.[13]
Bürgermeister
- Miriam Feierberg (Likud)[14]
Partnerstädte
Söhne und Töchter der Stadt
- Imrich Lichtenfeld (1910–1998), Krav-Maga-Begründer
- Eyal Halfon (* 1956), Autor und Regisseur
- Eyal Yanilov (* 1959), Chef des internationalen Verbands Krav Maga Global (KMG)
- Ronny Levy (* 1966), Fußballspieler und -trainer
- Meirav Ben-Ari (* 1975), Politikerin
- Omer Klein (* 1982), Jazzpianist und Komponist
- Stav Shaffir (* 1985), Politikerin
- Guy Abend (* 1990), Fußballspieler
- Gil Blumenshtein (* 1990), Fußballspieler
- Nikita Chaikin (* 1995), Fußballspieler
Einzelnachweise
- אוכלוסייה ביישובים 2018 (Bevölkerung der Siedlungen 2018). (XLSX; 0,13 MB) Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- Israel Postcode. Abgerufen am 20. September 2014.
- אוכלוסייה ביישובים 2018 (Bevölkerung der Siedlungen 2018). (XLSX; 0,13 MB) Israel Central Bureau of Statistics, 25. August 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.
- „Netanya“ (Memento vom 17. Oktober 2010 im Internet Archive) auf travelnet.co.il.
- http://www.netanya.muni.il/Eng/?CategoryID=1619
- http://www.thefreelibrary.com/A+tree+pilgrimage+in+Israel-a0159285784
- http://www.pmo.gov.il/PMOEng/Archive/Speeches/2005/07/speech260705.htm
- http://www.tradingmarkets.com/.site/news/Stock%20News/2184059/@1@2Vorlage:Toter+Link/www.tradingmarkets.com (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.+
- http://berlin.mfa.gov.il/mfm/Web/main/document.asp?DocumentID=66343&MissionID=88
- 13 sterben bei Terroranschlägen am Samstag. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Israelische Botschaft in Berlin. 11. März 2002, ehemals im Original; abgerufen am 9. August 2019. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- http://www.n-tv.de/politik/Israel-und-der-Nahostkonflikt-article11658.html
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 2. November 2005 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- PDF bei tora.schearim.org (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Arafats Pessach-Killer: Sie hatten ihn schon im Knast. In: Israelnetz.de. 28. März 2002, abgerufen am 3. Oktober 2019.
- Pessach-Massaker: Bestürzung und Trauer auch in Dortmund und Gießen. In: Israelnetz.de. 28. März 2002, abgerufen am 3. Oktober 2019.