Mundit
Mundit ist ein extrem selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der Zusammensetzung Al[(UO2)3|(OH)3|(PO4)2]·≈5,5H[2] und damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Aluminium-Uranyl-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.
Mundit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
IMA 1980-075[1] |
Chemische Formel | Al[(UO2)3|(OH)3|(PO4)2]·≈5,5H2O[2] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.EC.30 42.07.13.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m oder orthorhombisch-pyramidal; mm2[3] |
Raumgruppe | Pmcn (Nr. 62, Stellung 5)[2] |
Gitterparameter | a = 17,08 Å; b = 30,98 Å; c = 13,76 Å[2] |
Formeleinheiten | Z = 16[2] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 2 bis 3[4] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: > 4,05; berechnet: 4,295[3] |
Spaltbarkeit | vollkommen nach {010}, {100}, {001}[3] |
Bruch; Tenazität | nicht definiert |
Farbe | goldgelb bis hellgelb |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | Glasglanz |
Radioaktivität | sehr stark[5] |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,620[6] nβ = 1,682[6] nγ = 1,688[6] |
Doppelbrechung | δ = 0,068[6] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 33° (gemessen); 32° (berechnet)[6] |
Weitere Eigenschaften | |
Besondere Merkmale | Fluoreszenz |
Mundit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem, entwickelt jedoch nur winzige, rechteckig-tafelige Kristalle bis etwa 0,5 Millimetern Größe. Diese sind durchsichtig und von goldgelber bis hellgelber Farbe mit einem glasähnlichen Glanz auf den Oberflächen. Auf der Strichtafel hinterlässt Mundit einen weißen Strich.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Mundit in den „Kobokobo“-Pegmatiten bei Mwenga im Lusungu River District der kongolesischen Provinz Sud-Kivu. Die Erstbeschreibung erfolgte 1981 durch Michel Deliens und Paul Piret, die das Mineral nach dem belgischen Radiochemiker Walter Mund (1892–1956) benannten.
Sechs Stücke (wenige Milligramm) des Minerals werden als Typmaterial im „Musee Royale Afrique Centrale“ der belgischen Gemeinde Tervuren unter Katalognummer RGM 11.888[7] aufbewahrt.[8]
Klassifikation
Da der Mundit erst 1980 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet. Einzig im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser klassischen Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VII/E.07-20. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Uranyl-Phosphate/Arsenate und Uranyl-Vanadate mit [UO2]2+-[PO4]/[AsO4]3- und [UO2]2+-[V2O8]6-, mit isotypen Vanadaten (Sincosit-R.)“, wo Mundit zusammen mit Althupit, Arsenovanmeersscheit, Arsenuranylit, Bergenit, Dewindtit, Dumontit, Françoisit-(Ce), Françoisit-(Nd), Hügelit, Kamitugait, Kivuit, Metavanmeersscheit, Nielsbohrit, Phuralumit, Phosphuranylit, Phurcalit, Renardit, Vanmeersscheit und Yingjiangit eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[4]
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) bis 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Mundit zunächst allgemeiner in die Abteilung der „Uranylphosphate und Arsenate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach dem Stoffmengenverhältnis des Uranoxids (UO2) zum Phosphat- bzw. Arsenatkomplex (RO4), so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „UO2 : RO4 = 3 : 2“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.EC.30 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mundit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 42.07.13 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)3Zq × x(H2O)“ zu finden.
Kristallstruktur
Mundit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pmcn (Raumgruppen-Nr. 62, Stellung 5) oder P21cn (Nr. 33, Stellung 4) mit den Gitterparametern a = 17,08 Å; b = 30,98 Å und c = 13,76 Å sowie 16 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]
Eigenschaften
Das Mineral ist durch seinen Urangehalt von etwa 61 % (69,35 % UO2) als sehr stark radioaktiv eingestuft und weist eine spezifische Aktivität von etwa 109,4 kBq/g[5] auf (zum Vergleich: natürliches Kalium 0,0312 kBq/g).
Unter UV-Licht zeigt Mundit eine hellgrüne Fluoreszenz, ähnlich der von neonfarbenen Textmarkern.
Bildung und Fundorte
Mundit bildet sich in der Oxidationszone uranhaltiger, komplexer Granit-Pegmatite. Als Begleitminerale treten unter anderem Eylettersit, Phuralumit, Upalit, Ranunculit und Threadgoldit auf.
Das Mineral konnte bisher (Stand: 2013) nur an seiner Typlokalität Kobokobo in der Demokratischen Republik Kongo nachgewiesen werden.[6]
Vorsichtsmaßnahmen
Aufgrund der starken Radioaktivität des Minerals sollten Mundit-Mineralproben nur in staub- und strahlungsdichten Behältern, vor allem aber niemals in Wohn-, Schlaf- und Arbeitsräumen aufbewahrt werden. Ebenso sollte eine Aufnahme in den Körper (Inkorporation, Ingestion) auf jeden Fall verhindert und zur Sicherheit direkter Körperkontakt vermieden sowie beim Umgang mit dem Mineral Mundschutz und Handschuhe getragen werden.
Siehe auch
Literatur
- Michel Deliens, Paul Piret: Les Phosphates d'uranyl et d'aluminium de Kobokobo, V. Mundite, a new mineral. In: Bulletin de minéralogie. Band 104, Nr. 5, 1981, S. 669–671 (französisch).
- Michael Fleischer, Louis J. Cabri, G. Y. Chao, J. A. Mandarino, Adolf Pabst: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 67, 1982, S. 621–624 (englisch, rruff.info [PDF; 545 kB; abgerufen am 27. Oktober 2019]).
Weblinks
- Mineralienatlas: Mundit (Wiki)
Einzelnachweise
- Malcolm Back, William D. Birch, Michel Blondieau und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2019. (PDF 2672 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2019, abgerufen am 27. Oktober 2019 (englisch).
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 527 (englisch).
- Mundite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 27. Oktober 2019]).
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
- David Barthelmy: Mundite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 27. Oktober 2019 (englisch).
- Mundite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 27. Oktober 2019 (englisch).
- Catalogue of Type Mineral Specimens – M. (PDF 124 kB) In: docs.wixstatic.com. Commission on Museums (IMA), 12. Dezember 2018, abgerufen am 27. Oktober 2019.
- Michael Fleischer, Louis J. Cabri, G. Y. Chao, J. A. Mandarino, Adolf Pabst: New Mineral Names. In: American Mineralogist. Band 67, 1982, S. 621–624 (englisch, rruff.info [PDF; 545 kB; abgerufen am 27. Oktober 2019]).
- Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF 1703 kB) In: cnmnc.main.jp. IMA/CNMNC, Januar 2009, abgerufen am 27. Oktober 2019 (englisch).