Neidhardswinden

Neidhardswinden (umgangssprachlich früher Eiterschwing[2]) ist ein Gemeindeteil des Marktes Emskirchen im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (Mittelfranken, Bayern).

Neidhardswinden
Höhe: 371–397 m ü. NHN
Einwohner: 189 (25. Mai 1987)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1978
Postleitzahl: 91448
Vorwahl: 09102
Der Emskirchener Gemeindeteil Neidhardswinden
Der Emskirchener Gemeindeteil Neidhardswinden
St. Johannes Baptist, ev.-lutherische Kirche
Haus Nr. 6: Gasthaus

Geografie

Das Kirchdorf liegt am Neidbächlein, der ein rechter Zufluss der Mittleren Aurach ist. 0,25 km nördlich des Ortes liegt das Waldgebiet Hörlein, 0,75 km nordöstlich das Kalbsholz. 0,5 km östlich liegt das Neuland, 0,75 km nordwestlich die Winterleiten, 0,5 km westlich das Kühtriebfeld, dahinter das Lebkuchner Holz.

Die Staatsstraße 2244 führt nach Neuschauerberg (1,7 km nördlich) bzw. an Kemmathen vorbei nach Markt Erlbach (4 km südwestlich). Die Kreisstraße NEA 23 führt nach Siedelbach (1,3 km südlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Dürrnbuch zur Kreisstraße NEA 19 (1,8 km südöstlich).[3]

Geschichte

Aus dem Grundwort des Ortsnamens kann geschlossen werden, dass es sich bei diesem Ort um eine Wendensiedlung handelt. Diese wurden im 8. bis 10. Jahrhundert von deutschen Grundherren zwangsumgesiedelt. Das Bestimmungswort ist Nithart, der Personenname des Siedlungsgründers, der aus der Gegend von Uehlfeld (Rohensaas) stammte.[4] 1295 wurde der Ort als „Neitherswinden“ erstmals urkundlich erwähnt, als der Nürnberger Bürger Hermann von Stein dem Kloster Birkenfeld ein Gut in dem Ort vermachte. Anfang des 14. Jahrhunderts gehörte noch der Zehnte des gesamten Dorfes dem Hochstift Würzburg. 1464 wurde der Ort in der markgräflichen Urbar geführt und zum Amt Markt Erlbach gezählt. Anfang des 16. Jahrhunderts unterstand das Dorf teilweise dem Amt Emskirchen. Den größten Teil der Güter besaß hier jedoch das Rittergut Wilhermsdorf.[5]

Die in der Region ab 1528 umgesetzte Reformation wurde wie in Wilhermsdorf erst 1572 nach Aussterben der bisherigen Herrschaft der Kirchenpatronate im Jahr 1569 (mit Wolf von Wilhermsdorf) und dem Aufzug der Freiherrn von Milchling als neuer Herrschaft durchgeführt.[6]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Neidhardswinden 42 Anwesen. Das Hochgericht übte teils, das brandenburg-bayreuthische Fraischvogteiamt Emskirchen-Hagenbüchach, teils die Herrschaft Wilhermsdorf aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte die Herrschaft Wilhermsdorf, was vom Kasten- und Jurisdiktionsamt Emskirchen angefochten wurde. Grundherren waren das Rittergut Buchklingen, das zur Herrschaft Wilhermsdorf gehörte (33 Anwesen: 16 Güter, 16 Häuser, 1 Schmiede) und andere Grundherren (9 Anwesen).[7]

1810 kam Neidhardswinden an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde es dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Emskirchen und der 1813 gebildeten Ruralgemeinde Dürrnbuch zugeordnet. Von 1817 bis 1818 gehörte Neidhardswinden zum Herrschaftsgericht Wilhermsdorf. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Neidhartswinden, zu der Finkenmühle gehörte.[8][9] Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Markt Erlbach zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Neustadt an der Aisch. Die freiwillige Gerichtsbarkeit und die Polizei über 33 Anwesen hatte jedoch bis 1839 das Patrimonialgericht Wilhermsdorf.[10] Ab 1862 gehörte Neidhardswinden zum Bezirksamt Neustadt an der Aisch (1939 in Landkreis Neustadt an der Aisch umbenannt) und ab 1856 zum Rentamt Markt Erlbach (1919–1929: Finanzamt Markt Erlbach, 1929–1972: Finanzamt Neustadt an der Aisch, seit 1972: Finanzamt Uffenheim). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Markt Erlbach (1879 in das Amtsgericht Markt Erlbach umgewandelt), von 1959 bis 1972 war das Amtsgericht Fürth zuständig, seitdem ist es das Amtsgericht Neustadt an der Aisch. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 4,901 km².[11]

Am 1. Januar 1978 wurde Neidhardswinden im Zuge der Gebietsreform nach Emskirchen eingemeindet.[12]

Baudenkmäler

  • St. Johannes Baptist, evangelisch-lutherische Kirche
  • Kirchhofmauer
  • Haus Nr. 6: Gasthaus
  • Steinkreuz vor Haus Nr. 4

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Neidhardswinden

Jahr 181818401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner 236336329318292265269268282270236214202202209209200211209297286253200202
Häuser[13] 4745465346434245
Quelle [14][15][16][16][17][16][18][16][16][19][16][16][20][16][16][16][21][16][16][16][22][16][11][23]

Ort Neidhardswinden

Jahr 001818001840001861001871001885001900001925001950001961001970001987
Einwohner 228328284262260195193280193196189
Häuser[13] 4446524542414450
Quelle [14][15][17][18][19][20][21][22][11][23][1]

Religion

Seit der Reformation ist der Ort überwiegend protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Johannes Baptist (Neidhardswinden) gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Michael (Wilhermsdorf) gepfarrt.

Literatur

Commons: Neidhardswinden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 339 (Digitalisat).
  2. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Bd. 3, Sp. 725.
  3. Neidhardswinden im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  4. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 19 (Erstausgabe: 1950).
  5. H. Sponholz (Hrsg.): Landkreis Neustadt an der Aisch, S. 113.
  6. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 190 und 195 (Erstausgabe: 1950).
  7. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 114. Dort fehlen Angaben zu den anderen Grundherren.
  8. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 34 (Digitalisat).
  9. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim S. 224.
  10. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 203.
  11. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 806 (Digitalisat).
  12. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 723.
  13. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahr 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  14. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 62 (Digitalisat). Für die Gemeinde Neidhardswinden zuzüglich der Einwohner von Finkenmühle (S. 26).
  15. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 102 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 179, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  17. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1061, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  18. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1227, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  19. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1161 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1234 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1272 (Digitalisat).
  22. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1099 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 176 (Digitalisat).
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