Nathalie Sergueiew
Nathalie „Lily“ Sergueiew (* 1912 in Sankt Petersburg; † 1950), russisch Ната́лья Серге́ева (Natál'ya Sergéjeva), war eine russischstämmige französische Doppelagentin, die während des Zweiten Weltkriegs für den britischenen Geheimdienst MI5 gegen die Deutschen spionierte. Ihr Deckname war Treasure („Schatz“).
Leben
Natalja Sergejewa wurde 1912 in St. Petersburg geboren. Nur fünf Jahre später, bei Ausbruch der Oktoberrevolution, verließ die Familie die Heimat und ging ins Exil nach Paris, wo „Lily“, wie sie sich selbst nannte und auch genannt wurde, fortan aufwuchs. Die junge Frau studierte Malerei an der Académie Julian. In den folgenden Jahren, vor dem Zweiten Weltkrieg, reiste sie viel, und vervollkommnete dabei ihre Fremdsprachenkenntnisse neben Französisch, vor allem in Deutsch und Englisch. Mitte der 1930er-Jahre arbeitete sie als Journalistin in Berlin und interviewte sogar einmal Hermann Göring. Danach reiste sie unter anderem nach Warschau, Saigon und nach Syrien. Hier wurde sie im Jahr 1939 vom deutschen Überfall auf Polen überrascht.
Als im Juni 1940 deutsche Truppen in Paris einmarschierten, fällte sie eine außerordentliche Lebensentscheidung und beschloss, nach Europa zurückzukehren. Sie suchte den Journalisten Felix Dassel auf, einen Agenten der Abwehr (deutscher Geheimdienst), und ließ sich von ihm als Spionin anwerben. Durch ihn erlernte sie auch wichtige Spionagetechniken wie Geheimschriften, Verwendung von Chiffren, Funktelegrafie, Morsecode sowie das Erkennen alliierter Uniformen und Ausrüstungsgegenstände.
Über Madrid wurde sie nach England eingeschleust. Dort angekommen, wendete sie sich jedoch an das MI6, den britischen Geheimdienst, in Person von Kenneth Benton. Nun Doppelagentin als Teil des Systems Double Cross (XX) erhielt sie den Decknamen Treasure.[1]
Wichtigste Aufgabe von XX in den Jahren 1943 und 1944 war es, als Teil der alliierten Täuschungsaktion Operation Fortitude zu wirken. Zweck war, die deutsche Führung über den Ort der geplanten Landung in Frankreich zu desinformieren. Im März 1944 reiste sie von England nach Lissabon, um dort ihren deutschen Führungsoffizier, Major Emil Kliemann, zu treffen und von ihm ein Funkgerät zu erhalten.[2] Sie kehrte nach England zurück und trat von dort aus mit ihrem deutschen Führungsoffizier in Kontakt, verriet ihm jedoch – unter Anleitung und Aufsicht des britischen Geheimdiensts – falsche Informationen.
Gegen Ende des Krieges kehrte sie nach Frankreich zurück. Fünf Jahre nach Kriegsende starb sie im Alter von nur 38 Jahren. Postum, im Jahr 1968, wurden ihre Memoiren Secret Service Rendered veröffentlicht.[3]
Literatur
- José António Barreiros: Nathalie Sergueiew – uma agente dupla em Lisboa. O Mundo em Gavetas 2006, ISBN 978-9-89950-530-8, (portugiesisch).
Weblinks
- Porträtfoto
- Foto von ihr zusammen mit Emil Kliemann.
- The double-cross (englisch).
- Sending false information (englisch).
- The end of ‘Treasure’ (englisch).
Einzelnachweise
- Nathalie Sergueiew alias Treasure (englisch), abgerufen am 26. Juni 2021.
- José António Barreiros: Nathalie Sergueiew – uma agente dupla em Lisboa. O Mundo em Gavetas 2006, ISBN 978-9-89950-530-8, (portugiesisch).
- Double agent nearly revealed D-day secrets over dog's death (englisch), abgerufen am 26. Juni 2021.